Förderkreis Junge Musik

Musicalerfolge aus Niederbayern

Der Förderkreis Junge Musik hat in 30 Jahren acht Produktionen aus eigener Feder inszeniert


Die letzte Hexenverbrennung in Geisenhausen lag der Geschichte in dem Jubiläumsstück "Anna Statica" (2018) zugrunde; Rechts: Die letzte Vorstellung des Erstlings "Eine Nacht erwacht" (1989).

Die letzte Hexenverbrennung in Geisenhausen lag der Geschichte in dem Jubiläumsstück "Anna Statica" (2018) zugrunde; Rechts: Die letzte Vorstellung des Erstlings "Eine Nacht erwacht" (1989).

Es hört sich phantastisch an, aber es ist tatsächlich so passiert: Eine Handvoll ungewöhnlicher junger Leute hat sich im Jahr 1989 aufgemacht, ein eigenes Musical auf die Bühne zu bringen - ohne je ein anderes Musical gesehen zu haben. "Eine Nacht erwacht", die Geschichte einer jungen Frau, die versehentlich in einem Museum eingesperrt wurde, in dem just in dieser Nacht die Figuren aus den Bildern steigen, wurde zum ersten Erfolg der Gruppe.

Und zwar zu einem Überraschungserfolg. Denn ursprünglich meinten die jungen Musicalmacher um den Autor und Manager Herbert Treutinger und dem musikalischen Mastermind Konrad "Diego" Lents, dass sie mit geplanten 14 Vorstellungen schon weit über das übliche Maß einer Laienbühne hinausdachten. Am Ende waren es 40 komplett ausverkaufte Veranstaltungen, die im Lauf von 15 Wochen gespielt wurden - und es hätten durchaus noch mehr werden können, wenn den Laiendarstellern nicht die Kraft und die Zeit ausgegangen wären.

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Die letzte Hexenverbrennung in Geisenhausen lag der Geschichte in dem Jubiläumsstück "Anna Statica" (2018) zugrunde; Rechts: Die letzte Vorstellung des Erstlings "Eine Nacht erwacht" (1989).

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Die letzte Hexenverbrennung in Geisenhausen lag der Geschichte in dem Jubiläumsstück "Anna Statica" (2018) zugrunde; Rechts: Die letzte Vorstellung des Erstlings "Eine Nacht erwacht" (1989).

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Die letzte Hexenverbrennung in Geisenhausen lag der Geschichte in dem Jubiläumsstück "Anna Statica" (2018) zugrunde; Rechts: Die letzte Vorstellung des Erstlings "Eine Nacht erwacht" (1989).

Deshalb studierten Treutinger und Lents 1992 bei ihrem zweiten Streich, "Tangerine - das goldene Licht", fast jede Rolle mit zwei Darstellern ein. Doch auch dies wurde zu einem neuerlichen Kraftakt, bei dem die Beteiligten schon zur Vorbereitung eineinhalb Jahre lang ihre komplette Freizeit eingesetzt hatten. Vom Erfolg der ersten Produktion beflügelt, hatten die Musical-Macher den Jungbräusaal in eine Waldlichtung mit einem real plätscherndem Bach umgebaut, auf der das Stück um einen alle Wünsche erfüllenden Stein erzählt wurde. Die ganze Wünscherei ließ die Waldgesellschaft aber gleichzeitig immer bösartiger werden. Am Ende wurde "Tangerine" mit 150 ausverkauften Vorstellungen und rund 39.000 Besuchern aus ganz Deutschland das bis heute erfolgreichste Laien-Musical und steht deshalb im Guinness Buch der Rekorde.

Nachdem die Musicalmacher den Jungbräusaal rund zwei Jahre blockiert hatten, wurde immer deutlicher, dass sie eine eigene Spielstätte benötigten, falls sie ihren erfolgreichen Weg fortsetzen wollten. Doch auch das ist heute kaum noch vorstellbar: Der erfolgreiche Verein erfuhr damals von der Marktgemeinde keine Unterstützung - eher im Gegenteil. Keiner der noch so hoffnungsvollen Anläufe ließ sich verwirklichen.

Deshalb hat es seit Dezember 1993 im Markt kein weiteres Musical mehr gegeben. Der dritte Streich - eine abgefahrene Bauerhof-Variante der Rocky-Horror-Picture-Show ("Rosa Lederhosn Viecher Spui") - fand 2005 Open Air auf einem Bauernhof statt, alle weiteren Produktionen im Schloss Neufraunhofen: 2011 das düstere Sekten-Stück "Mandala", bei dem erstmals eine Liveband die Musik machte, 2014 das als Kinderstück angelegte "Baggage Solitaire" über ein französisches Waisenhaus mit doppeltem, mystischem Boden, 2015 die lustige "Cats"-Parodie "Räts", 2017 das vom sehr engagierten Förderkreis-Nachwuchs verfasste und inszenierte Musical "Raumwandler" über Mobbing und die Gefahren des Internets und schließlich 2018 das Jubiläumsstück "Anna Statica": Die (erfundene) Geschichte hinter der letzten Hexenverbrennung in Geisenhausen. Mit 37 ausverkauften Vorstellungen und geradezu enthusiastischen Publikumsreaktionen knüpften Treutinger/Lents wieder an die großen Erfolge an.

In den vergangenen 30 Jahren hat der Förderkreis aber auch viele weitere kulturelle Projekte angeschoben: Das Creative Dance Projekt ist ebenso eine Abteilung des Vereins wie die "Bunkerbands", in denen Nachwuchsmusiker gefördert werden. Auch die Bläserklasse an der Grundschule wurde vom Verein gefördert.

Wer hätte das gedacht, als die Gruppe 1989 im Schlusslied sang: "Leave your frame ...": Verlasse deinen begrenzten Rahmen und packe an, was Du wirklich machen willst.