WhatsApp, Threema und Co.

Gruppenchats via Messenger: Fluch und Segen


Die Familie in einem Chat - Dienste wie WhatsApp ermöglichen das.

Die Familie in einem Chat - Dienste wie WhatsApp ermöglichen das.

Von Guido Verstegen / Online

Immer mehr Familien kommunizieren in Gruppenchats, etwa bei WhatsApp. Ist das Fluch oder Segen? Auf jeden Fall oft sehr lustig...

München - Mama schreibt ... Mama schreibt ... Mama schreibt ... Eine gefühlte Ewigkeit später: Pling! Auf dem Bildschirm erscheint nur ein gelbes, zwinkerndes Gesicht. Oder ein Daumen hoch. Oder eine Hummel. Messenger-Dienste wie WhatsApp und Threema ermöglichen mit Gruppenchats ein Familiengespräch der anderen Art. In den Gruppen treffen Generationen aufeinander - mit teils kuriosen Folgen.

Für manche sind diese Familienchats die Möglichkeit, regelmäßiger von Angehörigen zu hören und zu lesen, die man sonst nur auf Großmutters 80. trifft. Andere nervt das ständige Nachrichtenrauschen, das Gruppenchats so mit sich bringen.

Tempo eine große WhatsApp-Herausforderung

Und wieder andere amüsieren sich köstlich. Das Internet ist voll von Anekdoten und schiefgegangenen Konversationen. Herausforderung Nummer eins: das Tempo. Eine Generation, die quasi mit dem Smartphone aufgewachsen ist, reagiert und tippt meist deutlich schneller als ein angehender Silver Surfer, der sein erstes Handy mit Mitte 50 bekommen hat. Dann spielt die automatische Rechtschreibkorrektur immer wieder Streiche.

Ebenfalls weit auseinanderdriften manchmal die Interpretationen von Emojis - jener kleinen Zeichen, die die Stimmungslage ausdrücken sollen und die längst um Obst, Gemüse, Sportarten und Einhörner ergänzt sind.

Nachrichten aus Familienchats können ganz unterschiedliche Reaktionen auslösen. Den einen freut's, der andere will die Gruppe lieber verlassen.

Nachrichten aus Familienchats können ganz unterschiedliche Reaktionen auslösen. Den einen freut's, der andere will die Gruppe lieber verlassen.

Muss jeder seinen Senf dazu geben?

Selten sind auch sämtliche Familien- und Chatgruppen-Mitglieder Fans von Kettenbriefen, (vermeintlich) lustigen Weihnachtsvideos, minutenlangen Sprachnachrichten und detailreichen, oft zusätzlich noch fotografierten Infos über das erste Abendessen im Urlaub.

Wenn dann jeder Opa, jede Großtante, jeder Patenonkel Entzücken kundtut, bekommt das leicht Spam-Charakter. Ja, man kann Benachrichtigungen über neue Beiträge ausstellen und sogar aus Gruppen austreten. Aber nein, nicht jeder muss seinen Senf zu allem geben - oder?

WhatsApp-Gruppe: Das meint der Medienpsychologe

Medienpsychologe Tobias Dienlin von der Uni Hohenheim in Stuttgart sieht viel Positives: "Wenn man soziale Medien nutzt, um aktiv zu kommunizieren, führt das dazu, dass man auch auf anderen Kanälen häufiger kommuniziert." Gespräche würden fortgeführt, reale Treffen wahrscheinlicher. Gerade ältere Menschen bekämen so die Chance, Kontakte zu pflegen, was sonst für sie vielleicht aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich wäre. Aber er weist auch auf Risiken hin: Ein Bild aus dem Urlaub zu schicken, gehe zwar schneller - reiche aber im Zweifel nicht aus.

"Nachgewiesen ist, dass es uns gut tut, im gleichen Raum zu sein, sich zu berühren", so Dienlin. "Da reagiert der Körper ganz anders drauf, als wenn man das nur digital macht." Wichtig sei ein "Cocktail" von Kommunikationswegen. "Das darf man nicht alternativ sehen."

WhatsApp-Knigge für Einsteiger

Eine Art Knigge für WhatsApp-Gruppen bietet etwa Vodafone, darunter die Regeln zwei und drei: Fasse dich kurz und achte auf die Lesbarkeit. Soll heißen: "Unmengen an Tippfehlern und falsche Autokorrekturen werden von den anderen Gesprächsteilnehmern häufig als Inkompetenz oder Faulheit interpretiert."

Weiter heißt es auf der Vodafone-Seite: "Noch ein Tipp: Das Schreiben in GROSSBUCHSTABEN wird immer noch als Schreien interpretiert und die Verwendung mehrerer Satzzeichen hintereinander wie '???????' deutet schnell auf eine gewisse Genervtheit deinerseits hin."

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