München
3-D-Scanner: Wie Morde mit digitalen Ermittlungen aufgeklärt werden
22. Mai 2016, 9:27 Uhr aktualisiert am 5. April 2023, 17:32 Uhr
Am LKA werden Morde mittlerweile in einer virtuellen Welt untersucht und aufgeklärt. Möglich machen das 3-D-Scanner, die Tatorte exakt rekonstruieren können.
Überall ist Blut. Im Wohnzimmer sind Blutspritzer an den Wänden, ein Pfad aus Blut zieht sich in die Küche. Eine große dunkelrote Lache hat sich oval auf dem Küchenboden ausgebreitet. Die dünn auslaufenden Ränder sind bereits eingetrocknet und verkrustet. Vieles deutet auf einen Kampf hin und darauf, dass sich das Opfer noch gewehrt hat: An den Küchenregalen sind Blutschlieren. Womöglich wollte sich das Opfer aufraffen und hat sich an die Arbeitsfläche und die Griffe an den Regalen geklammert.
Dieser Rundgang findet aber nicht etwa am Tatort statt. Er findet virtuell im Büro von Ralf Breker statt - besser gesagt auf dem Bildschirm seines Laptops in der Maillingerstraße in München. Hier hat das Landeskriminalamt (LKA) Bayern seinen Hauptsitz. Ralf Breker ist Leiter der Kriminaltechnischen Abteilung "Zentrale Fototechnik" am LKA. Mit welcher Technik die Ermittler hier arbeiten, erinnert teilweise an die Methoden in der Krimi-Fersehserie CSI. Für die Kriminaltechniker am LKA ist das aber längst Routine.
Anhand neuester Technik wird der Tatort auf digitale Weise "konserviert" und kann am Computer virtuell begangen werden. Das dient vor allem dazu, Geschehensabläufe auch nach Jahren noch oder in Gerichtsverfahren nachvollziehen zu können. "Wir bringen den Tatort in den Gerichtssaal", sagt Breker.
Möglich macht das ein sogenannter 3-D-Scanner: Rund 30 Millionen Punkte lassen in drei Minuten eine Eins-zu-eins-Kopie der Realität entstehen. Ende April ist ein solcher Scanner auch in der Oberpfalz in Grafenwöhr (Kreis Neustadt/Waldnaab) zum Einsatz gekommen: Ein älteres Ehepaar wurde in seinem Haus brutal überfallen, gefesselt und ausgeraubt. Eingesetzt wurde der Scanner unter anderem bei einem Mordfall in Bogen (Kreis Straubing-Bogen) im Mai 2014.
Dabei ist es für Breker und sein Team unerheblich, wann sie am Tatort ankommen - solange dieser zuvor fotografisch gesichert wurde. In einem Umkreis von etwa 150 Kilometern um München kommt Breker meist zeitgleich mit dem Erkennungsdienst am Tatort an. Immer ist das aber nicht möglich. "Auch wenn wir erst zwei Tage später vor Ort sind und die Leiche bereits in der Gerichtsmedizin liegt, können wir den Tatort exakt rekonstruieren", erklärt Breker. Dazu werden die Fotos in ein 3-D-Modell umgewandelt und in den Scan eingearbeitet.
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