Politik

Späte Annäherung: Das Elefantentreffen der CSU-Granden Waigel und Stoiber

Die CSU-Granden Waigel und Stoiber sehen den Ausweg aus den Krisen in der Stärkung Europas


Theo Waigel und Edmund Stoiber

Theo Waigel und Edmund Stoiber

Von Ralf Müller

Zu ihren aktiven Politiker-Zeiten wurden Theo Waigel (83) als Europa-Freund und sein Gegenspieler Edmund Stoiber (81) als Europa-Skeptiker verstanden.

Am Montagabend gingen die beiden ehemaligen Kontrahenten in einer Veranstaltung der Hanns-Seidel-Stiftung in München zum Thema "Grundsätzliches im Wandel" in dieser Frage aufeinander zu. Er würde heute das Thema europäischer Bundesstaat "nicht mehr so apodiktisch behandeln, wie ich das getan habe", sagte Stoiber. "Zeitenwende" ist für den ehemaligen CSU-Chef und Ministerpräsidenten Stoiber nicht nur militärisch zu sehen, sondern vor allem in einer "anderen Einstellung zur europäischen Verantwortung".

Auch Waigel zeigte sich altersmilde und einsichtig: Die Union hätte gegen die Ostpolitik Willy Brandts nicht alle Register ziehen sollen, so der ehemalige CSU-Vorsitzende und Bundesfinanzminister. Dann hätte die Union vielleicht nicht die Bundestagswahl 1969 verloren und anschließend 13 Jahre in die Opposition gehen müssen.

Waigel ließ keinen Zweifel daran, dass er stets auf Europa gesetzt habe. 1957 sei er in die Junge Union wegen der Reden von Franz Josef Strauß zu Europa eingetreten, so Waigel. Heute müsse die alte Idee von der europäischen Verteidigungsunion wieder aufgegriffen werden, obwohl es "auch heute noch Europa-Skeptiker in der CSU" gebe. Eingebunden werden müsse insbesondere Frankreich als die einzige Atommacht in der EU.

Immer wieder sieht sich Waigel als ehemaliger Bundesfinanzminister mit der Darstellung konfrontiert, die damalige Kohl-Regierung habe der Einführung des Euro als Gegenleistung für die Zustimmung der westlichen Verbündeten zur Wiedervereinigung zustimmen müssen. "Das stimmt nicht", sagte Waigel einmal mehr.

Im Gegensatz zu den Historikern, die darüber schrieben, sei er schließlich "dabei" gewesen. "Der Zeitzeuge", hielt Waigel dem mitdiskutierenden Historiker Thomas Schlemmer vom Institut für Zeitgeschichte entgegen, "ist der schlimmste Feind der Historiker". Der Angesprochene nahm den Ball auf: "Das letzte Wort hat der Historiker."