Nach Trennung der Kinder
Angeklagter in Mordprozess: "Ich war wie von Sinnen"
11. Dezember 2024, 9:40 Uhr
Überraschende Erklärung zum Auftakt: Im Mordprozess gegen ein Ehepaar aus Pfinztal bei Karlsruhe hat der Mann die Tat gestanden. Er habe den Vater seines Schwiegersohns Anfang des Jahres getötet, weil er von diesem bei einem Treffen im Wald bedroht und angriffen worden sei.
In einer Erklärung, die er durch seinen Anwalt vor dem Karlsruher Landgericht verlesen ließ, bedauerte der 51 Jahre alte Angeklagte die Tat und sagte: "Ich war wie von Sinnen." Hintergrund seien Auseinandersetzungen um die Trennung ihrer Kinder gewesen.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 51-Jährigen und seiner 45 Jahre alten Frau vor, ihr Opfer am 1. Februar 2024 in einem Waldstück bei Kleinsteinbach östlich von Karlsruhe zunächst mit Pfefferspray kampfunfähig gemacht zu haben. Dann hätten sie den 63-Jährigen mit einem Klappmesser massiv attackiert und durch 46 Stiche und Schnitte getötet.
Ein Spaziergänger hatte die Leiche des 63-Jährigen neben seinem Fahrzeug im Wald entdeckt. Rund zwei Wochen später wurde das verdächtige Ehepaar am Flughafen Straßburg festgenommen.
In der ausführlichen Erklärung zum Prozessauftakt nahm der angeklagte Ehemann die Tat ganz auf sich. "Ich habe schwer gesündigt", sagte er. Er bereue die Tat zutiefst und entschuldigte sich bei dem früheren Schwiegersohn, der inzwischen von seiner Tochter geschieden ist. "Ich allein trage die Verantwortung für das Geschehen."
Zu dem Treffen im Wald sei er zwar mit seiner Frau gefahren. Sie habe aber im Auto gesessen und nichts vom Geschehen mitbekommen. Das Gespräch zwischen den beiden Vätern im Auto des späteren Opfers sei schnell eskaliert. Nachdem der 63-Jährige ihn bedroht, geschlagen und die Veröffentlichung eines diskreditierenden Videos von seiner Tochter angekündigt habe, habe er die Kontrolle verloren, so der 51-Jährige. Er habe den anderen mit Pfefferspray besprüht und mehrmals auf ihn eingestochen.
Die Tochter des angeklagten Ehepaars hatte sich im November 2023 nach kurzer Ehe von dem Sohn des getöteten 63-Jährigen endgültig getrennt. Nach Angaben ihres Vaters gab es wiederholt Streitereien, ihr Mann habe sie geschlagen. Sie habe Angst vor ihrem Mann und auch vor dem Schwiegervater gehabt. Letzterer habe sie mit dem Tod bedroht, wenn sie nicht zu seinem Sohn zurückkomme.
Dem 26-jährigen Sohn des Getöteten zufolge gab es in der jungen Ehe schon früh Streit, weil seine frisch Angetraute ihm vorgeworfen habe, fremdzugehen. Auch habe er sich nicht so von ihrer Familie vereinnahmen lassen wollen. Es habe immer wieder Auseinandersetzungen und auch gegenseitige Handgreiflichkeiten gegeben. Besonders ihre Mutter und sein Vater hätten gewollt, dass sie wieder zusammenkämen.
Es habe auch Ärger wegen des Goldschmucks gegeben, den seine Frau zur Hochzeit bekommen habe. Sie habe das Gold "nicht herausgegeben". Es gehöre zwar nach der Tradition ihrer türkischstämmigen Familien zur Absicherung der Braut. Beide hätten aber vereinbart, es bei einer Trennung zu teilen, sagte der 26-Jährige, der im Prozess auch als Nebenkläger auftritt.
Die Große Strafkammer hat zehn weitere Verhandlungstermine angesetzt. Ein Urteil könnte das Schwurgericht demnach Ende Februar sprechen. Die Kammer hat 14 Zeugen und drei Sachverständige geladen. Der nächste Verhandlungstag ist am 18. Dezember.
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