Münchner Philharmoniker
Warum Krzysztof Urbański "Star Wars" von John Williams dirigiert
14. Februar 2020, 15:25 Uhr aktualisiert am 14. Februar 2020, 15:25 Uhr
Warum der Dirigent mit den Philharmonikern die "Star Wars"-Suite von John Williams aufführt
Dass "The Planets" von Gustav Holst einen großen Einfluss auf die Filmmusik ausübte, liest man öfter. In den Konzerten der Münchner Philharmoniker kann man es ab heute in drei Konzerten erleben: Krzysztof Urbański dirigiert erst die spätromantische Tondichtung des britischen Komponisten und danach die "Star Wars"-Suite von John Williams.
AZ: Herr Urbański, müssen jetzt auch noch die Philharmoniker "Star Wars" spielen?
KRZYSZTOF URBANSKI: Ich kenne die Frage vom Indianapolis Symphony Orchestra. Als ich die Suite dort dirigieren wollte, widersprach mir die Leitung: Ich sei für Klassik engagiert, und das sei doch Pop.
Was war Ihre Antwort?
Auch Igor Strawinskys "Feuervogel", "Petruschka" oder "Le sacre du printemps" wurden nicht für Konzerte geschrieben, sondern zur Begleitung von Tänzern. Heute gehören diese Ballettmusiken zum symphonischen Standardrepertoire. Das Gleiche wird mit "Star Wars" geschehen. Und wieso sollte ich mich einer Musik verweigern, die nicht nur mir, sondern jedem gefällt und außerdem exzellent komponiert ist?
Was ist daran so gut?
Dafür gibt es klare Kritierien. Musik besteht aus Melodie, Harmonie und Rhythmus, dazu kommt bei Orchestermusik die Instrumentierung. Als Laie darf man außerdem auf sein Gefühl vertrauen. Wenn man die Musik von John Williams professionell beurteilt, kommt man zum Ergebnis: Sie ist perfekt geschrieben, interessant für den Hörer, sie hat prägnante Melodien und Rhythmen. Alles, was gute Musik ausmacht, ist vorhanden. Für mich ist John Williams daher einer der größten lebenden Komponisten.
Wann haben Sie die Musik zum ersten Mal gehört?
Als ich 12 oder 13 war. Ein Freund lieh mir eine VHS-Kassette. Mich hat nicht nur die Musik begeistert, sondern der ganze Film, mit dem George Lucas eine neue Mythologie geschaffen hat, die jedem von uns - ob Kind oder Erwachsener - etwas sagt. Der Satz aus dem Vorspann "Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis" faszinierte mich von Anfang an: Warum vor langer Zeit? Das ist doch ein Science-Fiction-Film! Das war für mich der Einstieg in Fragen der Astronomie, Kosmologie und Philosophie, die mich bis heute beschäftigen.
Haben Sie "Der Aufstieg Skywalkers" schon gesehen?
Noch nicht. Ich möchte mir davor noch einmal die früheren Folgen ansehen und die ganze Musik anhören, die es jetzt auf 20 CDs gibt.
Haben Holsts "Planeten" auch die Musik von John Williams beeinflusst?
Die letzten fünf Takte von Holsts "Mars" - ein dissonanter, harter Rhythmus -, hat Williams am Beginn des Vorspanns eingesetzt, ehe das Main Title einsetzt. Es ist auch ganz ähnlich instrumentiert. Ohnehin hat Holst ganz vom Orchester her gedacht. In "Merkur" wird die gleiche Melodie 20-mal wiederholt. Wenn man die Musik auf dem Klavier spielen würde - sozusagen in Schwarzweiß - wäre das langweilig. Mit Orchester ist es ein neuer Ansatz, bei dem die Farben wichtiger werden als die musikalische Architektur.
Warum hat Holst die Erde ausgelassen?
Man könnte sagen: Das ist alles, was er davor komponiert hat, ehe die Musik in den Weltraum aufsteigt. Aber primär stellt sie mythologische Bilder dar, die traditionell mit den Planeten verbunden werden. Die Suite beginnt sehr dramatisch mit Mars, Merkur bildet eine Art symphonisches Scherzo. Jupiter ist der Höhepunkt, und am Ende verschwindet die Musik bei Neptun mit dem Frauenchor im mystischen Nichts.
Pluto fehlt ebenfalls.
Der war, als Holst seine Musik zwischen 1914 und 1916 komponierte, noch nicht entdeckt. Und mittlerweile hat die Astronomie Pluto auch wieder von der Liste der Planeten gestrichen. Robert Braunmüller
Gasteig, 14. Februar, 20 Uhr, am Samstag (15. Februar) um 19 Uhr und am Sonntag (16. Februar) um 11 Uhr, wenige Restkarten eine Stunde vor Beginn an der Abendkasse