Bayerischer Wald
Initiative will Wolfsjagd stören – DNA-Test - Spur des dritten Wolfes
16. Oktober 2017, 11:34 Uhr aktualisiert am 16. Oktober 2017, 11:34 Uhr
Sollen die im Bayerischen Wald entlaufenen Wölfe erschossen werden, wenn keine anderen Möglichkeiten greifen? Eine Initiative ruft dazu auf, die Jäger zu stören. Die Nationalparkverwaltung spricht von "falsch verstandener Tierliebe".
Die Initiative trägt den Namen "Der Waldluchs", verantwortlich dafür ist laut Impressum Jan F. Turner. Turner hat unter anderem für die Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald als Waldführer gearbeitet - und zwar bis "zum Abschuss des ersten entlaufenen Wolfes am 8. Oktober 2017", wie auf der Seite zu lesen ist.
Auf der Facebook-Seite der Initiative findet sich ein Aufruf zur Jagdstörung im Bayerischen Wald und in Tschechien. Demnach solle man auf offiziellen Wegen durch die Natur gehen, wandern oder joggen. Die Jäger, die man an den Fahrzeugen erkenne, würden sich demnach "über ein nettes Liedchen, einen aufmunternden Zuruf und andere gut zu hörende Geräusche (…)" freuen.
Aufruf kontraproduktiv
Zu diesem Aufruf hat der Leiter des Nationalparks, Dr. Franz Leibl, ein klare Meinung: "Der Aufruf ist höchst kontraproduktiv. Durch den Lärm werden die Tiere verschreckt, jeder Zugriff, vor allem jeder Lebendzugriff, ist dann nicht mehr möglich."
Von den ursprünglich sechs entlaufenen Wölfen sind noch drei am Leben. Einer wurde bei einem Unfall getötet, zwei der Wölfe wurden von Suchtrupps erschossen.
Wo sind die Wölfe?
Es wird derzeit vermutet, dass einer der verbliebenen drei Wölfe ein Schaf in Lohberg (Landkreis Cham) gerissen hat. Von dem Kadaver wurden Abstriche genommen, die entsprechende DNA wird derzeit im Senckenberg-Institut untersucht, um Klarheit über den Fall zu erhalten. Mit Ergebnissen rechnet Franz Leibl allerdings erst in einigen Tagen.
Ein weiterer Wolf hält sich in der Nähe des Geheges bei Lindberg auf, in dem die Wölfe ursprünglich untergebracht waren. Am gestrigen Sonntag lösten Fotofallen zwei Mal aus und brachten einen entsprechenden Nachweis.
Was den dritten Wolf betrifft, so gibt es laut Franz Leibl derzeit Hinweise, dass er sich in den Hochlagen des Falkensteins aufhält. Ein Radfahrer hatte am Sonntag ein entsprechendes Foto geschossen und es an die Nationalparkverwaltung geschickt. Am Montag fahren nun Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung in das Gebiet, um nach Möglichkeit Lebendfallen aufzustellen. Auch solle ein Luderplatz, also ein Futterplatz, angelegt werden, an den der Wolf immer wieder zurückkehren kann.
Um den Umgang mit den entlaufenen Wölfen ist eine heftige öffentliche Diskussion entbrannt. Die Nationalparkverwaltung verweist darauf, dass der Einsatz von Narkosegewehren nicht immer möglich, beziehungsweise zielführend ist und dass deswegen auch Schusswaffen zum Einsatz kommen müssen. Nach wie vor werde aber versucht, die Wölfe auf unterschiedlichen Wegen lebend zu fangen - beispielsweise mit Lebendfallen.
Lesen Sie hierzu auch "Wolf hat möglicherweise Schaf gerissen".