Panorama
Handwerk wirbt für Berufe mit Köpfchen
9. März 2016, 11:29 Uhr aktualisiert am 9. März 2016, 11:29 Uhr
Mit rund 800.000 Euro Zuschuss vom Bundesinstitut für Berufsbildung wird die Arbeit der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz (HWK) heuer unterstützt. Seit 2007 bietet die HWK in ihren Berufsbildungszentren in Amberg, Cham, Deggendorf, Landshut, Neumarkt, Passau-Auerbach, Pfarrkirchen, Regensburg, Straubing, Vilshofen und Weiden Schülern die Chance, Handwerksberufe unter fachlicher (und beratender) Aufsicht auszuprobieren.
Den Zuwendungsbescheid, von dem jetzt konkret 2 800 Schüler aus 54 Schulen (Mittel-, Real- und Förderschulen) profitieren werden, brachte der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Stefan Müller, persönlich vorbei.
HWK-Präsident Dr. Georg Haber und Hauptgeschäftsführer Toni Hinterdobler wie auch dessen Stellvertreter Hans Schmidt informierten den Staatssekretär über die Notwendigkeit, den Mix an Schulen, aus denen Handwerksnachwuchs rekrutiert wird, nachzujustieren: "Wir brauchen eine obligatorische Phase beruflicher Orientierung für alle Schularten, sonst führt das zu einem Ungleichgewicht, das unserer Wirtschaft auf Dauer schadet." So das Statement der Kammervertreter. Fakt ist demnach ein immer noch bestehender Trend, dass Gymnasiasten nach dem Abitur ein akademisches Studium der dualen (beruflichen) Ausbildung vorziehen. Von den 28 600 Schülern, die seit 2007 in einem der elf Bildungszentren per Berufsorientierungskurs ihre Eignung oder Mindereignung für bestimmte Handwerksberufe rechtzeitig und schwarz auf weiß attestiert bekommen hätten, seien anfangs nur 4,5 Prozent Abi-Aspiranten gewesen. Die Zahl sei jetzt immerhin auf 7,5 Prozent gewachsen, berichten Schmidt und Hinterdobler.
Besonders im ländlichen Raum würden immer mehr Gymnasialschüler inzwischen hellhörig für die Tatsache reagieren, dass in den 330 Ausbildungsberufen - 130 davon allein im Handwerk - nicht nur sichere Karrierechancen lägen, sondern dass da sehr viele Berufe mit Köpfchen warteten. Und zwar auf diejenigen, welche rechtzeitig die richtige Schlussfolgerung aus dem Umstand zögen, dass immerhin nur 50 Prozent der Gymnasialabsolventen für ein klassisches Studium geeignet seien. Staatssekretär Müller besuchte anschließend einige HWK-Bildungswerkstätten.
Zuvor nahm er die Gelegenheit wahr, stellvertretend in Regensburg den bayerischen Ausbildungsbetrieben für deren Zusage zu danken, in den nächsten Jahren 10 000 geeignete Flüchtlinge in Ausbildungsverhältnisse zu übernehmen. Für den Kammerbereich sind das 300 Menschen, für die das Instrument der Berufsorientierung jetzt ebenfalls Anwendung finden kann.
Kammerpräsident Haber wartete mit Zahlen auf: Der Kammerbezirk könnte eine große Vielzahl Auszubildender mit Migrationshintergrund in seinen Betrieben unterbringen. Allerdings lauteten die Signale der Schuleinrichtungen, in denen die jungen Flüchtlinge zwei Jahre lang spezielle Integrationsklassen besuchten: Nur zehn Prozent sind nach dieser Phase ausbildungsreif.