US-Vorwahlen

Wut auf die alte Garde


Ergebnisse der US-Vorwahlen in New Hampshire, Nr. 23665, Querformat 110 x 90 mm

Ergebnisse der US-Vorwahlen in New Hampshire, Nr. 23665, Querformat 110 x 90 mm

Von Monika Müller

Eine immense Wut richtet sich gegen das politische Establishment in den USA. Das ist eine erschreckende Erkenntnis - bei den Vorwahlen in New Hampshire bestätigt sie sich so offensichtlich wie selten zuvor.

Die Siege von Donald Trump bei den Republikanern und Bernie Sanders bei den Demokraten geben noch keinen entscheidenden Aufschluss über den Ausgang des Kandidatenrennens, aber sie bieten sehr wohl Anlass zur Sorge um das politische System und die gesellschaftliche Lage in den USA: Die Extremkandidaten marschieren voran; die Moderaten haben das Nachsehen.

Derzeit kann es bei den Republikanern keiner mit Wirrkopf Trump aufnehmen. Der Schwung des Augenblicks spricht für ihn. Frauen, Männer, Junge, Alte, Konservative und Moderate - der Immobilienhai konnte in New Hampshire alle in der Mehrheit für sich gewinnen. Die Hasstiraden können noch so krude und abwegig sein, Trump aber schafft es, sie in den politischen Mainstream einzuflößen und damit die Etablierten zu schikanieren. Schlimm genug, dass sich kaum ein US-Sender den hetzerischen Parolen Trumps entziehen kann, darüber hinaus schwindet auch noch die Hoffnung auf eine seriöse Alternative. Das Feld bei den Republikanern ist dermaßen zersplittert und zerstritten, dass keiner dem Multimilliardär derzeit ernsthaft Paroli bieten kann. Sollte Trump im Kandidatenrennen tatsächlich die alte Garde hinter sich lassen, wäre das ein neuer Tiefpunkt in der Geschichte der Republikaner.

Mit dem Establishment in Washington legt sich auch Bernie Sanders an. Der selbst ernannte "demokratische Sozialist" verspricht nicht weniger als eine politische Revolution; es ist der Einsatz für unterprivilegierte Schichten, der Sanders antreibt. Mit diesem Kurs versetzte er der früheren Außenministerin Hillary Clinton in New Hampshire eine empfindliche Niederlage. Die große Favoritin bei den Demokraten wankt gewaltig. Wenn sie ihrer Kampagne nicht schleunigst einen neuen Anstrich mit mehr Glaubwürdigkeit und Leidenschaft verleiht, könnte sie zu Fall kommen. Derzeit stützt sie sich nur auf ihre jahrzehntelange Erfahrung und die Hoffnung, dass ihr bei den kommenden Vorwahlen die Minderheiten wohlgesonnen sein werden. Sanders wird der ehemaligen First Lady unerwartet gefährlich. Die Extremkandidaten, Trump auf der rechten und Sanders auf der linken Seite, setzen den Etablierten in der politischen Mitte derzeit gehörig zu. Der Furor der Wähler auf Washington kann Trump und Sanders noch weit tragen - hoffentlich aber keinen bis ins Weiße Haus.