Comedian im Porträt

Mittermeier: Mit ihm ist man sofort per „Du“


Bringt das Publikum mit tiefsinnigem Humor zum Lachen: Michael Mittemeier.

Bringt das Publikum mit tiefsinnigem Humor zum Lachen: Michael Mittemeier.

Drei Kameras sind auf ihn gerichtet, gegenüber sitzt Moderatorin Sabrina Hunner. Während er eine Frage beantwortet, ruft ein Fan von außerhalb der Absperrung nach ihm und drückt seine Wertschätzung aus. Michael Mittermeier spricht kurz mit dem Mann, wendet sich dann wieder der Moderatorin zu und freut sich über das Lob. Er ist kein abgehobener Star, sondern ein äußerst sympathischer Gesprächspartner. Mit ihm ist man sofort per "Du".

Vor über 25 Jahren hatte Michael Mittermeier seinen Durchbruch. Mit "Zapped!" begeisterte er erstmals die Massen und schlug einen Weg ein, der ihn in ganz Deutschland berühmt machen sollte. Dabei ist er sich für nichts zu schade. Grimassen und Blödeleien gehören zu seinem festen Repertoire. Doch wer gut zuhört, kann in seinem Programm auch viel Tiefsinniges finden.

Der Auftritt beim Eulenspiegel Zeltfestival an der Passauer Ortsspitze ist für ihn ein "Homecoming", wie er sagt. "Ich habe hier von Anfang an gespielt. Mit jedem Programm." Dass er nun für sein Zapped!-Special anlässlich des 25-jährigen Jubiläums nach Passau kommt, scheint logisch.

Aus dem Leben gegriffen

Comedian als Beruf ist wohl in keinem Ausbildungsratgeber zu finden. "Eine ‚Entscheidung' in dem Sinn hat es dazu nicht gegeben. 1986 wollte ich halt mal ein Programm machen. Es gab noch keine Open Mics. Also habe ich ein Programm geschrieben."

Dabei fällt eines deutlich auf: Michael Mittermeiers Geschichten wirken nicht erfunden. "Ich schreibe und rede über das, was um mich rum ist. Jede Geschichte hat einen realen Kern", erklärt der Comedian. "Natürlich spinne ich weiter. Aber manche Sachen sind 1 zu 1 aus dem Leben genommen." Mittermeier lacht. "Es glaubt dir keine Sau, dass dieser Dialog stattgefunden hat. Doch der HAT stattgefunden."

Man fragt sich, ob man bei ihm Gefahr läuft, nach einem kuriosen Erlebnis im nächsten Programm zu erscheinen. Seine Freunde wähnt er manchmal in dieser Denkblase. "Wenn, dann ändere ich Namen. Oder sage nicht, welche Freunde das waren", lacht er.

Mit seiner Tochter zusammen macht Michael Mittermeier einen Familienpodcast: "Mittermeiers Synapsen Mikado - Gespräche mit einer 14-Jährigen". Dabei geht es mit offenem Visier ins Vater-Tochter-Gespräch, wie der Comedian verrät: "Meine Tochter ist hart gesotten. Die ‚roastet' (Anm. d. Red.: liebevoll Witze über jemanden machen) mich im Familienpodcast mehr, als ich sie." Mit einem gewissen Stolz fügt er hinzu: "Sie hat eh kein Problem damit."

Man tut, was man am besten kann

Es ist eine vielzitierte Anekdote: Der junge Michael Mittemeier wird von Bono auf die Bühne eines U2-Konzerts geholt und begleitet diesen auf der Gitarre. Ein Ereignis, das gerade junge Fans prägen kann. Michael Mittermeier ist da keine Ausnahme. "Wir wollten alle Gitarristen werden", lacht er. "Wir Kabarettisten sind doch alle verhinderte Musiker." Doch sein Weg ist ein anderer. "Ich kann besser reden als Gitarre spielen. Ich habe mit Musik angefangen. Irgendwann sind die Reden zwischen den Liedern immer länger geworden." Und so wurde zum Glück für alle Fans seines Humors aus ihm einer der größten Comedians unserer Zeit.

Dabei ist Michael Mittermeier ein ausgesprochener Familienmensch. Seit 32 Jahren ist er mit seiner Frau zusammen. "Es ist eine tolle Basis. Es ist schön, dass du weißt, warum du es machst. Und dass du heimkommst." Gerade für Jugendliche bricht er eine Lanze. "Es hört ja keiner mehr den jungen Leuten zu." Obwohl sie oft als desinteressiert wahrgenommen werden, seien sie durchaus engagiert. "Wir sind stolz auf unsere Tochter, dass sie so politisch ist in gewissen Punkten. Die sind heute auch besser informiert als wir damals."

Die Jugend scheint für ihn ein echtes Herzensthema zu sein. "Als ich 14 war, hat es den Münchner Merkur bei uns daheim gegeben. Rot ist schlecht, schwarz ist gut. Und den Bayernkurier kannst auch lesen", schildert er seine Erinnerungen. "Freunde, den kannst ja nicht einmal der AfD heute verkaufen." Mittermeier ist kein oberflächlicher Mensch, er ist durchaus politisch interessiert. Und sagt, was er denkt.

Bühnenmensch Mittermeier

Doch auch Stars wie er litten unter der Corona-Pandemie. "Letztes Jahr ist alles weggebrochen", erzählt er und nimmt auf seine damals geplanten Indoor-Auftritte des Zapped!-Specials Bezug. "Dann haben wir draußen gespielt, egal wo, egal wie, egal wann. Jetzt bin ich seit einem Jahr damit unterwegs." Passau ist die vorletzte Station der Tour.

Er erinnert sich an einen Auftritt in Berlin. "Da kommt ein junger Comedian zu mir und sagt: ‚Du bist mein Held. Wegen Dir habe ich angefangen.'" Diese Ehre scheint ihn zu rühren. Dass er nach so vielen Jahren und solch großen Erfolgen immer noch Freude über ein Lob ausstrahlt, macht ihn nur noch sympathischer. Sein Herz hängt an Beruf und Familie, nicht am eigenen Ego. Unsere Gesellschaft im Allgemeinen, und die Medienwelt im Speziellen, könnte wahrlich viel mehr Michael Mittemeiers gebrauchen.

Noch einmal spricht er sich für kleine Veranstalter aus: "Freunde, gehts in Live-Veranstaltungen!" Er präzisiert: "Jetzt kaufen alle Tickets für die großen Open Airs, weißt, so dass der Sheeran Ed, und der Stones-Sepp viermal in irgendwelchen Siebzigtausender-Arenen spielen können. Aber alle warten bei den kleinen Veranstaltungen ab."

Ja, wenn Michael Mittmeier sagt, er freue sich auf kleine Events, Auftritte in Clubs und bei Open Mics, dann meint er es auch so. Er liebt seinen Beruf, nicht nur den Erfolg. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass er auf der Bühne so glaubwürdig ist.

Dieser Artikel erschien im NIEDERBAYERN TV Magazin, Ausgabe 12.