Neukirchen/Hunderdorf

Fehlschuss mit Folgen: Hat ein Pächter ein Jungtier stundenlang leiden lassen?


Symbolfoto: Roland Weihrauch/dpa

Symbolfoto: Roland Weihrauch/dpa

Von ber

Auf den ersten Blick erscheint die Gerichtsverhandlung wie ein alltäglicher Routinefall am Amtsgericht Straubing. Auf Verstoß gegen das Tierschutzgesetz lautet die Anklage.

Angeklagt: der Pächter eines Hirschgeheges im Gemeindebereich Neukirchen. Der 59-jährige Landwirt aus Aiterhofen soll Anfang März dieses Jahres ein Tier aus dem Rudel beim Versuch, es abzuschießen, nicht richtig getroffen haben. Es sei ein Gelenk am Vorderlauf verletzt worden, das Tier habe dadurch erhebliche Schmerzen leiden müssen. Erst Stunden später habe der Pächter Georg M. (Name geändert) professionelle Hilfe geholt, einen Metzger und Jäger aus Hunderdorf, der das Jungtier von seinem Leiden erlöst habe.

Es war Georg M.s erster Versuch, ein Stück Wild selbst zu erlegen, erst kurz vorher hatte er die Berechtigung zum Abschuss beim Landratsamt erworben. Der Fehlschuss des unerfahrenen Schützen sei unstreitig, erklärt M.s Verteidiger Volker Käsewieter. Allerdings sei sein Mandant anschließend in eine Paniksituation geraten und habe möglicherweise dadurch erst verspätet reagiert.

Nachbar Hans R. (Name geändert) will ein schreiendes und blutendes Jungtier beobachtet haben, das hinkend dem Rudel nachlief. Metzger Stefan L. (Name geändert), der Stunden später am Ort des Geschehens eintraf, sagt hingegen, er habe das verletzte Rotwild erst gar nicht gefunden. Hans R. habe durch das Fernglas gesehen, wie die übrigen 32 Hirsche den Zaun übersprungen hätten. Fest steht, dass das Rotwild anschließend frei herumlief, die Bevölkerung in Atem hielt und den Verkehr gefährdete. Weshalb und auf welchem Wege sie das Gehege verlassen haben, darüber gehen die Meinungen auseinander. Um die juristischen Fragen zu klären, wurde das Verfahren ausgesetzt. Eine Entscheidung ist im Laufe der nächsten Wochen zu erwarten.

Einen ausführlichen Bericht lesen Sie am Mittwoch, 17. Dezember, im Straubinger Tagblatt/Bogener Zeitung.