Ukraine-Krieg
Bundesregierung genehmigt Ausfuhr von Leopard-1-Kampfpanzern
3. Februar 2023, 13:16 Uhr
Die Lieferung deutscher Kampfpanzer in die Ukraine könnte deutlich umfangreicher ausfallen als bisher erwartet. Die Bundesregierung hat nun der Industrie die Ausfuhr älterer Leopard-Exemplare genehmigt.
Die Bundesregierung hat den Export von Kampfpanzern des Typs Leopard 1 aus Industriebeständen in die Ukraine genehmigt. Das bestätigte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Freitag in Berlin, ohne weitere Einzelheiten zu nennen. Bisher hatte die Bundesregierung nur die Lieferung der moderneren Leopard-2-Panzer aus Bundeswehrbeständen in die von Russland angegriffene Ukraine angekündigt.
Nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" wollen Rheinmetall und die Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft (FFG) Dutzende Panzer vom Typ Leopard 1 für den Export in die Ukraine aufbereiten. Medienberichten zufolge verfügt Rheinmetall über 88 Panzer vom Typ Leopard 1.
Die Instandsetzung dürfte viele Monate dauern. "Selbst wenn morgen die Entscheidung fällt, dass wir unsere Leopard-Panzer nach Kiew schicken dürfen, dauert die Lieferung bis Anfang nächsten Jahres", hatte Rheinmetall-Vorstandschef Armin Papperger Mitte Januar der "Bild am Sonntag" gesagt. "Die Fahrzeuge werden nicht nur neu lackiert, sondern müssen für einen Kriegseinsatz umgebaut werden. Sie werden komplett auseinandergenommen und dann wieder neu aufgebaut."
Instandsetzung wird teuer
Die Panzer könne Rheinmetall nicht ohne Auftrag instandsetzen, da die Kosten bei mehreren Hundert Millionen Euro lägen, sagte Papperger. "Das kann Rheinmetall nicht vorfinanzieren."
Nach Angaben Hebestreits wurde der Antrag für eine Ausfuhr der Panzer schon vor "geraumer Zeit" gestellt. Zu weiteren Einzelheiten wollte er sich nicht äußern. "Viel mehr möchte ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, das wird sich dann in den nächsten Tagen und Wochen konkretisieren", sagte der Regierungssprecher.
Der Leopard 1 ist der erste Kampfpanzer, der für die Bundeswehr nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut wurde. Von 1965 bis Mitte der 80er Jahre wurden 4700 Exemplare produziert. Die in der vergangenen Woche nach langem Hin und Her zugesagten 14 Leopard-2-Panzer sind deutlich moderner.
Die Bundeswehr hat ihre letzten Leopard-1-Panzer bereits vor 20 Jahren ausgemustert. Neun Länder auf fünf Kontinenten nutzen den Panzer nach Herstellerangaben aber heute noch.
Norwegen kauft 54 Leopard-2-Panzer
Das Nato-Mitglied Norwegen kauft derweil 54 Leopard-2-Panzer aus Deutschland. Die norwegische Regierung hat beschlossen, die Kampfpanzer vom deutschen Rüstungskonzern Krauss-Maffei Wegmann zu beschaffen, wie Ministerpräsident Jonas Gahr Støre am Freitag auf dem Militärstützpunkt Rena rund 150 Kilometer nördlich von Oslo bekanntgab. Es gebe zudem die Option zum Kauf von 18 weiteren solchen Panzern.
Støre betonte das nahe und gute Verhältnis seines Landes zu Deutschland. Die Bundesrepublik spiele eine immer wichtigere sicherheitspolitische Rolle in Europa. Bundeskanzler Olaf Scholz habe er am Morgen über die Anschaffung informiert, sagte Støre.
Es werde damit gerechnet, dass die ersten der neuen Leopard-Panzer 2026 geliefert werden, sagte Verteidigungsminister Bjørn Arild Gram. Nach Regierungsangaben liegt die Anschaffung innerhalb eines vom Parlament festgelegten Kostenrahmens von 19,7 Milliarden norwegischen Kronen (rund 1,8 Mrd. Euro). Dieser Rahmen deckt demnach mehr ab als den eigentliche Kauf der Panzer. Der ausgehandelte Kaufpreis wurde geheim gehalten.
Das norwegische Parlament hatte die Beschaffung neuer Kampfpanzer im Jahr 2021 genehmigt. Das skandinavische Nicht-EU-Land zog daraufhin mehrere verschiedene Panzermodelle in Betracht. Norwegischen Medienberichten zufolge fiel die Entscheidung letztlich zwischen dem Leopard 2A7 und dem südkoreanischen Hyundai Rotem K2 Black Panther.
Norwegen verfügt derzeit über 36 Leopard-Panzer vom älteren Typ 2A4. Støres Regierung hat angekündigt, einige davon an die Ukraine zu liefern - wie viele, das ist weiterhin unklar.