Die Lage im Überblick
Nordkoreaner: UN-Chef fürchtet Eskalation in Ukraine-Krieg
4. November 2024, 4:58 Uhr
UN-Generalsekretär António Guterres hat vor einem möglichen Einsatz nordkoreanischer Soldaten aufseiten Russlands im Ukraine-Krieg gewarnt. Berichte darüber hätten ihn "sehr beunruhigt", sagte Guterres laut Mitteilung in New York. "Das würde eine sehr gefährliche Eskalation des Krieges in der Ukraine darstellen. Alles muss getan werden, um jegliche Internationalisierung dieses Konflikts zu verhindern." Der UN-Chef betonte zudem erneut seine Unterstützung für einen "fairen, anhaltenden und umfassenden Frieden" in der Ukraine.
Nach Angaben der Vereinigten Staaten stehen bis zu 8.000 nordkoreanische Soldaten nahe der ukrainischen Grenze und könnten in den kommenden Tagen von Russland im Krieg eingesetzt werden. Russlands Präsident Wladimir Putin bestreitet die Anwesenheit nordkoreanischer Soldaten nicht und behauptet, dass die Ukraine ihrerseits auf Personal aus Nato-Staaten zurückgreife.
Neben Soldaten erhält Russland auch Waffen und große Mengen Munition aus Nordkorea. Erst vor wenigen Tagen hat die nordkoreanische Außenministerin Choe Son Huin bei einem Besuch in Moskau die weitere Unterstützung ihres Landes für Russland "bis zum Tag des Sieges" über die Ukraine angekündigt.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat angesichts des bevorstehenden Einsatzes der nordkoreanischen Soldaten in russischen Uniformen die Tatenlosigkeit der westlichen Partner Kiews angeprangert. Er warf Deutschland, Großbritannien und den USA vor, nur zuzuschauen. Die Ukraine verteidigt sich seit über zweieinhalb Jahren gegen den russischen Angriffskrieg.
Der Osten der Ukraine ist weiter hart umkämpft. Bei Luftangriffen auf die Stadt Charkiw und ihre Vororte sind nach vorläufigen Angaben des Rettungsdienstes mindestens 13 Menschen verletzt worden. Es sei ein Supermarkt in einer Wohngegend getroffen worden, teilte der Bürgermeister von Charkiw, Ihor Terechow, in der Nacht auf seinem Telegram-Kanal mit. Der Supermarkt habe sich neben Hochhäusern befunden.
Ersten Informationen zufolge seien dabei auch Stromleitungen beschädigt worden, schrieb der Bürgermeister weiter. In den umliegenden Häusern seien Fensterscheiben zerbrochen. Der Rettungsdienst in der Region meldete Beschädigungen an Autos und anderen gewerblichen Einrichtungen.
Das russische Militär hatte die Ukraine am späten Sonntagabend erneut mit größeren Drohnenschwärmen überzogen. Die Einflüge größerer Gruppen von sogenannten Kamikaze-Drohnen wurde zunächst aus der ostukrainischen Region Sumy gemeldet, später auch aus dem Süden des Landes. Die mit Sprengstoff versehenen unbemannten Flugkörper verteilten sich daraufhin in verschiedene Himmelsrichtungen, um die ukrainische Flugabwehr zu verwirren. Für verschiedene Landesteile der Ukraine wurde daraufhin Luftalarm ausgelöst.
An verschiedenen Frontabschnitten im Osten der Ukraine tobten schwere Kämpfe. Insgesamt seien am Sonntag 110 russische Angriffe gemeldet worden, teilte der Generalstab in Kiew in seinem abendlichen Lagebericht mit. Absoluter Brennpunkt sei der Sektor Kurachowe gewesen, wo im Tagesverlauf 54 russische Vorstöße die ukrainischen Verteidiger schwer unter Druck gesetzt hätten. Nach Angaben des regierungsnahen ukrainischen Militärkanals Deep State sollen russische Einheiten dort neue Geländegewinne erzielt und zwei Dörfer erobert haben.
Schwere Kämpfe wurden auch aus der Umgebung von Pokrowsk am Rande des Donbass gemeldet. Dort seien im Tagesverlauf 19 russische Angriffe abgewehrt worden. In der Region Torezk gab es im Vergleich dazu lediglich vier Angriffe. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.
Selenskyj macht sich indes für die Rückkehr Tausender nach Russland verschleppter Kinder in die Ukraine stark. "Niemand kann mit Sicherheit sagen, wie viele es heute sind", sagte er in seiner abendlichen Videoansprache. "Wir wissen von Zehntausenden; es sind sehr junge Kinder und Jugendliche. Diejenigen, die Verwandte in der Ukraine haben. Und solche, deren Angehörige leider durch russische Angriffe getötet wurden."
Die Ukraine sei bemüht, diese Kinder nach Hause zu holen. Zwar gelinge es, Erwachsene mit Russland auszutauschen, doch sei ein derartiger Austausch für Kinder schwierig. Es gehe um "kleine Ukrainer, die ihren Familien entrissen wurden, Kinder, die aus den vorübergehend besetzten Gebieten der Ukraine nach Russland verschleppt wurden, und die Russland zu verstecken versucht".
Der Internationale Strafgerichtshof hat in diesem Zusammenhang bereits im März vergangenen Jahres Haftbefehl gegen Kremlchef Putin erlassen. Das Gericht wirft ihm vor, für die Verschleppung von ukrainischen Kindern aus den von Russland besetzten Gebieten der Ukraine verantwortlich zu sein. Aus dem gleichen Grund wurde auch ein Haftbefehl gegen die russische Kinderrechtskommissarin Maria Lwowa-Belowa erlassen. Durch diesen Haftbefehl kann Putin in viele Länder nicht einreisen.
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