691 Reiter erneuern das Gelöbnis beim Bad Kötztinger Pfingstritt
Eine Bad Kötztinger Tradition: Auch heuer erneuerten 691 Pfingstreiter das alte Gelöbnis und ritten nach Steinbühl. Dabei gab es auch ein Novum.
20. Mai 2024, 10:48 Uhr
Von
Redaktion Bad Kötzting
Wieder ein Pfingstritt wie aus dem Bilderbuch: Sonne, blauer Himmel, Tausende Zuschauer in der Stadt und im Zellertal und nachdenkliche Worte des Geistlichen Offiziators Alexander Ertl: Das war der Pfingstritt 2024. 691 Reiter – und damit ein Reiter mehr als 2023 – folgten am Pfingstmontag dem Kreuz nach Steinbühl und legten ein Bekenntnis zu Heimat, Brauchtum und Glaube ab. Der Ritt verlief ohne nennenswerte Zwischenfälle.
Um Punkt 8 Uhr zogen die Reiter in ihrer Tracht und auf geschmückten Pferden die Marktstraße hinunter und hinaus in das Zellertal, wo heuer viele Zuschauer die Prozession verfolgten. Stadtpfarrer Thomas Winderl erteilte den Reitern mit der Monstranz den Segen Gottes und wünschte allen einen guten und sicheren Ritt.
Pfingstreitermesse fand im Freien statt
Feierlich zogen die Pfingstreiter in Steinbühl ein. Dort gab es in diesem Jahr ein Novum. Da die Kirche St. Nikolaus, die Zielkirche des Pfingstritts, wegen der laufenden Innenrenovierung gesperrt ist, fand die Pfingstreitermesse auf dem kleinen Platz vor dem Leichenhaus statt. In seiner Predigt stellte Kaplan Alexander Ertl die Frage, wie die Menschen wieder mehr für den Glauben begeistert werden könnten. Begeisterung, so machte er deutlich, könne nicht verordnet werden, Begeisterung könne man nicht machen.
„Das ist mit der Grund, warum die Lage bei uns in der Kirche und in der Gesellschaft so ist, wie sie ist. Jammern verbindet, wer sich gegenseitig nach unten zieht, kann es sich wohlig einrichten im Lamentieren. Bin ich überhaupt bereit, die Botschaft hören zu wollen, die die Augen des Herzens erleuchtet“, fragte Ertl. Um Begeisterung erfahren zu können, brauche man Offenheit. „Begeisterung lebt still unter uns. Vielleicht in einem freudig strahlenden Gesicht. Oder wenn man nur einem anderen Menschen zuhört. Begeisterung dürfen wir uns vor allem von Gott erwarten“, so Ertl abschließend.
Einander mit mehr Respekt begegnen
Beim Festakt, nach der Rückkehr der Reiter, griff Alexander Ertl das Thema Respekt auf. Er erinnerte in seiner Ansprache am Veitsplatz vor einer großen Zuschauerkulisse an einen anderen Marktplatz: den Areopag in Athen. Dort habe der Apostel Paulus die Menschen mit der Botschaft Jesu vertraut gemacht, in einer einfachen und friedvollen Sprache. „Beim Ritt war in der kleinen Monstranz, die ich gehalten habe, eine gewandelte Hostie, ganz unscheinbar. Viele werden das Allerheiligste gar nicht wahrgenommen haben. Nach unserem katholischen Glauben ist es aber Jesus Christus selber, die Auferstehung und das Leben“, sagte Ertl. Genauso wie Paulus, so sollten auch die Menschen heute die Botschaft des Evangeliums in einer Sprache des Friedens sagen.
„Mich treibt die zunehmende Ehrfurchtlosigkeit in unserer Gesellschaft um. Ich wünsche mir, dass wir behutsam und gewaltlos übereinander und miteinander reden. Dass wir auf den Marktplätzen unseres Lebens einander mit Respekt begegnen.“ Nach diesen aufrüttelnden Worten zeichnete der Geistliche Offiziator Pfingstbräutigam Andreas Kolbeck mit dem Tugendkränzchen aus. Die Ehrung der langjährigen Reiter folgte. 35 Teilnehmer erhielten Bänder und Fahnen. Für 60-malige Teilnahme am Ritt wurden Johann Ettl (Konzell), Franz Grassl (Bad Kötzting) und Wolfgang Steidl ausgezeichnet. Sieben Reiter erhielten Ehrungen für 50 Rittteilnahmen, zwölf für 40 und 13 für 25 Rittteilnahmen. Mit Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger nahm in diesem Jahr auch wieder ein Vertreter des bayerischen Kabinetts teil.