Gäubodenvolksfest
Lampionfahrt: "Da gibt's welche, die sitzen seit halb fünf da - verrückt!"
3. August 2016, 10:43 Uhr aktualisiert am 3. August 2016, 10:43 Uhr
Eine Picknick-Decke, ein großer Korb mit Essen und Getränken, eine Spielesammlung und jede Menge Insektenschutzspray - so bepackt pilgert Familie Egidi jedes Jahr am Tag der Lampionfahrt an die Donau. Sie sichern sich ihren Platz mit bester Aussicht auf die Donau und den späteren Sternenhimmel. Bis zu fünf Stunden warten sie dort auf ihr persönliches Highlight: das Feuerwerk.
Dieter Egidi und seine Töchter Jenny und Steffi sind dabei nicht alleine. Ab halb fünf Uhr nachmittags füllt sich der Donaudamm vom Adler Richtung Kanuclub. Immer mehr Zuschauer steuern ihren Stammplatz an.
Seit 30 Jahren schaut Dieter Egidi die Lampionfahrt an. "Meine Eltern sind mit mir jedes Jahr von Regensburg aus hergefahren", erinnert sich der 47-Jährige. Diese Tradition hat er an seine beiden Töchter weitergegeben. "Wir haben noch kein Jahr verpasst. Ich schaue jedes Jahr, dass ich am Tag der Lampionfahrt die Schicht so tauschen kann, dass ich schon so früh wie möglich hier sein kann. Wir wollen ja auch einen guten Platz", begründet Jenny Egidi.
Die Zeit bis zum Startschuss geht für die drei schnell vorbei, teilweise zu schnell. "Wir genießen diesen Tag im Jahr sehr. Wir haben oft nicht die Zeit, zusammen einige Stunden zu ratschen und Spiele zu spielen. Das verliert sich oft schon allein beruflich. Die Zeit zusammen genießen wir sehr", betont Dieter Egidi. Beide Töchter nicken. "Die Zeit hier am Ufer genießen wir sehr. Es ist alles so friedlich. Es gibt keine Streitereien, es kommen Generationen zusammen, alle freuen sich auf das Gleiche und man lernt auch neue Leute kennen", ergänzt Tochter Jenny. Der Höhepunkt des Abends ist - da sind sich alle einig - das Feuerwerk. "Das Niederfeuerwerk ist viel schöner als das Abschlussfeuerwerk - vor allem wegen der Musik. Da passt alles so super zusammen. Ist die Musik leise, kommt die Spannung auf.
die nächste Rakete. Die kommen erst, wenn die Musik wieder lauter wird. Gänsehaut pur", schwärmt Steffi.
Seit 42 Jahren freie Sicht am selben Platz
Weiter vorne am Damm - gegenüber der Sandbank haben Klaus und Michaela Höhenberger ihren Stammplatz. Das Ehepaar aus Landau an der Isar reserviert sich jedes Jahr zwischen vier und fünf Uhr nachmittags seinen Platz unter einem schattenspendenden Baum. Bewaffnet mit einer Baumschere bahnt sich der Landauer seinen Weg durch die Brennnesseln für den perfekten Blick. Dieses Jahr aber nutzt er die Schere nur für einen kleinen Schnitt. Die Stelle wurde schon ausgemäht. "Die Verantwortlichen schauen schon auf uns", ist er begeistert. Seit 42 Jahren hat der 55-Jährige kein Jahr verpasst - nur einmal gab es keine Lampionfahrt. Da war das Hochwasser schuld. An sein erstes Mal kann er sich noch gut erinnern. "Da war ich 13 Jahre alt. Ich bin beim Adler gestanden und hatte tolle Sicht auf die Donau. Da hat es mich gepackt." Seine Frau Michaela teilt mittlerweile seine Leidenschaft: "Seit wir verheiratet sind, bin ich dabei und ich liebe es."
Mindestens vier Stunden vor Start sitzen die beiden an der Donau. "Wir ratschen, essen, trinken und lernen Leute kennen", verrät Michaela Höhenberger. Daraus seien auch schon einige Freundschaften entstanden. So hält man sich gegenseitig auch mal die Plätze frei.
Während die Hartgesottenen später einen tollen Blick auf die Lampionfahrt haben, stehen diejenigen, die erst kurz vor Start einen Platz ergattern wollen, schon wenige Meter vorm Adler vor einer Polizeistreife. "Wegen Überfüllung geschlossen" heißt es. In der Menge, die ihr Glück über den Damm versucht oder aufgibt, sagt ein Mädchen zu seinem Freund: "Weißt du, da gibt's welche, die sitzen schon seit halb fünf an der Donau! Einfach verrückt!"