Eichendorf/Pfarrkirchen

Pilgern vor der Haustür


Die Reise beginnt: Im Mai 2016 brach Alexandra zu ihrer ersten Etappe auf dem Jakobsweg auf.

Die Reise beginnt: Im Mai 2016 brach Alexandra zu ihrer ersten Etappe auf dem Jakobsweg auf.

Jakobsweg: Das ist Pilgern, Santiago de Compostela und Hape Kerkeling ("Ich bin dann mal weg"). Aber auch Pfarrkirchen. Warum das so ist und was man im Vorfeld beachten muss, erklärt die Pilgerin Alexandra Ehgartner im Gespräch mit idowa.

Die 24-Jährige wohnt in Eichendorf im Landkreis Dingolfing-Landau und war im Mai 2016 auf dem Jakobsweg unterwegs. "Für mich war es eine wunderbare Erfahrung", sagt Alexandra, die aber alle nur Alex nennen. Sie ist überzeugt, dass das Pilgern vielen Menschen gefallen würde - aber nur wenige von den Möglichkeiten vor ihrer Haustür wissen. Um die Jakobswege in der Region bekannter zu machen, war sie deswegen gerne bereit, mit uns über ihren Weg zu reden.

Was sie zum Pilgern bewogen hat? "Das kann ich heute gar nicht mehr genau sagen", sagt sie. "Aber die Faszination war schon länger da und ich wusste, dass ich das eines Tages machen muss". Also besorgte sie sich einen Pilgerausweis und begann, sich genauer über die Jakobswege zu informieren. Dabei fand sie heraus, dass einer der offiziellen Wege in unmittelbarer Nähe liegt. Der Jakobsweg Böhmen-Bayern-Tirol führt auch durch das niederbayerische Pfarrkirchen. Im Mai 2016 packte Alex ihren Rucksack und machte sich auf den Weg.

"Wenn es geht, musst du gehen"

Allerdings nicht bis nach Santiago de Compostela - dafür hatte sie leider aus beruflichen Gründen nicht genug Zeit. "Ich hatte mir deswegen zuerst die Etappe bis nach Innsbruck vorgenommen. Das sind circa 350 Kilometer Fußmarsch", erzählt Alex. "Ich bin direkt von der Haustür aus gestartet und dann einfach losgegangen." 17 Tage hatte sie für die Strecke eingeplant - am Ziel war sie aber schon nach 14. "Ich habe schnell gemerkt: Wenn es geht, musst du gehen. Ich hatte am Anfang gedacht, wenn ich irgendwohin komme, wo es mir gefällt, dann bleibe ich einfach ein bisschen. Aber das war unmöglich. Ich wollte nie lange an einem Ort bleiben, sondern bin immer in Bewegung geblieben. Irgendwann wollte ich auch gar nicht mehr durch größere Ortschaften oder Städte gehen - da war es mir zu laut." Was sie dabei gefühlt hat? "Es war toll", sagt Alex. "Ich war fast immer allein, immer in der Natur, immer unterwegs. Und in dieser Zeit konnte ich richtig in mich gehen. Das war schon wirklich ein spirituelles Erlebnis. Ich habe eigentlich gedacht, ich würde auf dem Weg ganz viel Zeit zum Nachdenken haben. Aber das war überhaupt nicht so. Du gehst einfach immer weiter und denkst überhaupt nicht nach. Und das war dann für mich auch eigentlich das Schöne: Nicht denken müssen. Du konzentrierst dich nur auf den Weg, alle Sorgen des Alltags verschwinden. Das habe ich so davor noch nie gespürt."

Das klingt wunderbar - doch ganz problemlos lief Alexandras Reise auch nicht ab: "Einmal habe ich zum Beispiel einen Spaziergänger gefragt, wie weit es noch bis zur nächsten Ortschaft ist. Da war ich immerhin schon 20 KIlometer gegangen. Er meinte, das wären nur etwa vier Kilometer, also dachte ich mir, die gehe ich auch noch. Tatsächlich waren es aber 15", berichtet Alex. "Das war dann schon anstrengend. Generell habe ich mich öfter mal verlaufen, da die Wege nicht immer gut ausgeschildert sind. Man muss bei mir bestimmt noch einige Kilometer dazurechnen, weil ich mehrmals wieder umdrehen und nach dem Weg fragen musste", sagt sie und lacht. Ob es einen Moment gab, in dem sie kurz davor war, umzudrehen? "An einem Tag hat es wirklich extrem geregnet. Ich hatte zwar eine Regenjacke dabei, aber keine Regenhose. Das Ergebnis: Ich war pitschnass, mir war eiskalt und alles hat mir wehgetan. Als ich dann abends in meiner Unterkunft ankam, dachte ich mir: So, das war's, morgen fahr ich heim! Dann habe ich eine Nacht drüber geschlafen und am nächsten Morgen war es für mich undenkbar, jetzt umzukehren. So ging es mir öfter: Am Abend war ich fix und fertig und am nächsten Tag sah die Welt schon wieder ganz anders aus."

Der Weg und dein Körper

Denn körperlich war der Weg durchaus eine Herausforderung: "Ich bin zwar schon sportlich, aber das ist nochmal etwas anderes", sagt Alex. "Ich habe davor nicht speziell trainiert und das habe ich auch gespürt. Denn dein Körper trägt auf einmal ein paar Kilogramm mehr an Gepäck mit sich herum - das kannst du nicht einfach so wegstecken. Bei mir waren es zehn Kilo, das war sowieso schon das Minimum. Trotzdem hat mir jeden Tag etwas anderes wehgetan, von meinem Muskelkater ganz zu schweigen. Aber du bekommst mit der Zeit Routine und irgendwann spürst du es nicht mehr. Außerdem hat das ganze auch etwas Angenehmes: Du musst dich nur um den Weg und deinen Körper kümmern - und sonst um nichts."

Vorbereitet hat sich Alex allerdings schon ziemlich akribisch: "Ich habe mich im Vorfeld gut informiert. Ich bin mehrere Streckenempfehlungen und Tagespläne durchgegangen, habe mich dann aber nur teilweise daran gehalten. Meine Packliste war für mich das wichtigste, was den Weg und die Schlafstätten angeht, habe ich dann oft improvisiert". Was beim Pilgern auf keinen Fall fehlen darf? "Proviant und Wasser sind das Wichtigste, aber man braucht auch einen guten Rucksack, gute Socken und ganz gute Wanderschuhe. Vor allem an letzteren sollte man nicht sparen", sagt Alex und lacht. "Ich hatte auch noch Wanderstecken dabei. Das ist praktisch, weil du dann dein Gewicht besser verteilen kannst und dir die Schultern nicht so weh tun. Für den Notfall hatte ich auch eine Isomatte und einen Schlafsack im Gepäck - dann hätte ich auch irgendwo im Freien übernachten können, wenn ich mal keine Unterkunft gefunden hätte. Und ansonsten: Sonnencreme, eine Kopfbedeckung, Regenkleidung, Magnesium und Pflaster sollte man nicht vergessen. Mein Handy wollte ich eigentlich nicht mitnehmen, ich habe mich dann aber von meiner Familie überreden lassen. Die wollte doch zumindest einmal am Tag ein Lebenszeichen von mir. Rückblickend war das ganz praktisch, so konnte ich auch immer wieder checken, wo ich gerade bin und wie weit es zur nächsten Unterkunft ist."

Ob sie vorhat, den Jakobsweg irgendwann ganz bis zum Ende zu gehen? "Auf jeden Fall", sagt Alex. "Wenn ich könnte, würde ich wahrscheinlich jetzt gleich in einem Stück durchmarschieren - doch das geht bei mir leider von der Arbeit aus nicht. Ich habe aber fest vor, ihn irgendwann zu Ende zu gehen. Zeitlich will ich mich da aber nicht unter Druck setzen, ich mache das ganz spontan, wenn es mal passt. Ich habe ja jetzt schon Erfahrung."

Info: Jakobswege in der Region
Für Pilger, die ihre Reise in der Region beginnen möchten, gibt es in Niederbayern und der Oberpfalz mehrere Routen: Der "Ostbayerische Jakobsweg" führt über den Bayerischen Wald von Eschlkam über Regensburg nach Kelheim. Von dort geht es entweder weiter bis nach Donauwörth und dann über den "Augsburger Jakobsweg" in Richtung Bodensee, oder über den "Münchner Jakobsweg" in Richtung Ammersee. Eine weitere Möglichkeit ist der "Jakobsweg Böhmen - Bayern - Tirol": Dieser führt unter anderem über Passau, Altötting und Pfarrkirchen und dann weiter nach Österreich. Das ist auch der Weg, auf dem Alexandra Ehgartner unterwegs war. Eine gute Übersicht über alle Jakobswege in Deutschland bietet die Seite www.deutsche-jakobswege.de

Wer vorhat, auf dem Jakobsweg bis nach Santiago de Compostela zu pilgern, sollte sich vor seiner Reise einen Pilgerausweis besorgen. Dieser bestätigt, dass sein Besitzer auf traditionelle Weise auf dem Jakobsweg unterwegs ist. Außerdem können damit auf dem Weg Stempeleinträge mit Datum und Unterschrift der besuchten Herbergen oder offiziellen Stellen gesammelt werden. Das ist wichtig, um am Ende des Weges die Pilgerurkunde "Compostela" zu erhalten. Der Pilgerausweis ermöglicht außerdem gegen geringes Entgelt oder Spenden, in speziellen Pilgerherbergen zu übernachten. Pilgerausweise gibt es bei der Deutschen St. Jakobus-Gesellschaft. Sie sollten mindestens drei Wochen vor dem Beginn der Pilgerreise beantragt werden, damit sie rechtzeitig eintreffen. Weitere Informationen gibt es unter www.deutsche-jakobus-gesellschaft.de

Außerdem gibt es auch spezielle Reiseführer für den Jakobsweg. Diese helfen bei der Planung des Wegs und beinhalten viele Tipps für Pilger.

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Es gibt viele offizielle Jakobswege und dementsprechend auch viele Wege ans Ziel. "So kann jeder seinen perönlichen Jakobsweg gehen", sagt Alex.

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Beim Pilgern genoss die 24-Jährige vor allem die Ruhe und die Natur: "Du konzentrierst dich nur auf den Weg, alle anderen Sorgen des Alltags verschwinden"

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Ein Wanderstecken gehört laut Alex beim Pilgern einfach dazu. Außerdem hilft er, das Gewicht besser zu verteilen und erspart so manche Schmerzen.

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Blasen an den Füßen lassen sich bei einem Pilgermarsch kaum vermeiden. Alexandras Rat: Bei den Wanderschuhen auf keinen Fall sparen - und genug Pflaster mitnehmen.

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Für Eilige ist der Jakobsweg definitiv nichts.

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Das Ziel des Jakobswegs ist Santiago de Compostela, wo die Kathedrale die Gebeine des Heiligen Jakobs beherbergt. Doch bis dort ist es ein weiter Weg - für Alex leider zu weit, um ihn am Stück zu gehen. Sie will ihre Pilgerreise in mehrere Etappen aufteilen.

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Geschafft! Ihre erste Etappe führte Alex bis nach Innsbruck. Schluss ist für die 24-Jährige damit aber noch lange nicht: Sie hat vor, den Jakobsweg irgendwann zu Ende zu gehen.