Straubing

Eva Petzenhauser im Interview: "Meine eigene Stimme im Fernsehen zu hören ist komisch"


Eva Petzenhauser ist seit März Synchronsprecherin für die Disney-Serie "Liv und Maddie". (Foto: pb)

Eva Petzenhauser ist seit März Synchronsprecherin für die Disney-Serie "Liv und Maddie". (Foto: pb)

Von Patrick Beckerle und Redaktion idowa

Sie hat sprichwörtlich Gold in der Kehle: Eva Petzenhauser. Schon seit Jahren steht die 25-jährige Wahl-Straubingerin als Sängerin auf der Bühne, spätestens seit der Premiere des umjubelten Erbsen-Musicals "Oschnputtl", in dem sie die Hauptrolle spielte, ist ihre Stimme bayernweit bekannt. Und bald auch noch über die Grenzen des Freistaats hinaus: Seit März ist Eva die Synchronstimme für Jessica Marie Garcia in der Disney-Serie "Liv und Maddie". Im Interview mit idowa schildert sie die Herausforderungen dieses Berufs, warum es komisch ist, seine eigene Stimme im Fernsehen zu hören und welcher Disney-Film ihr Liebling ist.

Eva, die meisten Menschen mögen es nicht, ihre eigene Stimme auf Band zu hören - wie ist das bei dir?
Eva Petzenhauser: Meine Stimme auf Band zu hören, bin ich mittlerweile eigentlich schon gewöhnt. Aber meine eigene Stimme im Fernsehen zu hören, ist komisch. Bei Animationsfilmen ist es leichter, aber die eigene Stimme und ein fremdes menschliches Gesicht - das ist für mich immer noch seltsam.

Ist es schon mal vorgekommen, dass du auf der Straße oder im Supermarkt wegen deiner Stimme erkannt worden bist?

Eva Petzenhauser: Ja. Einmal bin ich gefragt worden, ob ich das Oschnputtl bin - einem Mann ist mein Lachen bekannt vorgekommen.

In Zukunft könnte dir das vielleicht öfter passieren, denn seit März bist du ja als "Willow" in der Disney-Serie "Liv und Maddie" zu hören. Wie bist du zu der Rolle gekommen?
Eva Petzenhauser: Ich hatte von 2012 bis 2013 eine Synchronsprecher-Ausbildung an der POP-Akademie in München. Währenddessen hatte ich mit der Kabarett-Version von "Oschnputtl" einen Auftritt im Schlachthof. Da war zufällig die Synchronsprecherin Sabine Bohlmann (u.a. die deutsche Stimme der Lisa bei "Die Simpsons", Anm. d. Red.) als Gast im Publikum. Sie hat mich daraufhin über Facebook angeschrieben, wir sind ins Gespräch gekommen - und seitdem ist sie sozusagen meine Synchronpatin. Durch sie bin ich auch zu dem Casting für "Liv und Maddie" eingeladen worden.

Kannst du kurz zusammenfassen, worum es in der Serie geht?
Eva Petzenhauser: Es geht um die 15-jährigen Zwillinge Liv und Maddie, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Liv ist quasi ein kleiner Hollywood-Star und moderiert ihre eigene Fernsehshow, Maddie dagegen ist eine ganz bodenständige Basketballerin. Die beiden besuchen dieselbe Schule und ihr gemeinsamer Alltag ist das zentrale Thema der Serie. Der ist natürlich sehr witzig bei zwei so gegensätzlichen Charakteren. Und auch der Rest der Familie und Freunde trägt dazu seinen Teil bei. Ich spreche die Rolle der Willow, einer Basketballfreundin von Maddie.

Wie sieht der Arbeitsalltag im Sprechstudio aus?
Eva Petzenhauser: Wenn ich ins Studio komme, bekomme ich zunächst meinen Text. Ich sehe die Szene einmal komplett im Original-Ton und dann beginnen wir gleich mit den Aufnahmen. Die sind in mehrere Takes unterteilt - manchmal besteht ein Take aus drei Sätzen, manchmal nur aus einem Lachen.

Wie viele Versuche brauchst du ungefähr für einen Take, bis alles passt?
Eva Petzenhauser: Ich bin ja noch Anfängerin in diesem Bereich, deswegen brauche ich noch etwas länger als die Profis. Die sind teilweise wirklich auf einen Take fertig. Bei mir geht es manchmal ganz schnell, manchmal brauche ich zehn Anläufe. Je nachdem, wie schwierig die Szene ist, wie viele Atmer drin sind, ob ein Lacher dabei ist... Manchmal haben im Nachhinein auch die Regie oder die Cutterin noch Änderungswünsche - da spielen viele Faktoren eine Rolle.

Wie stark bist du mit der Figur verbunden, die du sprichst?
Eva Petzenhauser: Man muss schauen, dass man komplett in der Figur verschwindet, sonst hört es sich schnell gekünstelt an. Im besten Fall - was natürlich nicht immer gelingt - spricht man so, als wäre man selbst in der Szene mit dabei. Die meisten Synchronsprecher haben ja auch eine professionelle Schauspieler-Ausbildung.

Dass du auch schauspielerisches Talent hast, sieht man ja unter anderem in dem Video Stimmenkino auf deiner Webseite...
Eva Petzenhauser: Dankeschön!

...wo du sehr schnell sehr viele unterschiedliche Figuren hintereinander sprichst und dabei jedes Mal total anders klingst. Warst du schon immer ein sprachliches Naturtalent oder ist das das Ergebnis von hartem Training?
Eva Petzenhauser: An der Akademie, an der ich meine Ausbildung gemacht habe, lernt man hauptsächlich Sprechen im Sinne von Hochdeutsch sprechen, richtige Artikulation und so weiter. Aber das Talent, meine Stimme zu verstellen, war schon immer da. Ich weiß nicht, bis zu welchem Grad man dieses "Stimmen-Wechseln" erlernen kann, aber ich glaube, damit ist es so ähnlich wie beim Dialekt: Entweder man hat es oder man hat es nicht.

Wenn du drei Eigenschaften nennen müsstest, die ein Synchronsprecher unbedingt für seinen Beruf braucht - welche wären das?
Eva Petzenhauser: Das ist wirklich schwierig... ich würde sagen, Spontanität ist wichtig. Wenn die Regie sagt: "Gib uns mal 'ne andere Stimme", dann muss man sich schnell was überlegen können. Insofern sollte man auch kreativ sein. Und was für mich als Quereinsteiger sehr positiv war, war der Spaß an der Sache. Ich weiß nicht, wie es den Profis dabei geht, denn als frischer Einsteiger würde ich mich noch nicht so bezeichnen, aber ich habe in letzter Zeit oft die positive Kritik bekommen: "Hey, du hast Spaß dabei und das hört man". Ich glaube, das macht auch die Figuren lebendiger. Und wenn man Spaß an der Arbeit hat, kommt am Ende auch immer was Gutes raus.

Gibt es eine bestimmte Serie oder eine bestimmte Art von Film, in dem du unbedingt mal eine Rolle sprechen willst?

Eva Petzenhauser: Was ich schon immer unbedingt sprechen wollte, war eine Rolle bei Walt Disney. Bei einer Serie habe ich das ja schon erreicht. Aber was ich noch sehr gerne machen würde, wäre ein typisches Disney-Märchen, in dem dann auch gesungen wird. Das stelle ich mir fantastisch vor.

Damit zur wohl obligatorischen Abschlussfrage: Jeder hat ja einen Lieblings-Disneyfilm. Welcher ist deiner?
Eva Petzenhauser: "Küss den Frosch". Eigentlich sind ja alle super, aber der ist besonders toll.

Info:
Weitere Informationen zu Eva Petzenhauser finden Sie auf ihrer Homepage. Unter der Rubrik Sprecherin befindet sich auch das sehr sehenswerte Video "Eva Pe Stimmenkino".