Regensburg/Rom

Flüchtlingsdrama vor Lampedusa: Mann wird vermisst - Schwangere in Not


Am Sonntag erreichte die "Alan Kurdi" die italienische Mittelmeerinsel Lampedusa. Zuvor hatte die Crew des deutschen Rettungsschiffes am Samstag 91 Menschen von einem Schlauchboot gerettet (Archiv).

Am Sonntag erreichte die "Alan Kurdi" die italienische Mittelmeerinsel Lampedusa. Zuvor hatte die Crew des deutschen Rettungsschiffes am Samstag 91 Menschen von einem Schlauchboot gerettet (Archiv).

Von Redaktion idowa

Am Sonntag erreichte die "Alan Kurdi" die italienische Mittelmeerinsel Lampedusa. Zuvor hatte die Crew des deutschen Rettungsschiffes am Samstag 91 Menschen von einem Schlauchboot gerettet. Bei der Rettung kam es zu einer schwerwiegenden Bedrohung durch eine libysche Miliz. Es fielen Schüsse. Ein Mann wird vermisst. Eine Schwangere wurde gerettet.

Die italienische Küstenwache evakuierte am Sonntagnachmittag die 22 Jahre alte, schwangere Nigerianerin Faith. Das medizinische Team der Alan Kurdi fürchtete um das Leben des ungeborenen Kindes. Missionsleiter Jan Ribbeck ist Arzt. Er betreut den Einsatz von Land und sagt: "Solch schwere Blutungen im 4. Monat einer Schwangerschaft sind ein alarmierendes Zeichen." Seit Samstagabend bat Ribbeck die italienischen und maltesischen Rettungsleitstellen um eine medizinische Evakuierung.

Die Malteser sicherten zunächst eine Evakuierung für Sonntagmorgen mit dem Helikopter zu. Die Rettungsaktion wurde dann aber verschoben, schließlich aufgrund des Wetters abgesagt und Malta verwies darauf, dass die Alan Kurdi näher an Lampedusa liegt. "Man muss wissen, dass wir die maltesische Rettungszone durchquerten. Das Wetter war sehr gut. Formal war Malta zuständig die Evakuierung zu organisieren, auch wenn die Person nicht nach Malta evakuiert werden soll", erklärt Ribbeck weiter. Malta bestritt seine Zuständigkeit für Notfälle in der maltesischen Rettungszone nicht zum ersten Mal. In einer schriftlichen Auseinandersetzung machte die italienische Rettungsleitstelle der maltesischen Leitstelle schwere Vorwürfe. "Wir vermuten dahinter die politische Überlegung, dass Malta die Ausschiffung der weiteren 90 Personen an Bord verhindern zu versuchte, weil zu diesem Zeitpunkt Richtung Malta fuhren", sagt Ribbeck.

Das MRCC Rom erklärte sich schließlich bereit Faith am Sonntagnachmittag zu evakuieren. Sie wurde von einem italienischen Patrouillenboot abgeholt und nach Lampedusa gebracht. Sea-Eye hat Italien nun offiziell einen "Place of Safety" gebeten und wartet außerhalb der italienischen Territorialgewässer vor Lampedusa auf eine Ausschiffung für 90 gerettete Personen.

Nicht alle Menschen konnten gerettet werden

Zunächst berichtete Sea-Eye von insgesamt 90 geretteten Menschen. Tatsächlich zählte die Crew am Samstagabend 91 Personen auf der "Alan Kurdi". Ein junger Mann informierte die Crew außerdem darüber, dass er seinen Bruder an Bord nicht finden könne. Er sei mit ihm auf dem Schlauchboot gewesen. Seither gilt eine Person als vermisst, was sich mit den ursprünglichen Informationen zum Notruf von "AlarmPhone" deckt. Die Hilfsorganisation empfing den Notruf und beschrieb ein weißes Schlauchboot mit 92 Personen in Seenot. Ob die vermisste Person von den Libyern entführt worden oder ertrank, ist unklar.