Dingolfing/München

BMW-Werk will bis 2020 Energieverbrauch halbieren


Auto-Industrie und Naturschutz? Bei BMW soll das laut einer Erklärung des Unternehmens zusammenpassen.

Auto-Industrie und Naturschutz? Bei BMW soll das laut einer Erklärung des Unternehmens zusammenpassen.

Von Redaktion idowa

Nachhaltiges Wirtschaften ist In - auch der Autobauer BMW will sein Umwelt-Engagement für Eigenwerbung nutzen. In einer Umwelterklärung informiert die BMW Group über die Ergebnisse und Maßnahmen am Dingolfinger Werk.

Seit Jahren belege BMW in Nachhaltigkeitsrankings Spitzenplätze, heißt es in der dazugehörigen Pressemitteilung. Als größter Arbeitgeber in der Region werde der Dingolfinger Standort weiterhin besondere Verantwortung auch über die Werksgrenzen hinaus übernehmen. Die Erklärung fasst die für das Jahr 2018 vereinbarten und allesamt erreichten Umweltziele, sowie über die zahlreichen Aktivitäten zur kontinuierlichen Verbesserung des Umweltschutzes zusammen.

Energieziel bis zum Jahr 2020

Für die Produktion von Fahrzeugen und Komponenten wird Energie in Form von Strom und Wärme benötigt. Das erklärte Ziel: Bis zum Jahr 2020 soll der Energieverbrauch und die damit verbundenen Emissionen pro produziertem Fahrzeug gegenüber dem Basisjahr 2006 um fast die Hälfte reduziert werden. "Diverse Maßnahmen sowie der Einsatz innovativer Fertigungstechnologien und modernster Fertigungsanlagen leisten hierfür einen wichtigen Beitrag", erklärt Hans-Peter Jahn, Leiter Arbeitssicherheit, Ergonomie und Umweltschutz am BMW Group Standort Dingolfing. "Innerhalb der letzten zehn Jahre konnte dank des stetigen Engagements des BMW Group Werks Dingolfing zur Ressourcenschonung bereits eine Senkung um ein Drittel erreicht werden", so Jahn. Auch das geplante Etappenziel einer Reduzierung von zwei Megawattstunden für das Jahr 2018 wurde realisiert.

Strom wird zur Hälfte selbst erzeugt

Das BMW Group Werk Dingolfing bezieht von Energielieferanten ausschließlich Grünstrom. Annähernd die Hälfte seines Strombedarfs produziert das Werk Dingolfing heute jedoch selbst - mit Hilfe von neun Kraft-Wärme- Kopplungsanlagen (KWK). "Im Gegensatz zur konventionellen Stromerzeugung in großen Kraftwerken wird bei KWK-Anlagen die Abwärme gezielt zur Warmwasserversorgung und Stromerzeugung genutzt. Es können hohe Wirkungsgrade bis zu 80 Prozent Primärenergienutzung erzielt werden. Der Energieträger - in der Regel Erdgas - kann dabei besonders effizient in elektrische und thermische Energie umgewandelt werden", so Roland Zeller, Leiter Energiebetrieb am BMW Group Standort Dingolfing. Weit über 50 Millionen Euro hat die BMW Group in den Einsatz dieser energieeffizienten Anlagen investiert. Die jährliche CO2-Einsparung gegenüber konventioneller Stromerzeugung beträgt rund 37.000 Tonnen.

Seit einigen Jahren befindet sich außerdem eine der größten Photovoltaik-Aufdachanlagen Deutschlands auf dem Dach des Dynamikzentrums, dem Werk 02.70. Die Panelfläche beträgt etwa 90.000 Quadratmeter.

Energieeffizienz durch LED-Technik

Ressourcensparend wirkt sich der Umstieg von 110.000 Leuchtstoffröhren auf effiziente LED-Technik in Hallen und Bürogebäuden aus. Der Energieverbrauch für die Hallenbeleuchtung wurde dadurch halbiert, die jährliche Stromeinsparung liegt bei über 40 Gigawattstunden - was dem Verbrauch von 6.500 Einfamilienhäusern entspricht.

Die Schonung von Wasserreserven und die Reduzierung des Wasserverbrauchs innerhalb der Produktion stehen daher im Fokus. So deckt der Standort Dingolfing die Hälfte des zur Fahrzeugfertigung eingesetzten Prozesswassers aus werkseigenen Brunnenanlagen. Dabei wird oberflächennahes Grundwasser gefördert, das nicht als Trinkwasser eingesetzt werden kann. Jährlich werden dadurch etwa 300.000 Kubikmeter Trinkwasser geschont.

Im zweiten Teil des Artikels geht es um Recycling und Nachhaltigkeit auf dem Vertriebsweg.

Neue BMWs reisen gern auf Schienen

Der Wasserverbrauch in der Dingolfinger Automobilproduktion ist seit Jahren rückläufig, pro Fahrzeug um rund ein Drittel innerhalb der letzten zehn Jahre. BMW investiert zudem in Regenwasserversickerung über Rigolen oder modernste Abwasserbehandlungs- und Recyclinganlagen. Wie in der Technologie Oberfläche, erklärt Hans-Peter Jahn: "Rund 82.000 Kubikmeter Frischwasser werden so pro Jahr eingespart. Zudem kommt das wiederaufbereitete Grundwasser in diversen Prozessen erneut zum Einsatz, wie etwa bei der Kühlung von Schweißzangen in Karosseriebauanlagen. Im Vergleich zur Alternativlösung mit klassischen Kühltürmen und Ventilatoren verbraucht die Grundwasserkühlung weniger Strom und erzeugt damit weniger CO2."

Logistik bei BMW: Auch der Transport vom Zulieferer zum Werk und vom Werk zum Kunden soll nachhaltig sein.

Logistik bei BMW: Auch der Transport vom Zulieferer zum Werk und vom Werk zum Kunden soll nachhaltig sein.

Rund 70 Prozent der produzierten Automobile verlassen das BMW Group Werk Dingolfing auf dem Schienenweg. Der Transport der zur Auslieferung bestimmten Fahrzeuge auf Güterzügen reduziere den Verkehrslärm und den CO2-Ausstoß, denn auf den Einsatz von rund 100 Sattelschleppern zum Fahrzeugversand kann somit verzichtet werden. Ebenso wird durch die Anbindung des neuen Ersatzteillagers in Wallersdorf an das Bahnnetz der Transport von 70 Seefrachtcontainern pro Tag von der Straße auf die Schiene verlagert.

Recycling von Betriebsstoffen

Im Werk werden Produkte in Spraydosen mit umweltfreundlichem Treibgas oder als Pumpspray eingesetzt und lösemittelhaltige Produkte nach Möglichkeit durch wasserbasierende Systeme ersetzt. Das zunehmende stoffliche Verwerten der Reinigungslösungsmittel führt zu einer stetigen Verringerung der Emissionen an organischen Lösungsmitteln. "Die Recyclingquote der anfallenden Materialien in der Fertigung liegt im BMW Group Werk Dingolfing bei 99 Prozent. Insgesamt 85 verschiedene Abfallarten - darunter alleine über 20 verschiedene Kunststoffsorten - werden sortenrein am Entstehungsort erfasst, getrennt und einer ordnungsgemäßen Entsorgung oder einem Recyclingprozess zugeführt", betont der Leiter Arbeitssicherheit, Ergonomie und Umweltschutz. Insgesamt ist im Vorjahresvergleich eine Abfallreduzierung um sieben Prozent zu verzeichnen.

Förderung von Biodiversität

Biodiversität ist für das BMW Group Werk Dingolfing als verantwortungsvoller Partner in der Region ein wichtiges, unterstützenswertes Thema. "Durch verschiedene Maßnahmen versuchen wir, die biologische Vielfalt nicht nur zu erhalten, sondern zu erhöhen: Im Frühjahr 2019 beispielsweise wurden im Westen des Werks 02.40 vier Bienenvölker angesiedelt, naturnahe Grünflächen in Blühstreifen umgewidmet und Streuobstbäume gepflanzt. Dazu gibt es auf dem Werksgelände auch Vogelnistkästen, Insektenhotels und Greifvogelstangen", so Jahn. Laut einer wissenschaftlichen Studie sind auf dem Gelände des Produktionswerks 37 Vogel- und 16 Tagfalterarten sowie Heuschrecken und Libellen heimisch. Zur Wahrung dieser Vielfalt werden Grünflächen und Gewässer schonend bewirtschaftet. Zudem wird blütenreiches Saatgut verwendet und die Mähfrequenz von Grünflächen minimiert. Bei Neubauten - wie derzeit im Werk 02.10 - wird untersucht, ob die Realisierung von Gründächern als Lebensraum für Insekten möglich ist.