Unerkannt geflüchtet

Sohn bittet um Hinweise nachdem sein Vater in Pocking angegriffen wurde

Ein 61-Jähriger wird in Pocking brutal von einem Fremden zusammengeschlagen und kämpft nun im Krankenhaus um sein Leben. Sein Sohn bittet um Hinweise.


Am Freitagabend ist ein 61-Jähriger in Pocking (Kreis Passau) aus dem Nichts von einem Fremden angegriffen worden. Nun bittet se

Am Freitagabend ist ein 61-Jähriger in Pocking (Kreis Passau) aus dem Nichts von einem Fremden angegriffen worden. Nun bittet sein Sohn um Hinweise.

Erst vor drei Wochen ist er Opa geworden. Ein wahnsinnig stolzer Opa. In wenigen Tagen hätte der 61-Jährige seine Enkelin wieder in die Arme schließen können. Er war schon aufgeregt, fieberte dem Wiedersehen entgegen. So erzählt es sein Sohn Patrick W. (38) unserer Mediengruppe.

Doch seit Freitagabend steht die Welt für die Familie still. Der 61-Jährige ist mitten in Pocking im Landkreis Passau von einem Fremden angegriffen und verprügelt worden. Aus dem Nichts. Hirnödem, gebrochene Rippen, gebrochenes Brustbein, Platzwunde am Kopf.

Wie sein Sohn am Dienstag sagt, werden nach der Attacke Hirnschäden bei dem 61-Jährigen befürchtet. Derzeit liegt er in Rotthalmünster im Kreiskrankenhaus. Die Familie lässt ihn aber zu neurologischen Spezialisten verlegen, das konnte sie kurzfristig erreichen. Sie sucht nun bereits nach einem Ort, an dem er eine neurologische Rehabilitation bekommen kann.

Die Familie sucht aber nicht nur Hilfe bei der Behandlung, sondern auch Hinweise auf den Täter. Der Sohn hat den Angriff bei Facebook öffentlich gemacht. Über 10.000 Mal ist der Beitrag schon geteilt worden.

Darin beschreibt er auch, was aus seiner Sicht bisher über den Tatabend am 6. Oktober bekannt ist: "Meine Eltern waren mit Freunden zum Essen in Bad Griesbach verabredet." Auf dem Weg dorthin muss man durch Pocking durchfahren.

Mitten im Zentrum passiert gegen 19 Uhr das Unfassbare: An einer Kreuzung schlägt ihnen ein Unbekannter auf die Heckscheibe ihres Autos. Es scheppert zweimal heftig. Die Eltern parken, steigen aus. Was ist da gerade passiert?

"Der Mann boxte ihm unvermittelt in den Bauch"

Der 38-jährige Sohn berichtet, was seine Mutter mitansehen muss: "Der Mann ging auf meinen Vater zu und boxte ihm unvermittelt zweimal in den Bauch. Mein Vater ist zusammengesackt."

Seine Mutter hört den Angreifer noch etwas in gebrochenem Deutsch sprechen, dann in einer Sprache, die sie nicht kennt. Der Täter geht weg, der Vater rappelt sich auf und will ihm hinterher. "Er wollte offenbar nicht, dass der Mann unerkannt weggehen kann", so erklärt es sich sein Sohn. Er beschreibt ihn als friedfertig und gerechtigkeitsliebend. Der 61-Jährige ruft sogar noch selbst die Polizei an und telefoniert auch noch mit seiner Frau, die beim Auto wartet. Wenig später wird der Vater nicht weit entfernt leblos und schwer verletzt auf der Straße gefunden.

Seine Mutter habe plötzlich viele Sirenen gehört. Ein Schockmoment. "Sie sah meinen Vater auf der Straße in einer Blutlache liegen", erzählt es der Sohn so gefasst, wie es in solch einer Situation möglich ist. Als Zuhörer bekommt man Gänsehaut. 20 Minuten lang wird der Verletzte reanimiert.

Was genau passiert ist, muss die Polizei noch entschlüsseln. Die Ermittlungen laufen "auf Hochtouren", wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Niederbayern unserer Mediengruppe am Dienstag sagt.

Die Polizei beschreibt den Täter so: etwa 60 Jahre alt, etwa 1,75 Meter groß, schlanke Statur, Bauchansatz. Demnach hatte er einen Dreitagebart und eine südländische Erscheinung. Zum Tatzeitpunkt trug der Gesuchte eine dunkle Jacke.

Bisher hätten sich noch keine Zeugen auf die Täterbeschreibung hin gemeldet, sagt der Sprecher am Dienstagnachmittag. Wichtig ist ihm, auch die Autofahrerin explizit anzusprechen, die eine Passantin bat, die Polizei zu rufen, weil sie selbst kein Handy dabei hatte. Sie könnte eine wichtige Zeugin sein.

Die Chancen, dass es weitere Zeugen gibt, sind nicht gering: Das Verbrechen passierte am frühen Abend, im Zentrum der Kleinstadt in direkter Nähe zu einem Edeka und einem Café. Die Terrasse soll voll gewesen sein. Am Verletzten auf der Straße sollen mehrere Autos vorbeigefahren sein, mussten dafür eine Kurve fahren, schildert W. seine Erkenntnisse. Mehr Menschen hätten den Verletzten ignoriert, als etwas zu unternehmen.

W. wünscht sich, dass nun möglichst viele von dem Fall lesen: "Der Mann ist gefährlich. Er hat aus dem Nichts meinen Vater aus dem Leben gerissen. Und der Mann ist noch nicht gefasst."

Hinweise gesucht

Rund vier Monate später hat die Kripo immer noch keine Hinweise erhalten, die zur Aufklärung der Tat führen. Deswegen wendet sich die Kripo mit einem Fahndungsplakat erneut an die Öffentlichkeit. Die Polizei will wissen: Gibt es Passanten oder Verkehrsteilnehmer, die den Vorfall in der Simbacher Straße, Höhe Kolpingweg, am Freitag, 10. Oktober, gegen 19 Uhr beobachtet haben? Sie sollen sich bei der Kriminalpolizei Passau unter 0851/9511-0 melden - oder auch bei jeder anderen Polizeidienststelle. Über folgenden Link www.polizei.bayern.de/fahndung/personen/unbekannte-straftaeter/056837/index.html  sieht man eine Videosequenz aus einer Überwachungskamera, die den mutmaßlichen Tatverdächtigen zeigt, sowie die aktualisierte Version der Öffentlichkeitsfahndung abrufbar.