Kinderbetreuung am schulfreien Tag
Buß- und Bettag: Diese Möglichkeiten haben Arbeitnehmer
17. November 2020, 16:10 Uhr aktualisiert am 17. November 2020, 17:22 Uhr
Der Buß- und Bettag hat in Bayern gewissermaßen eine Zwitter-Rolle. Für die Kinder und Jugendlichen ist es ein schulfreier Tag, Arbeitnehmer müssen ganz normal zur Arbeit. Das stellt arbeitende Eltern vor Herausforderungen - Unternehmen finden teils kreative Lösungen, um mit der Situation umzugehen.
In Sachsen bleiben am Buß- und Bettag die Geschäfte zu, Schüler wie auch Eltern daheim. Dort gilt noch die Regelung, die erstmals im Februar 1934 in Deutschland eingeführt wurde: Der Buß- und Bettag als gesetzlicher Feiertag. In allen anderen Bundesländern wurde der Tag, der als Abschluss des evangelischen Feiertagskalenders gilt, 1995 per Bundesgesetz als Feiertag abgeschafft.
Regelung in Bayern und Berlin
In Bayern ist der Buß- und Bettag ebenfalls seit 1995 kein Feiertag mehr. Schüler haben aber dennoch schulfrei. Sie haben schulfrei. Mitarbeiter, die evangelischen Glaubens sind, können mit dem Arbeitgeber quasi ein Gentlemen's Agreement treffen: Sie dürfen sich freinehmen, ohne dass der Tag vom Urlaubskonto abgezogen wird. Gleichzeitig haben sie aber keinen Anspruch darauf, dass dieser Urlaubstag bezahlt wird.
In Bayern ist der Buß- und Bettag außerdem ein sogenannter stiller Feiertag. Zwischen 2 Uhr morgens und Mitternacht am 17. November sind laute Musik und Tanzveranstaltungen verboten. Diskos und Partys sind in diesem November aber ohnehin aufgrund der Pandemie-Einschränkungen kein Thema.
Eine weitere Sonderregelung gibt es in Berlin: Dort sind evangelische Schüler am Buß- und Bettag von der Unterrichtspflicht ausgenommen.
Gewerkschaft für einheitliche Feiertagsregelung
"Es kann natürlich problematisch werden, wenn die Eltern beruflich unabkömmlich sind", erklärt Hans Sterr, der Sprecher der Gewerkschaft Verdi in Bayern auf idowa-Anfrage. Arbeitnehmer müssten sich in den meisten Fällen selbst um eine Betreuung für die Kinder kümmern, die an diesem Tag nicht in der Schule betreut werden.
Die Gewerkschaft würde indes eine andere Lösung bevorzugen: "Wir würden es begrüßen, den Feiertag wieder einheitlich für alle einzuführen. Welche Probleme durch eine uneinheitliche Regelung auftreten, sieht man ja gerade beispielhaft durch den Corona-bedingten Flickenteppich an den Schulen", sagt Verdi-Sprecher Hans Sterr.
Kindermitbringtage und andere kreative Lösungen
Zahlreiche Arbeitgeber in Ostbayern versuchen mittlerweile, über eigene Betreuungsangebote bei ihren Mitarbeitern zu punkten. So bieten viele Zweigstellen und Niederlassungen der AOK sogenannte Kindermitbringtage an. Ein ähnliches Paket schnüren Behörden wie etwa das Landratsamt Straubing-Bogen.
Ein erklärtes Ziel der Mitbringtage ist für viele Arbeitgeber, den Kindern einen Einblick in die Arbeitswelt und den Alltag ihrer Eltern zu ermöglichen. Aber auch bei diesen Angeboten ist dieses Jahr alles anders: "Aufgrund der Corona-Situation ist es in diesem Jahr leider nicht möglich, Kinder mit in die Arbeit zu bringen", erklärt Pressesprecher Tobias Welck vom Landratsamt Straubing-Bogen. Dass in diesem Jahr keine Kinder mitgebracht werden dürfen, hat das bayerische Innenministerium in einem Schreiben an die Behörden angewiesen. In den vergangenen Jahren hatte es im Landratsamt Straubing-Bogen Kindermitbringtage mit eigens gestaltetem Programm gegeben.