Thonberg
Preisfrage: Kennen Sie dieses Tier?
13. Oktober 2018, 7:00 Uhr aktualisiert am 13. Oktober 2018, 7:00 Uhr
Als Online-Redaktion ist man vieles: Blitzableiter, Kummerkasten und Wikipedia für alle möglichen Anfragen. Einer unserer User aus Thonberg hatte ein tierisches Problem. Vor seinem Haus tummelten sich kleine Tiere, die einen mächtigen Appetit hatten. Der User hatte uns Bilder geschickt und wollte wissen, was das für ein kleiner Racker ist, der die Schösslinge vor seinem Haus mit großem Vergnügen niedermähte. Also begaben wir uns auf Spurensuche.
Das Ding sah wie eine Raupe aus und es hatte bei den jungen Trieben vor dem Haus unseres Users mächtig zugelangt. Die Recherche auf Fachportalen im Internet führte zunächst ins Leere. Auf einer Seite wurden Bilder eines Tieres abgebildet, das noch "namenlos" sei, und das den Schädlingen im Garten unseres Lesers sehr änhlich sahen. Waren wir einer neuen Spezies auf der Spur? Sollten wir den Thonberg-Zünsler entdeckt haben?
Unser User legte sich wieder auf die Lauer. Seine Neugier war geweckt. Die Tierchen hatten es, nachdem sie sich richtig satt gefressen hatten, nun wohl auf andere Vergnügen abgesehen. Unser User hatte neue Bilder. Hier waren noch mehr Viecher im Miniformat und ohne die schöne Maserung abgelichtet. Sollte da eine neue Generation im Anmarsch sein? Hungrig wie die Eltern?
Wir erhielten weitere Bilder. Anscheinend hatten sich die Biester verpuppt. Die Szene in Großaufnahme sah schon seltsam aus. Was um Himmels willen sollte da ausschlüpfen?
Wir nahmen Kontakt zu Dr. Lars Hendrich von der Zoologischen Staatssammlung München auf. Er ist Käferexperte. Er konnte das Geheimnis um unseren kleinen Freund, von dem wir immer noch nicht die korrekte Bezeichnung wussten, schnell lüften. Das Tierchen hatte schon einen Namen. Es handelte sich um die Larven des Pappelblattkäfers. Ja, wir erfuhren noch mehr Wissenswertes: Das fleißige Tier bringt es auf zwei bis drei Generationen pro Jahr. Das Weibchen legt mehrere Hundert Eier an der Unterseite eines Blattes ab.
Das Muster, dass unsere Käferlarven in die Blätter gestanzt hatten, nennt man Loch-, später dann Skelettfraß. Und unsere Alien-Fotos zeigten wirklich das Puppenstadium unseres Käfers. Die letzte Bemerkung unseres Insektenexperten war: "Ihnen fehlt nur noch der sehr farbenfrohe, um ein Zentimeter lange Käfer mit seinen roten Flügeldecken." Und der kam prompt per E-Mail: Unser User hatte Fotos des erwachsenen Käfers geschossen. Und so konnten wir die Insekten genau verfolgen - von den Kinderschuhen bis ins Erwachsenenstadium. Das hat man auch nicht alle Tage.