Leitartikel

3. Oktober

Lasst uns den Tag der deutschen Einheit abschaffen

Der Feiertag zur Wiedervereinigung ist eine blutleere Pflichtveranstaltung für Politiker. Er ist zu dem Verwaltungsakt geworden, an den er erinnert.


Auch dieses Jahr gibt es wieder Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit, diesmal in Mecklenburg-Vorpommern. Die Landesfahnen aller deutschen Bundesländer wehen vor dem Schweriner Schloss.

Auch dieses Jahr gibt es wieder Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit, diesmal in Mecklenburg-Vorpommern. Die Landesfahnen aller deutschen Bundesländer wehen vor dem Schweriner Schloss.

Der 3. Oktober ist der deutsche Nationalfeiertag, aber er bewegt weder Herz noch Seele. Die wichtigste Frage, die sich an diesen Tag stellt, ist, ob man ein verlängertes Wochenende frei hat und sich ein Kurzurlaub anbietet. Nirgends versammeln sich Leute, um freudig die Wiedervereinigung Deutschlands nach 40 Jahren Teilung zu feiern. Nirgends schwarz-rot-goldene Fahnen und ein Glas Sekt dazu.

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2 Kommentare:


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Helene W.

am 02.10.2024 um 16:02

Den 3. Oktober als Nationalfeiertag abzuschaffen? Dazu habe ich eine andere Meinung als der Autor dieses Artikels. Die Wiedervereinigung Deutschlands 1990 war gewollt, von den Menschen der DDR genauso wie von den Westdeutschen. Es war ein Ereignis, das es in der Geschichte bisher so nicht gab. Ob der Zeitpunkt des Anschlusses der DDR an die Bundesrepublik richtig war, kann in Frage gestellt werden. Dass für viele Ostdeutsche die Transformation sehr unglücklich verlief und tiefe Gräben zwischen Ost und West aufriss bzw. vertiefte, ist ebenso eine Tatsache. Und wie Steffen Mau in seinen Büchern aufzeigt, ist die Einheit im Sinne der Angleichung von Meinungen und gesellschaftlichen und politischen Einstellungen der Bürger nicht geglückt und so auch nicht nötig. Mau führt das u.a. auf die Unterschiede in Erziehung und Gesellschaft, des Demokratieverständnisses und des Einflusses von Staat und SED weit hinein in das Privatleben der Menschen in der DDR. Der Historiker Kowalczuk spricht von Freiheitsschock und fordert eine innergesellschaftliche Aufarbeitung. Aber wer will denn die DDR zurück? Noch nicht mal die Mehrheit der Menschen im Osten. Statt ewig nur rumzunörgeln und auf Versäumnisse hinzuweisen, sollte man doch mal auf die Chancen schauen, die sich durch den Mauerfall für die Menschen ergeben haben. In Ost und West. Und man sollte diesen einzigartigen Tag feiern. Rituale müssen sich nicht aus der Tradition ergeben. Man kann auch neue ersinnen. Vielleicht mit öffentlichen Umzügen in allen Städten. Kostenlosen Aufführungen von eigens komponierten Musikstücken, Theatervorstellungen etc. Wir feiern heute noch das Oktoberfest, in New York gibt es die Steubenparade. Da werden wir doch nicht Mittel und Wege finden, die deutsche Einheit in allen Ehren zu begehen und zu einem wahren Nationalfeiertag zum machen. Der 3. Oktober 1990 war kein Verwaltungsakt, zumindest nicht für die deutsche Bevölkerung. Kritiker können sich ja ungehindert zum Gegenprotest versammeln. Im Gegensatz zur DDR ist das heutzutage im wiedervereinigten Deutschland problemlos möglich.



Frank H.

am 01.10.2024 um 20:59

Ein Tag, um die Fleißigen zu bestrafen ? Ein Frauentag erscheint mir nach dem Verlust der Eindeutigkeit und der durchaus berechtigten Aufmerksamkeit auf die diversen Diversen auch fast anachronistisch. Wie wäre es mit einem Tag der Steuerfreiheit ?



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