Interview mit
Natascha Kohnen: "Das Theater mit Seehofer darf es nicht mehr geben"
10. Dezember 2018, 19:58 Uhr aktualisiert am 11. Dezember 2018, 14:36 Uhr
Natascha Kohnen spricht in der AZ über die Aufgaben der neuen CDU-Chefin und die Folgen für die SPD.
Die Münchnerin (51) ist Chefin der Bayern-SPD und stellvertretende Bundesvorsitzende.
AZ: Frau Kohnen, wie bewerten Sie die Wahl von Annegret Kramp-Karrenbauer zur CDU-Vorsitzenden?
NATASCHA KOHNEN: Ich gratuliere natürlich Frau Kramp-Karrenbauer zu ihrer Wahl. Das knappe Ergebnis zeigt aber auch: Sie steht nun vor der schwierigen Aufgabe, die CDU zusammenzuführen. Frau Kramp-Karrenbauer muss außerdem das Verhältnis der CDU zur CSU klären. So eine unhaltbare Situation wie im Sommer darf nicht noch einmal entstehen.
Wäre der konservative Friedrich Merz für die SPD nicht das "dankbarere" Gegenüber gewesen, um das eigene Profil wieder zu schärfen?
Für mich ist nicht entscheidend, wer den Vorsitz einer anderen Partei hat, denn die SPD muss und wird ihre eigenen Herausforderungen meistern. Die SPD will für bezahlbare Mieten, für anständige Arbeit und stabile Renten sorgen. Diese Anliegen sind richtig, egal wer die CDU führt.
Wie zuversichtlich sind Sie, dass es AKK gelingt, die CDU zu befrieden?
Frau Kramp-Karrenbauer ist nun gerade einmal ein paar Tage Parteivorsitzende. Die Aufgabe ist groß, das ist sicher unbestritten. Wie die CDU allerdings ihre internen Kämpfe führt und beilegt, ist deren Sache. Ich werde da keine Prognose abgeben.
Was bedeutet die personelle Neuaufstellung der CDU für die Arbeit in der GroKo?
Die SPD bietet Frau Kramp-Karrenbauer eine konstruktive Zusammenarbeit an. Auch Frau Kramp-Karrenbauer weiß: So ein Sommertheater mit Horst Seehofer darf es nicht noch einmal geben. Die neue CDU-Chefin steht in der Pflicht, ihren Laden zusammen zu halten. Teile der Union fordern ja die Erhöhung der Militärausgaben, Steuersenkungen für Reiche oder Änderungen beim Bleiberecht für Flüchtlinge in Ausbildung und Beruf - das wird es mit uns nicht geben. Die SPD steht zum Koalitionsvertrag.
Paul Ziemiak gehörte als JU-Chef zu den schärfsten Kritikern von Angela Merkel. Nun hat ihn AKK zum Generalsekretär gemacht und damit sowohl in die Verantwortung als auch "an die kurze Leine" genommen, wie manche sagen. Sollte sich Andrea Nahles daran nicht ein Beispiel nehmen - und ihren Juso-Chef-Kritiker Kevin Kühnert ebenfalls stärker einbinden?
Ich schätze Kevin Kühnert sehr. Und er ist als Juso-Chef schon jetzt eng eingebunden in die Arbeit der Parteiführung. Kevin Kühnert wird sicher auch in Zukunft eine wichtige Rolle innerhalb der Partei spielen.
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