Moosburg/Freising
Musterbeispiel Michaelikirche
2. August 2016, 20:48 Uhr aktualisiert am 2. August 2016, 20:48 Uhr
Im Kreisseniorenbeirat hat der Behindertenbeauftragte des Landkreises, Konrad Weinzierl, seine Aufgaben vorgestellt. Weinzierl berät Kommunen und Privatleute bei Bauvorhaben, wenn es um Barrierefreiheit geht. Als Musterbeispiel nannte er die Moosburger Michaelikirche. Außerdem ging es um ein integriertes Mobilitätskonzept insbesondere für ältere Menschen.
Konrad Weinzierl aus Gammelsdorf ist seit der letzten Kommunalwahl Kreisrat. Er wurde zum Behindertenbeauftragten des Landkreises bestimmt und ist selber auf einen Rollstuhl angewiesen. Er schilderte den Seniorenbeiräten aus dem ganzen Landkreis seine Aufgaben. So berät er Kommunen und Privatleute, wenn es um Baumaßnahmen oder Umbauten geht, zeigt auf, was erforderlich ist und aus welchen Töpfen es Fördermittel gibt. Generell rät Weinzierl, gleich richtig zu planen, denn Barrierefreiheit im Nachhinein herzustellen sei immer teurer. Rechtliche Auskünfte darf er nicht geben, aber auf die richtigen Ansprechpartner verweisen.
Als Musterbeispiel in Sachen barrierefreier Umbau stellte Konrad Weinzierl die Moosburger Friedhofskirche St. Michael vor. Die war früher rollstuhlgerecht, aber dann wurde das Gelände aufgefüllt und es wurden Treppen eingebaut. Die wurden entfernt, jetzt ist St. Michael für alle Gehbehinderten barrierefrei zu erreichen. "Jetzt sind alle begeistert", freute sich der Behindertenbeauftragte. Als er zusätzlich verriet, da habe sogar der Denkmalschutz hintanstehen müssen, horchten die Seniorenbeiräte auf.
Einige wussten, dass es in Städten und großen Gemeinden barrierefreie Musterwohnungen gibt, in denen man sich mit eigenen Augen anschauen kann, was beim Umbau notwendig und sinnvoll ist. Martin Gerstenberger, Wohnberater am Landratsamt, verwies darauf, dass man in München eine solche Musterwohnung anschauen kann. Allerdings ändere sich technisch so schnell so viel, dass wohl nicht alle Neuerungen immer gleich eingebaut werden können.
Vorbild für alle könnte der Hallbergmooser Seniorenbeirat sein. Der hat die Einwohner nämlich dazu aufgerufen, auf Dinge aufmerksam zu machen, an denen man tagtäglich vorbeigeht, die aber die Barrierefreiheit behindern. Sehr gut sei da die Zusammenarbeit mit dem VdK und dessen Aktion "Weg mit den Barrieren".
Der zweite Teil der Sitzung des Kreisseniorenbeirats war dann dem Thema "Mobilität im Alter" gewidmet. Da kam schnell zutage, dass es zwei Initiativen gibt: So haben der Ampertalbeirat und die Mittlere Isarregion beschlossen, die Uni München mit einer Studie zu beauftragen, mit der ein Mobilitätskonzept für den Raum Freising mit Schnittstellen nach Erding und Pfaffenhofen erstellt werden soll. Die Studie wird als Leader-Projekt bezuschusst, gleichwohl müssen die beteiligten Gemeinden alle einen Obolus dafür entrichten. Und weil es um die Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse in Stadt und Land geht und das eine EU-Vorgabe ist, ist auch der Landkreis mit an Bord gegangen. Allerdings endet die Ampertalregion in Langenbach - Moosburg und Wang etwa sind nicht dabei. Genauso wenig die Gemeinden im nördlichen Landkreis, für die ein Mobilitätskonzept ebenfalls sehr wichtig wäre. "Da kocht wohl jeder sein eigenes Süppchen", kommentierte die Vorsitzende des Kreisseniorenbeirats, Rita Schwaiger. Zudem meinte Dr. Elmar Ziegler, Seniorenbeauftragter aus Langenbach, der mit dem Konzept betraute Professor schwebe "sehr auf der Meta-Ebene".
"Da steckt viel Theorie drin", pflichtete Franz Donauer aus Haag bei. Er machte sich deshalb für ein anderes Projekt stark, das in der Stadt Siegen bereits mit Erfolg praktiziert wird. Es heißt "Sehr mobil" und wäre praktisch und schnell umsetzbar. "Sehr mobil" ist eine internetbasierte Plattform, die Bus- und Bahnverbindungen, Taxifahrten, Behindertentransporte und private Mitfahrgelegenheiten vernetzt. Die Plattform verbindet alle Fortbewegungsmöglichkeiten miteinander und zeigt allen Bürgern mobil kostenlos Möglichkeiten für ihren individuellen Weg von A nach B. Funktion und Nutzerfreundlichkeit wurden von Senioren getestet.
"Sehr mobil" hat die Seniorenbeiräte aus dem Landkreis Freising überzeugt. Konrad Weinzierl wurde beauftragt, es im Kreistag einzubringen. Mit dem Vorteil, dass dann auch wirklich alle Gemeinden im Landkreis dabei wären.