Mengkofen/Dingolfing
"Alles einsteigen!": Kathrin (20) ist die jüngste Busfahrerin Bayerns
30. Juni 2015, 7:50 Uhr aktualisiert am 30. Juni 2015, 7:50 Uhr
Kathrin Speckner aus Oberhütt in der Gemeinde Mengkofen ist 20 Jahre alt. Von Beruf ist sie Busfahrerin - und zwar eine der jüngsten Busfahrerinnen und Busfahrer ganz Bayerns. Den Führerschein hierführ machte Kathrin schon mit 19.
Nachdem alle Schüler eingestiegen sind, lenkt Kathrin Speckner ihren Bus langsam und umsichtig wieder aus der Haltebucht heraus. In den Ohren der zierlichen 20-Jährigen mit den kurzen blonden Haaren dröhnt der Lärmpegel, wie ihn zwei bis drei Schulklassen eben machen, wenn sie nicht gerade ein Lehrer im Unterricht davon abhält. Beeindrucken lässt sich Kathrin davon aber nicht. Sie bleibt ganz ruhig, ihre Augen gelten der Straße vor ihr - und dem Fahrer eines entgegenkommenden Busses.
Arbeiten im Familien-Unternehmen: Das Busfahren schon in die Wiege gelegt
Das Busfahren ist den jungen Speckners offensichtlich in die Wiege gelegt worden. "Wir sind fast im Bus aufgewachsen", erklärt Kathrins 23-jähriger Bruder im heimischen Oberhütt. Die vor der Haustüre geparkten Busse sind für Kathrin und Leonhard in etwa so selbstverständlich wie für Bauernkinder die Kühe im Stall.
Berufskraftfahrerin: Ausbildung unter Männern
Der Gedanke, sich selbst ans Steuer zu setzen und loszufahren, reifte bei Kathrin erst nach ihrer ersten Lehre, einer Ausbildung zur Lagerlogistikerin.
Im vergangenen August hat sie dann mit damals noch 19 Jahren die Fahrprüfung abgelegt. Seitdem ist sie unterwegs als die jüngste Busfahrerin Bayerns - allerdings nicht von Anfang an auf allen bayerischen Straßen. Denn bis zum 20. Geburtstag war ihre Fahrerlaubnis nur für den Linienverkehr im Umkreis von 50 Kilometern vom Wohnort gültig. Mit 20 darf Kathrin ihre Fahrgäste jetzt schon in ganz Deutschland befördern. Ab ihrem 21. Geburtstag im Dezember sind dann auch Reisen ins Ausland erlaubt.
Währenddessen fährt sie immer wieder nach Mindelheim im Allgäu, dort finden die Berufsschulblöcke ihrer Ausbildung zur Berufskraftfahrerin statt. Dabei lernt sie, was sie bei einer Panne zu tun hat, aber auch wie ein Nockenwellenantrieb funktioniert oder wo die Ölwanne zu finden ist. 31 Schüler machen mit ihr die Ausbildung - 30 davon sind Männer. Und die wollen, anders als Kathrin, meistens nicht Schulbusse, sondern lieber Brummis lenken. Im kommenden Jahr schließt sie ihre Lehre ab.
Aber auch schon vor dem Abschluss darf sie Schüler, Pendler und Ausflügler fahren. Die Leute würden ihr das häufig nicht abnehmen, erzählt Kathrin im Anrollen an die Schulbushaltestelle in Weng im Kreis Landshut. "Die meinen oft, dass ich schwarzfahre", sagt sie. Einer so jungen Frau werde das einfach nicht zugetraut. So manches verdutzte Gesicht im Gegenverkehr spricht Bände.