Hamburg

Altkanzler Helmut Schmidt († 96) ist tot


Altkanzler Helmut Schmidt ist am Dienstag, 10. November 2015, im Alter von 96 Jahren gestorben.

Altkanzler Helmut Schmidt ist am Dienstag, 10. November 2015, im Alter von 96 Jahren gestorben.

Es hatte sich in den letzten Tagen abgezeichnet. Der Gesundheitszustand von Altkanzler Helmut Schmidt wurde immer schlechter. Am Dienstag ist Schmidt im Alter von 96 Jahren gestorben.

Nach Angaben von Schmidts Arzt Dr. Heiner Greten ist der frühere Bundeskanzler am Dienstag gegen 14.45 Uhr gestorben. "Ich stand an seinem Bett als er starb, es war gegen Viertel vor Drei. Er ist nicht mehr zu Bewusstsein gekommen. Er ist ganz friedlich und entspannt entschlafen. Er hat ganz einfach aufgehört zu leben. Leiden musste er nicht mehr", berichtet Schmidts Leibarzt der BILD.

Schmidt hätte am 23. Dezember seinen 97. Geburtstag gefeiert. Doch sein Körper machte nicht mehr mit, baute zuletzt immer mehr ab. Vor zwei Monaten musste sich der Altkanzler noch einer Gefäß-OP unterziehen, von der er sich nicht mehr erholte. In der Folge zog er sich überdies eine unklare Infektion zu.

Seine Frau Loki, mit der 68 Jahre verheiratet war und die er seit der Schulzeit kannte, war am 21. Oktober 2010 im Alter von 91 Jahren gestorben. Im August 2012 bekannte sich Schmidt zu Ruth Loah als neuer Gefährtin. Sie zählte schon seit Jahrzehnten zu seinen Vertrauten. Tochter Susanne Schmidt, promovierte Volkswirtin und Finanzjournalistin, lebt mit ihrem Ehemann Brian Kennedy in England. Sowohl Helmut Schmidts Lebensgefährtin, Ruth Loah, als auch seine Tochter Susanne waren an seinem Bett, als der Altkanzler für immer die Augen schloss.

Helmut Schmidt: Eine politische Ära im Überblick

Schmidt war von 1974 bis 1982 als Nachfolger von Willy Brandt Bundeskanzler. In der Großen Koalition führte er von 1967 bis 1969 die SPD-Bundestagsfraktion und war danach Verteidigungs- und Finanzminister. Den Hamburgern blieb Schmidt auch als tatkräftiger Innensenator während der Sturmflut von 1962 im Gedächtnis.

Zu den größten Herausforderungen in seiner Kanzlerzeit gehörten die Ölkrise in den 70er Jahren und der Kampf gegen den Terrorismus der "Roten Armee-Fraktion". Resultierend aus den Erfahrungen als Soldat der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg war dem Diplomvolkswirt die europäische Einigung ein Herzensanliegen. Der SPD trat Schmidt nach der Entlassung aus britischer Kriegsgefangenschaft bei.

Als einer der ersten wies Schmidt auf die Gefahren für das Rüstungsgleichgewicht durch neue sowjetische Mittelstreckenraketen hin. Der Nato-Doppelbeschluss führte zu einer heftigen Konfrontation auch mit seiner eigenen Partei.

Im Herbst 1982 scheiterte Schmidt mit seiner sozialliberalen Koalition an Differenzen in der Wirtschafts- und Sozialpolitik. Durch ein konstruktives Misstrauensvotum wurde Helmut Kohl (CDU) am 1. Oktober 1982 zu seinem Nachfolger gewählt.

Schmidt gehörte dem Bundestag bis 1987 an. Seit 1983 war er Mitherausgeber der Wochenzeitung "Die Zeit". Er schrieb zahlreiche Bücher und reiste für Vorträge um die Welt. Auch im hohen Alter waren seine Meinung und sein Rat gefragt und geschätzt. Schmidt erhielt zahlreiche Auszeichnungen, seine Bücher standen wochenlang auf den Bestseller-Listen.