Bad Kötzting
Für das Nötigste ist gesorgt: Derzeit 75 Asylbewerber im alten Krankenhaus
2. August 2015, 11:01 Uhr aktualisiert am 2. August 2015, 11:01 Uhr
Lange, steril anmutende Gänge, Mehrbettzimmer und Gemeinschaftsküchen, in denen nur das Nötigste an Ausstattung vorhanden ist, Gemeinschaftsduschen und beengte Waschräume für die Wäsche - die Asylbewerberunterkunft im alten Krankenhaus ist zweckmäßig ausgestattet. Derzeit sind dort 75 Personen untergebracht, wöchentlich ändert sich die Zahl, bis die Vollbelegung von zirka 100 erreicht sein wird.
Ruhig ist es am späten Vormittag im Haus, lediglich vor dem Büro hat sich eine kleine Menschentraube gebildet und ein aufgewecktes Mädchen im Vorschulalter versucht zu spielen. Im Büro agieren Michael Rabl und Brigitte Ertl. Beide kennen sich beruflich aus der Zeit, als Spätaussiedler in großer Zahl nach Deutschland kamen und zu betreuen waren. Während Ertl in der Betreuung der Asylbewerber nun ehrenamtlich tätig ist, ist Rabl weiterhin bei der Regierung der Oberpfalz angestellt. Seit elf Jahren arbeitet er nun im Asylbereich, und die Gemeinschaftsunterkunft in Bad Kötzting ist nach Arnschwang, Furth im Wald und Eschlkam das vierte Haus, das er betreut - mit insgesamt über 200 Leuten, merkt er an.
Mit vielen größeren und kleineren Anliegen wenden sich Bewohner an den Heimleiter, mal geht es um technische Probleme im Haus, mal um behördliche Angelegenheiten, dann wieder um gesundheitliche Fragen. Kommt man im Gespräch mit Deutsch, Englisch oder Händen und Füßen nicht weiter, werden Asylbewerber mit Deutschkenntnissen als Dolmetscher hinzugezogen.
Rabl hilft, wo er kann. Tagsüber ist er im Bad Kötztinger Haus erreichbar. Nach Dienstschluss sind die Bewohner auf sich allein gestellt, natürlich gibt es einen Notruf, der zunächst bei der Polizei einläuft, die dann Weiteres veranlasst. Und kennt man sich erst einmal näher, so gibt der Heimleiter dem einen oder anderen zuverlässigen Heimbewohner schon mal seine Privatnummer "für Notfälle", so hat er es bisher immer gehandhabt.
Aus Äthiopien, Eritrea, Somalia, Georgien, Aserbaidschan, dem Iran und Irak, aus Syrien, der Ukraine, Albanien, Serbien und Kuba kommen die Menschen, die in Bad Kötzting eine erste Bleibe bis zur Entscheidung über ihren Asylantrag gefunden haben. Es sind Familien und Paare, aber auch alleinstehende Männer und Frauen, die auf die überwiegend Drei- und wenigen Zweibettzimmer verteilt werden unter Berücksichtigung ihre Nationalität. Ein nicht immer leichtes Unterfangen aufgrund einer gewissen Fluktuation.
Die Asylbewerber leben zwar in einer Gemeinschaftsunterkunft, werden aber von Anfang an zur Selbstständigkeit angehalten. Sie bekommen monatlich Geldleistungen, die die Grundversorgung sichern: Einkauf von Lebensmitteln, Kauf von Kleidung in der Kleiderkammer, zwei bis drei Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Cham zu Behördengängen oder Arztbesuchen, Medikamentenkauf. Sie besorgen sich ihre Lebensmittel selber, kochen für sich in der Gemeinschaftsküche, essen auf ihren Zimmern, waschen und putzen selbst.
Natürlich bekommen sie am Anfang Hilfestellung, zum Beispiel bei der Anmeldung im Rathaus. Auch werden ihnen auf einer Rundfahrt wichtige Orte in der Stadt gezeigt (Geschäfte, Post, Bahnhof, Arztpraxen), die sie fortan eigenständig aufsuchen werden - meistens zu Fuß, seltener mit dem Fahrrad.