Kopf als Waffe

Ein Abend bei der Schachjugend in Plattling


Helmut (links) und Samuel spielen seit vielen Jahren Schach. Dabei mögen sie vor allem, dass das Spiel bis zum Ende nicht vorhersehbar ist. Eine Partie kann über mehrere Stunden dauern. "Man darf aber keine Sekunde nachlassen", sagt Helmut. (Foto: Pfeffer)

Helmut (links) und Samuel spielen seit vielen Jahren Schach. Dabei mögen sie vor allem, dass das Spiel bis zum Ende nicht vorhersehbar ist. Eine Partie kann über mehrere Stunden dauern. "Man darf aber keine Sekunde nachlassen", sagt Helmut. (Foto: Pfeffer)

Von Tanja Pfeffer

Ruhig ist es in dem kleinen Zimmer der Wirtschaft Bischofshof in Plattling am Freitagabend - und das, obwohl im selben Zimmer gerade vier Kämpfe gleichzeitig ausgetragen werden. Als Waffe benutzt hier jeder seinen Kopf. Denn heute ist Schachabend in Plattling. Zusammen mit anderen Mitgliedern schicken Helmut Kappenberger (16) und Samuel Stefani (15) von der Plattlinger Schachjugend hier ihre Figuren auf das Schachbrett und versuchen, sich mit Strategie und Geschick durch die Reihen des Gegners zu kämpfen und den König zu bedrohen.

Seit sechs Jahren spielt Helmut Schach, Samuel seit vier. In der vergangenen Saison traten beide in der Bezirksliga für den Schachverein Plattling an, der in diesem Jahr sein 60-jähriges Bestehen feiert. Heuer treten sie nicht an. Dabei hätte Samuel viel Talent geerbt. Sein Vater habe früher in der Region viele Turniere gewonnen. "Leider sind wir mittlerweile zu wenig in der Jugend", bedauert er. Eine Mannschaft besteht mindestens aus vier Spielern. Besonders für den 16-jährigen Helmut ist das schade. Er würde gern noch mal in einer Mannschaft spielen. Das kann er nur noch in der kommenden Saison. Danach ist er für die Jugend zu alt.

Helmut freut sich die ganze Woche über auf den Schachabend am Freitag. Er sieht die Zeit dort als Ausgleich zur Schule. "Ich finde es toll, wie viele Kombinationsmöglichkeiten es bei den Zügen gibt. Ich weiß bis zum Ende nicht, was der andere macht und wer gewinnen wird. Man darf keine Sekunde nachlassen", beschreibt der Schüler seine Faszination an diesem Spiel.

Schach als Sport

Während Helmut aber dabei eher der ruhigere Spieler ist, ist Samuel als schneller Schachpartner bekannt. "Spieler, die sich Zeit lassen mit ihren Zügen, haben bei langen Partien die besseren Karten. Aber bei Blitzschach hab' ich die Nase vorn", erzählt Samuel schmunzelnd. Bei der Disziplin Blitzschach hat jeder Spieler fünf Minuten Bedenkzeit. Kein Vergleich zu normalen Partien. Zweieinhalb Stunden dauerte Helmuts längste Partie. Sein Trainer Reinhard Hübl übertrifft das mit siebeneinhalb Stunden. Ausdauer muss man genauso mitbringen wie viel Konzentration. Schach ist ebenso wie Fußball, Handball oder Tennis als Sportart beim Deutschen Olympischen Sportbund eingetragen. Warum, erklärt Reinhard Hübl: "Schach hat alle Merkmale, die eine andere Sportart auch hat: Es gibt Wettkämpfe, es gibt Sieger und Verlierer und man muss Regeln lernen und trainieren." Auch die körperliche Fitness sei nicht zu verachten: "Schach ist kein Bergsteigen und kein Fußball, aber die Denkleistung vor allem bei langen Partien ist für den Körper zehrend. Der Kopf arbeitet auf Hochtouren, der Blutdruck steigt, ebenso der Puls." Zudem werde auch der Gedanke der sportlichen Fairness gefördert. So gilt bei allen Kämpfen an diesem Abend: "Berührt - geführt", oder wie Kartenspieler oft sagen: "Wos liegt, des bickt."

Macht Schach schlauer?

Als ehemaliger Rektor der Grundschule Metten ist der Lehrer Reinhard Hübl von Schach als Unterrichtsfach überzeugt: "Es gibt viele Studien, die Schüler über Jahre begleitet haben. Die Schüler, die jede Woche eine Stunde lang Schach gespielt haben, haben doppelt oder zweieinhalbmal so gut abgeschnitten wie die Vergleichsklasse." Schlauer mache Schach aber nicht, meint der 65-Jährige. "Die Intelligenz an sich wird nicht gefördert, aber die geistigen Fähigkeiten werden trainiert." So fördere Schach etwa das räumliche Denken und das vorausschauende Denken aus verschiedenen Positionen. "Man muss immer für den Gegner mitdenken. Wer einen Zug weiterdenkt, gewinnt", erklärt Hübl. Die Kreativität werde gesteigert, ebenso wie die Analysefähigkeit. Man könne abstrakter denken und besser urteilen. Zudem fördere das Spiel soziale Faktoren wie den Gedanken des Fair Play oder Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Außerdem können sich Schachspieler besser und länger konzentrieren.

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(Lösung: 1. Der weiße Turm zieht auf h8 und schlägt den schwarzen Springer. Der schwarze König zieht nun auf g6 und schläg dabei den weißen Springer. 2. Der Turm zieht nun auf h6. Der König ist Schachmatt.)Welche zwei Züge kann Weiß im linken Rätsel machen, um Schwarz Matt zu setzen?

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(Lösung: 1. Der weiße Turm wechselt von a1 auf a8. Der schwarze König steht im Schach und wechselt im Gegenzug auf c7. 2. Der weiße Turm wechselt von a8 auf a7. Der König steht wieder im Schach und zieht zurück auf b8. 3. Der weiße Turm wechselt auf b7, der schwarze König im Gegenzug auf a8. 4. Der zweite weiße Turm wechslet von d1 auf a1. Der schwarze Läufer von c5 muss daraufhin auf a3 ziehen. 5. Der weiße Turm schlägt den schwarzen Läufer auf a3 und der König ist schachmatt.)Welche fünf Züge kann Weiß im linken Rätsel machen, um Schwarz Matt zu setzen?

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(Foto: Pfeffer)32 Figuren stehen auf einem Spielbrett mit 64 Feldern, die abwechselnd in Schwarz und Weiß angeordnet sind. Jeder Spieler hat 16 Figuren: einen König, eine Dame, zwei Läufer, zwei Springer, zwei Türme und acht Bauern. Die Spieler ziehen abwechselnd. Wer die weißen Figuren hat, beginnt. Ziel des Spiels ist, seinen Gegenspieler matt zu setzen. Matt bedeutet, dass der König im Schach steht und keinen Zug mehr machen kann, ohne erneut im Schach zu stehen.

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König ist die einzige Figur, die nicht geschlagen wird. Er bewegt sich nur auf benachbarte freie Felder.(Foto: Pfeffer)Der

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Dame kann horizontal, vertikal und diagonal ziehen. Sie kann keine Figuren überspringen.(Foto: Pfeffer)Die

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Türme bewegen sich horizontal und vertikal. Andere Figuren dürfen sie nicht überspringen.(Foto: Pfeffer)Die

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Springer ziehen ein Feld gerade und zwei zur Seite oder zwei Felder gerade und eins zur Seite.(Foto: Pfeffer)Die

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Läufer bewegen sich nur diagonal. Andere Figuren überspringen dürfen sie aber nicht.(Foto: Pfeffer)Die

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Bauern fahren gerade, aber schlagen diagonal. Einzige Figur, die nicht zurückgehen darf.(Foto: Pfeffer)Die