Fasching
Später Ruhm: Charlotte Geppert ist Bayerns älteste Faschingsprinzessin
24. November 2015, 7:15 Uhr aktualisiert am 24. November 2015, 7:15 Uhr
Charlotte I. aus Bayern erlangt späten Ruhm: Mit 100 Jahren ist sie die möglicherweise älteste Faschingsprinzessin Deutschlands. In den nächsten Wochen wartet auf die Dame einiges an Arbeit.
Einmal im Leben Prinzessin sein, mit Krone, Ballkleid und allem, was dazu gehört: Für Charlotte Geppert ist dieser Mädchentraum Wirklichkeit geworden - wenn auch erst sehr spät. Die 100-Jährige repräsentiert als Charlotte I. den Faschingsverein aus Kempten in Bayern und ist die vielleicht älteste Faschingsprinzessin Deutschlands.
"Auf die Idee wäre ich gar nicht gekommen. Aber als man mich gefragt hat, dachte ich mir - da mache ich doch mit. Das hält jung", sagt die Seniorin. Sie fühle sich noch fit genug für diese Aufgabe und freue sich vor allem aufs Tanzen. "Ich habe schon als kleines Mädchen gerne getanzt." Mit ihrem Mann habe sie früher viele Faschingsbälle besucht. Sie weiß also, was sie erwartet.
Stolz präsentiert sich die betagte Prinzessin im langen roten Kleid, zu dem sie eine Stola mit Federn, lange weiße Handschuhe und eine silberne Krone trägt. "Das fühlt sich gut an", sagt sie und strahlt ihren Sohn Bruno an. Der hat sich ebenfalls königlich herausgeputzt mit rot-goldenem Umhang, Orden, Zepter und Narrenkappe - schließlich übernimmt er an der Seite seiner Mutter die Rolle des Faschingsprinzen Bruno I. "Ich finde es einmalig, dass wir das zusammen machen. Ein Prinzenpaar in unserem Alter - das ist mal ganz was anderes", sagt Bruno. Er ist 71 Jahre alt.
Die Idee für das betagte Prinzenpaar hatte Richard Brunner, der Präsident des erst vor drei Jahren gegründeten Kemptener Faschingsvereins. "Ich bin mit Lotte schon länger befreundet und habe ihr gesagt: Wenn du 100 bist, mache ich dich zur Faschingsprinzessin", sagt Brunner. Trotz ihres Alters sei sie als närrische Hoheit bestens geeignet: "Ich kenne die Frau nur lustig." Dass einige die Entscheidung belächeln, nimmt der Präsident gelassen. "Die Menschen werden immer älter und ich bin der Meinung, dass wir die Senioren mehr einbeziehen müssen."
In den nächsten Wochen kommt einiges auf Charlotte I. und Bruno I. zu. Mutter und Sohn werden bei Faschingsumzügen dabei sein und Bonbons vom Wagen werfen. Hinzu kommen ein paar Zunftempfänge. Als Höhepunkt der Saison wartet am Faschingssamstag der Umzug durch die Kemptener Innenstadt, an dem laut Brunner rund 70 Vereine teilnehmen.
Bruno Geppert traut seiner Mutter das straffe Programm zu: "Sie macht jeden Tag Gymnastik, geht spazieren und mehrmals am Tag die 50 Stufen in ihrer Wohnung rauf und runter."
Seit der Inthronisation des Prinzenpaars ist der Medienrummel um Charlotte I. und ihren Sohn groß. Die Fototermine und Interviews im Hause der Familie Geppert, die in der Kemptener Altstadt ein Pelzgeschäft führt, strengen an. Trotzdem lächelt die 100-Jährige tapfer in die Kameras und steht geduldig Rede und Antwort.
Ob sie tatsächlich Deutschlands älteste Faschingsprinzessin ist, ist unklar. "Das Alter der Prinzessinnen wird nicht registriert", sagt Volker Wagner, Präsident des Bundes Deutscher Karneval, der mehr als 5000 närrische Vereine vertritt. Überlegungen, Seniorinnen mit 80, 90, 99 oder gar 100 Jahren auf den närrischen Thron zu heben, gebe es immer wieder mal.
Die Entscheidung des Kemptener Vereins, eine 100-Jährige tatsächlich zur Prinzessin zu machen, sieht Wagner aber kritisch. "Ich bin mir nicht im Klaren darüber, ob man der Frau damit einen Gefallen tut."