Sankt Englmar

Pferdehasser schlägt wieder zu


So sah  Rolex  aus, als er gefunden wurde.

So sah Rolex aus, als er gefunden wurde.

Es ist Frühling und viele Pferdebesitzer haben ihre Tiere wieder auf der Weide. Nun ist es wieder passiert: Zwei Pferde sind auf einer Koppel in Hinterwies bei Sankt Englmar von einem Unbekannten mit einem Messer oder Skalpell schwer verletzt worden.

Die Polizei ermittelt und prüft nun auch mögliche Zusammenhänge mit Fällen in den vergangengen Jahren.

April 2016: Ein Araber-Mix auf einem Pferdehof bei Degernbach hat eine glatte, zehn Zentimeter lange und sehr tiefe Schnittwunde zwischen Brust und Schulter. Bei dem Vorfall stand das Pferd auf einer Koppel des relativ abgelegenen Hofes.

August 2017: Das Pferd Sky in Wiesenfelden hat eine Schnittwunde im Hüftbereich und zahlreiche offene Stellen an Hinterteil und Füßen. Als es gefunden wird, steht es knapp außerhalb seiner Umzäunung.

Bei  Vitali  sah die frische Verletzung so aus. Mittlerweile hat sich die sehr tiefe Wunde entzündet und musste am Freitag noch einmal geöffnet werden.

Bei Vitali sah die frische Verletzung so aus. Mittlerweile hat sich die sehr tiefe Wunde entzündet und musste am Freitag noch einmal geöffnet werden.

Mai 2018: In Straubing-Ittling hat ein Pferd eine blutige Stichwunde. Der Holsteiner stand auf der Koppel, der Vorfall passierte am späten Vormittag.

August 2018: Eine Stute wird in der Box in einem Stall in Hagelstadt (Kreis Regensburg und nicht besonders weit entfernt zur Landkreisgrenze Straubing-Bogen) von einem Unbekannten brutal im Genitalbereich verletzt - ebenfalls mit einem scharfen und spitzen Gegenstand.

Dezember 2018: In Schwarzach wird ein Pferd am gangzen Körper mit einer ätzenden Flüssigkeit überschüttet. Das Tier stand auf der Koppel nahe am Wohnhaus.

Juli 2019: Auf einer Koppel am Predigtstuhl bei Sankt Englmar hat ein Pferd eine Schnittwunde am Vorderfuß.

• Und nun April 2020: In Hinterwies bei Sankt Englmar sind ebenfalls zwei Pferde auf der Koppel an zwei aufeinanderfolgenden Tagen mit einem Messer am Kopf schwer verletzt worden.

In allen sieben Fällen hat der Tierarzt eine anderweitige Verletzung auf der Koppel oder mit Artgenossen definitiv ausgeschlossen.

Julia und Klaus Wittmann aus Sankt Englmar sind jetzt noch schockiert darüber, was ihren Kaltblut-Pferden angetan wurde. Insgesamt hat die Familie sieben eigene Pferde und zwei Einsteller. Die Tiere gehören praktisch zur Familie, Koppel und Stall sind direkt am Haus und Julia Wittmann ist auch die meiste Zeit zu Hause. Trotzdem hat sich der Täter am helllichten Tag an die Jährlinge Vitali und Rolex herangetraut. Laut Polizeimeldung ist der Vorfall zwischen Sonntag, 26., und Dienstag, 28. April, passiert. "Zwei Tage vorher war bereits der Weidezaun ausgehängt", erzählt Julia Wittmann. Vitali hat sie morgens gegen 9.30 Uhr verletzt entdeckt. "Er hat gerade getrunken und sich zu mir umgedreht. Die ganze Tränke war voller Blut." Als der Vorfall mit Rolex passierte ist sich Julia Wittmann sicher, dass der Täter die Mittagszeit abwartete, bis sie mit dem Auto kurz wegfuhr, um etwas zu erledigen. Als sie wieder kam, hatte das Tier - genauso wie Vitali am Tag zuvor - eine etwa zehn Zentimeter lange Schnittwunde am Kopf, direkt über Maul und Nüstern.

Gibt es einen Triebtäter im Landkreis?

Wer macht so etwas? Gibt es einen Triebtäter im Landkreis Straubing-Bogen, der fast immer nach dem gleichen Muster vorgeht? "Das ist einer, der ein Problem mit diesen Tieren hat oder sich daran aufgeilt", wie es der Pressesprecher der Polizei Bogen formuliert. Die Polizei ermittelt nun auch, ob die Vorfälle vielleicht zusammengehören könnten. Auffällig sind die Gemeinsamkeiten schon: Bis auf den Fall in Schwarzach wurden alle Taten mit einem Messer oder Skalpell verübt. Immer gibt es kaum Spuren. Im aktuellen Fall hofft die Polizei durch die Aufnahmen von Wildtierkameras vielleicht verwertbare Hinweise zu bekommen.

In Hinterwies sind immer viele Wanderer und Fahrradfahrer unterwegs. "Manche laufen sogar direkt über die Pferdekoppel oder füttern unsere Tiere", was Julia Wittmann besonders ärgert. Leicht könne so auch ein Unfall passieren oder eines der Pferde durch diese Unvernunft eine Kolik bekommen. Auch jetzt sind wieder einige Hundert Euro an Tierarztkosten fällig. Die Schnittverletzung von Rolex heilt bereits sehr gut. Bei Vitali hat sie sich entzündet und musste am vergangenen Freitag noch einmal geöffnet und von Eiter gereinigt werden. Wenn sich die Wunde noch einmal entzündet, kann es für den Jährling auch tödlich enden. Zudem ist der Kleine seit dem Anschlag scheu: "Es geht jetzt schon wieder einigermaßen, aber am Anfang hatte er Angst sich am Kopf anfassen zu lassen", erzählt Klaus Wittmann.

Die Polizei empfiehlt Pferdebesitzern, besonders vorsichtig zu sein: "Kameras aufstellen, es gibt auch welche, die nachts filmen. Und Nachbarn, Stallkollegen oder Angehörige sensibilisieren." Unbefugte haben bei den Pferden nichts zu suchen und sollten angesprochen werden.

1.000 Euro Belohnung von Peta

Die Tierschutzorganisation Peta hat auf ihrer Internetseite 1.000 Euro Belohnung für Hinweise ausgelobt. "Der Unbekannte, der die beiden Pferde verletzt hat, muss gefunden und zur Rechenschaft gezogen werden", so Judith Pein im Namen von Peta. "Wir möchten dazu beitragen, den Tierquäler zu überführen", heißt es weiter. Immer wieder attackieren Unbekannte bundesweit Pferde. In der näheren Region laut Peta auch in Zwiesel, Regen, Passau oder Mainburg. Nicht selten steckten kranke sexuelle Fantasien dahinter. Die Taten seien eine mögliche Vorstufe für Sexual- oder Gewaltdelikte.

Die Polizei nimmt Hinweise unter Tel. 09422/8509-0 entgegen, auch von Pferdebesitzern, die vielleicht ähnliche Verletzungen bei ihren Tieren festgestellt, aber diese nicht angezeigt haben, weil sie nicht an ein Fremdverschulden dachten.