Es gibt viele Ursachen
Schnarchen muss nicht sein: Tipps für besseren Schlaf
6. März 2019, 17:51 Uhr aktualisiert am 6. März 2019, 17:51 Uhr
Viele wissen nicht mal, dass sie schnarchen. Die Leidtragenden sind die Bettgefährten und je nach Ausprägung und Wohnsituation auch die Nachbarn. Es gibt viele Ursachen.
Mehr als die Hälfte aller Männer tut es. Sogar jedes zehnte Kind ist betroffen. Sie schnarchen. Für die meisten Betroffenen hat das keine Folgen. Viele wissen nicht mal, dass sie schnarchen. Die Leidtragenden sind die Bettgefährten und je nach Ausprägung und Wohnsituation auch die Nachbarn. In Extremfällen erreichen Schnarcher die Lautstärke eines Rasenmähers.
Auslöser für das Schnarchen kann eine genetische Veranlagung sein, aber auch Übergewicht, Alkohol, oder Beruhigungsmittel können zur fehlenden Spannung im Atmungsapparat führen. Das Gaumensegel erschlafft und erzeugt durch Flattern das laute Geräusch. Schnarchen ist nicht gleich Schnarchen: Es gibt ein primäres oder habituelles Schnarchen, ein obstruktives Schnarchen und eine echte schlafbezogene Atmungsstörung mit Schnarchen: das obstruktive Schlaf-Apnoe-Syndrom.
Schwankungen in der Sauerstoffsättigung
Beim primären Schnarchen bestehen weder Schlaflosigkeit noch Tagesschläfrigkeit, im Gegensatz zu den beiden anderen Formen. "Wir finden weder Auffälligkeiten im Schlafprofil noch entstehen Schwankungen in der Sauerstoffsättigung oder Atmungsstörungen", so Dr. Reinhard Zimmermann, Lungenfacharzt und Leiter des interdisziplinären Schlaflabors im Klinikum Landshut. Die störende Geräuschkulisse verstärke sich häufig in Rückenlage und im sogenannten REM-Schlaf, die Phase in der man am meisten träumt.
Was hilft bei Schnarchen?
Als Behandlung von primärem Schnarchen eignen sich Gewichtsabnahme, Verzicht auf abendlichen Alkoholgenuss, Verzicht auf Schlafmittel (diese sollten sowieso nie unkritisch eingesetzt werden, abgesehen von hoch dosiertem Baldrian), Vermeiden des Schlafs in Rückenlage sowie Antischnarchhilfen wie Unterkieferschienen oder Schnarchspange.
Der Tüftler Arthur Wyss aus der Schweiz hat vor etwa 15 Jahren eine Gaumenspange erfunden, die im deutschsprachigen Raum als Schnarchspange bekanntwurde und mittlerweile viele Nachahmer gefunden hat. Wyss bekam im Alter von 38 Jahren schwere Schlafapnoen und eine sogenannte CPAP-Maske verschrieben. Bei der CPAP-Therapie sorgt eine Maschine für kontinuierliche Überdruckbeatmung, wodurch Atemaussetzer verhindert werden. Der gelernte Medizinelektroniker war mit dem Gerät aber nicht zufrieden, arbeitete sich in das Thema Schnarchen ein und entwickelte die Schnarchspange als vermeintliche Alternative zur CPAP-Therapie.
Das Schnarchgeräusch entsteht, indem schlaffes Gewebe wie Rachenweichteile und das Gaumenzäpfchen im Nasenrachenraum zu vibrieren beginnen. Die Schnarchspange verhindert durch ihre individuell angepasste Form den Verschluss des Luftkanals hinter dem Gaumensegel. Der Raum für die Atemluft wird größer, es strömt mehr Luft und es gibt weniger Vibrationen.
Krankenkassen übernehmen Kosten für Spange
Die Spange wird vor dem Schlaf in den Mund eingesetzt. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit kann damit ganz normal gesprochen, getrunken, gehustet und genießt werden Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten der Spange in der Regel nicht, private Krankenkassen hingegen schon. Gerade bei Schlafapnoe war die Wirkung der Spange lange umstritten. Mittlerweile gibt es wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit der Methode. Operative Eingriffe sind hingegen in keinem Fall unkritisch indiziert und sollten nur ausnahmsweise von einem schlafmedizinisch versierten HNO-Arzt initiiert werden.
Bei den beiden anderen Formen des Schnarchens ergibt sich ein anderes Bild: Hier kommt es zu morgendlicher Unausgeschlafenheit, Tagesmüdigkeit und Leistungseinbußen, ja sogar zur depressiven Verstimmung. Neben dem Schnarchen treten nächtliche Atempausen (Apnoen) oder deren Vorstufen (Hypopnoen) auf, die zu Abfällen der Sauerstoffsättigung im Blut und zu Aufwachreaktionen des Körpers führen, der diesen Zustand beenden will.
Viele mögliche Ursachen für Schlaf-Apnoe
Es gibt zwei bevorzugte Orte für die Entstehung der Atemwegsverschlüsse: einmal hinter dem Gaumensegel, zum zweiten in Höhe des Zungengrundes. Sauerstoff- und Schlafmangel führen dann auch zu negativen Reaktionen in den Stoffwechselabläufen des Körpers. "Es werden Vorgänge unterstützt, die wir beim Menschen zum Beispiel in der Entstehung der Arteriosklerose finden", so Dr. Reinhard Zimmermann.
Dementsprechend werden koronare Herzkrankheiten (KHK) und Schlaganfallerkrankungen durch eine nicht behandelte Schlaf-Apnoe in hohem Maße begünstigt. Das Risiko eines nächtlichen Herzinfarktes steigt bei der unbehandelten Schlaf-Apnoe bis zu 2,5-fach an. Auch nächtliche Herzrhythmusstörungen können ihre Ursache in einer unbehandelten Schlaf-Apnoe haben.
Therapie bei Schlaf-Apnoe
Therapeutisch sind Gewichtsreduktion und abendlicher Alkoholverzicht Basismaßnahmen. Bei sehr gering ausgeprägtem Schlaf-Apnoe-Syndrom mögen in ausgewählten Fällen auch Unterkieferprotrusions-Schienen zum Einsatz kommen, vor allem dann, wenn der Atemwegsverschluss vor allem in Höhe des Zungengrunds liegt. Mittels Vorschieben des Unterkiefers durch Einsetzen zweier zahnspangenartiger Schienen kann hier ausreichend Platz für eine ungehinderte Atmung geschaffen werden.
Bezüglich chirurgischer Eingriffe an den Mund- und Rachenweichteilen bleibt zu bemerken: Sie sind, mit Ausnahme einer Entfernung sehr großer Rachenmandeln, nicht angebracht, da sie das Problem nicht dauerhaft lösen.
Goldstandard ist die Therapie mit kontinuierlich positivem Atemwegsdruck (CPAP) in all ihren Varianten, wie automatischem CPAP, BiPAP, adaptiver Servoventilation (bei Herzschwäche mit Schlaf-Apnoe). Hier wird über die lokale Wirkung des Luftdruckes der Bereich von Gaumen und Zungengrund geschient und stabilisiert, ähnlich der Wirkung einer mechanischen Schienung mittels eines festen Schlauches, und somit die Entstehung von Schnarchen und schlafbezogenen Atmungsstörungen verlässlich unterbunden, solange die Therapie angewandt wird.
Lesen Sie auch: Grippewelle in München - Virus heuer besonders aggressiv!