Was für eine Atmosphäre, was für eine Kulisse. 68.500 Zuschauer, darunter auch rund 10.000 Gästefans, fanden am Sonntag den Weg in die Münchner Allianz Arena. Geboten waren: Ein Derby und ein Abstiegsgipfel. Der TSV 1860 München empfing den 1. FC Nürnberg. Für die Hausherren ging es um nicht weniger als die Existenz in der zweiten Bundesliga. Und die "Löwen" hielten dem Druck, für den Tabellensituation und Zuschauerzahl sorgten, Stand. Mit 2:1 (0:1) entschieden sie das oberbayerisch-fränkische Duell für sich. Dadurch steht das Team von Torsten Fröhling einen Spieltag vor Saisonende wieder über dem ominösen Strich und hat in Sachen Klassenerhalt alles in eigener Hand.
Schockmoment vor der Halbzeit
Zunächst gab es aber einen wahren Schockmoment. In der 45. Minute, gerade als die Löwen nach einer mehr als dürftigen ersten Halbzeit ein bisschen offensiver wurden, gingen die Franken in Führung. Danny Blum durfte auf dem linken Flügel relativ unbedrängt flanken, in Zentrum kam Niklas Stark noch viel unbedrängter zum Kopfball. Keeper Vitus Eicher war zwar noch am Ball, konnte den Einschlag aber nicht mehr verhindern. Es war ein Nackenschlag nach einer Halbzeit, in der 1860 kaum Akzente setzen konnte, nach vorne plan- und mutlos auftrat. Zumindest in der Defensive machten sie ihre Sache bis zum Gegentor aber gut und ließen auch die Nürnberger kaum zu Chancen kommen.
Lesen Sie auch: "Löwen" sind überglücklich über den Derbysieg gegen Nürnberg Zu Beginn des zweiten Durchgangs korrigierte 1860-Trainer Torsten Fröhling auch seinen Fehler, Krisztian Simon von Beginn an zu bringen. Der junge Marius Wolf, in den letzten Wochen immer einer der Aktivsten bei den "Löwen", kam dafür in die Mannschaft. Und der Angreifer, der vergangene Saison noch in der eigenen U19 aktiv war, brachte auch neuen Schwung ins Spiel der Münchner, die sich in der Zweiten Halbzeit deutlich verbessert zeigten im Vergleich zu den ersten 45 Minuten. Folgerichtig bebte die Arena nach 56 Minuten auch. Freistoß von halbrechter Position, Innenverteidiger Guillermo Vallori steigt zum Kopfball hoch und versenkt das runde Leder im Kasten von Raphael Schäfer.
"Löwen" in der zweiten Halbzeit wie verwandelt
Und die Sechziger spielten weiter deutlich offensiver, wollten unbedingt den so wichtigen Dreier. In der 72. Minute wurden sie dafür dann auch belohnt. Schiedsrichter Dr. Jochen Drees zeigte nach einem Handspiel von Niklas Stark im Strafraum folgerichtig auf den Elfmeterpunkt und Daniel Adlung bot sich die Möglichkeit, die "Löwen" in Führung zu bringen. Vor der 1860-Fankurve verlud er FCN-Keeper Schäfer und verwandelte eiskalt unten links. Und 1860 machte weiter Druck. In der 78. Minute brachte Daniel Adlung Raphael Schäfer mit einem Distanzschuss aus fast 30 Metern in Verlegenheit. Es war fortan ein wahrer Abstiegsfight, den die Weiß-Blauen lieferten.
Auf einmal schien es aber vorbei zu sein mit der Fröhlichkeit. Denn in der 86. Minute traf der Nürnberger Verteidiger Dave Bulthuis ins Tor zum vermeintlichen Ausgleich. Der Treffer war von Stadionsprecher Stefan Schneider schon durchgesagt worden, die "Löwen" standen schon bereit zum erneuten Anstoß. Doch Schiedsrichter Drees besprach sich an der Seitenlinie mit seinem Assistenten Florian Heft und gab nahm den Treffer wegen einer Absteitsstellung zurück. Am Ende hieß es Zittern für die 1860-Fans. Satte fünf Minuten gab es obendrauf. In der Nachspielzeit wurde noch Nürnbergs Javier Pinola mit der gelb-roten Karte vom Platz geschickt. Dann, um 17.24 gab es den von den "Löwen"-Fans herbeigesehnten Abpfiff. Ein besseres Geburtstagsgeschenk, 1860 wurde am Sonntag 155 Jahre und exakt 1860 Monate alt, hätte sich der Verein nicht machen können. Er verlässt mit dem Dreier die Abstiegsplätze und hat den Verbleib in Liga zwei wieder in eigener Hand.