Geisenhausener Museum
Ein Traum wurde Wirklichkeit
30. April 2019, 17:55 Uhr aktualisiert am 30. April 2019, 17:55 Uhr
Im April 2016 wurde das Geisenhausener Museum im Obergeschoss des "Alten Rathauses" vor geladenen Gästen feierlich eröffnet. Landrat Peter Dreier, Bürgermeister Josef Reff und Kreisarchäologe Dr. Thomas Richter sprachen zu den Zuhörern, dazu der Vorsitzende des Historischen Vereins, Sebastian Schuder, und sein Vorgänger im Amt, Josef Seisenberger.
Was bei der Eröffnung so einfach aussah, benötigte eine Entstehungszeit von mehr als 30 Jahren. Die Idee von einem Museum hatte schon Joseph Hager umgetrieben, den Gründungsvorsitzenden des Historischen Vereins. 26 Männer und Frauen trafen sich 1983 just im selben Gebäude, nämlich im Gasthaus "Zum alten Rathaus" und gründeten den Historischen Verein. Stellvertretende Vorsitzende waren Professor Dr. Josef Weindl und später Josef Seisenberger. Auslöser für die Vereinsgründung war die 1000-Jahr-Feier Geisenhausens im Jahr 1982 und die Festschrift. Bürgermeister Herwart Radspieler und Joseph Hager waren sich einig gewesen, dass die vielen alten Unterlagen und Gegenstände nicht verloren gehen dürfen. Notwendige Geburtshelfer bei der Vereinsgründung waren schließlich Dr. Erich Stahleder und Professor Dr. Georg Spitzlberger aus Landshut.
Schon bald machte sich Joseph Hager zusammen mit der Vorstandschaft auf die Suche nach einem Depot für die historischen Gegenstände und letztlich auch nach einem geeigneten Gebäude für ein Geisenhausener Museum. Zunächst zog der Historische Verein in einen Raum im Rathausanbau, der sich aber bald als zu klein und räumlich ungünstig erwies. Immer wieder trug Joseph Hager seine Idee vom Museum vor, doch konnte er sie nicht verwirklichen. Sein plötzlicher Tod zu Weihnachten 2004 verpflichtete seinen Stellvertreter Josef Seisenberger, den Vorsitz des Historischen Vereins zu übernehmen. Ebenso führte er zusammen mit seinem Stellvertreter Ludwig Kargl die intensive Suche nach einem Gebäude für das Museum fort. Viele Örtlichkeiten waren es, die man im Laufe der Jahrzehnte ins Auge gefasst hatte, begonnen beim Gierster-Anwesen bei der Theobald-Kirche, das sich nach Ansicht erfahrener Fachleute als ungeeignet erwies.
Gleich zwei geeignete Gebäude
Ein ganz heißer Favorit war für viele Jahre das alte Knabenschulhaus nahe der Kirche. "Hier war Joseph Hager schon ziemlich nah am Ziel", erzählte Josef Seisenberger. Auch die Pläne für die Raumgestaltung eines Museums in dem Gebäude lagen schon vor. Nachdem sich auch dieses Objekt zerschlagen hatte, prüfte man das Meier-Schmiede-Haus, Ecke Hauptstraße / Bahnhofstraße. Doch nach näherer Begutachtung stellte sich heraus, dass die Sanierungskosten viel zu hoch gewesen wären. "Ziemlich gleichzeitig", so erinnert sich Seisenberger, seien dann dem Historischen Verein zwei ernst zu nehmende und geschichtlich interessante Bauwerke angeboten worden: das Obergeschoss des herzoglichen Zehentstadels, in dem sich das Gasthaus Seisenberger befindet, und das "Alte Rathaus" am Marktplatz. Beide Bauwerke wurden von privaten Investoren nahezu zur selben Zeit vorbildlich saniert.
Der monatliche Mietpreis für die Marktgemeinde sei für die beiden Objekte ähnlich hoch gewesen, hatte Bürgermeister Josef Reff erfragt. Dennoch entschied sich der Historische Verein letztlich für das "Alte Rathaus" am Marktplatz. "Dort haben sich Freud und Leid der Marktgemeinde abgespielt, die Hochzeiten und die Gefallenenmeldungen", so Seisenberger. Diese zentrale Funktion habe den Ausschlag gegeben, dass man das neue Geisenhausener Museum dort einrichten wollte. Bürgermeister und Gemeinderat stimmten zu, das erste Obergeschoss für die Ausstellungen und den Dachraum als Depot anzumieten. Unter dem neuen Vorsitzenden Sebastian Schuder und seinem Stellvertreter Peter Neumaier wird das Museum von erfreulich vielen Besuchern aufgesucht. Das Konzept ist kein eigentliches Heimatmuseum. Vielmehr bietet es Ausstellungen zu bestimmten Themen. Der erste Zyklus war betitelt "Vom Steinbeil zum Tonvotiv - Geschichte aus Geisenhausens Erde" . Die jetzige Ausstellung beschäftigt sich mit Geisenhausen als Stätte der handwerklichen und industriellen Lederverarbeitung. Mehr als 30 Jahre hat es also gedauert, bis der Traum vom Museum Wirklichkeit wurde.