AZ-Kinokritik
"Tabaluga": Der Kampf gegen die kalte Welt
7. Dezember 2018, 9:33 Uhr aktualisiert am 7. Dezember 2018, 11:16 Uhr
Tabaluga, der kleine Drache, der lernt, erwachsen zu werden, erobert nun auch die Kinoleinwand. Die AZ-Kritik zum neuen Kinofilm.
Es beginnt wie ein Luftkampf von "Star Wars": In einer Eissturmwolke, die das ökoparadiesische Grünland vom militanten, gefrosteten Eisland trennt, flieht ein Drachenpaar vor sie umzuckenden Eisblitzen. Abgefeuert werden diese von Arktos, einem Schneemann-Diktator, der auf einer rasenden Tornadowolke hinterhersaust, um die letzten Drachen zu töten, die mit ihrem Feuer seiner Kältediktatur gefährlich werden könnten. Und dann noch der "Bambi"-Schock: die Drachin übergibt sterbend ihr Drachenei dem Raben Kolk.
Tabaluga: Viele prominente Synchronsprecher
Und bei allem Kampf Gut-gegen-Böse geht es jetzt erst einmal wieder lustig-turbulent zu in Grünland, denn wir sind ja in einem Kinder- und Familienfilm. Der geschlüpfte Jungdrache Tabaluga (Stimme: Popsänger Wincent Weiss) hat nette Freunde wie den Glückskäfer Bully (gesprochen von "Bully" Herbig) und einen behütenden Ziehvater (Kolk, mit der Stimme von Rufus Beck).
Zwar wird Tabaluga auch ein bisschen gemobbt als "Drache ohne Feuer". Aber er wird es finden im klassischen Moment des Erwachsenwerdens des jungen Drachenritters, der auf seinem Selbstfindungsabenteuern die erste Liebe (die Eisfee Lilli, mit der Stimme von Yvonne Catterfield) trifft und den Kampf gegen das Böse (Arktos, gesprochen von Heinz Hoenig) aufnimmt, obwohl er zwischendurch kalte Füße bekommt.
Regisseur Sven Unterwaldt hat viel Erfahrung mit guter Unterhaltung. Von ihm stammen die "Zwerge"-Filme mit Otto Waalkes oder "Hilfe, ich habe meine Lehrerin geschrumpft". Und auch dieser aufwändige Animationsfilm mischt alle Elemente richtig: Actionspannung und idyllische Entspannung, Garten Eden und Eislandschaft, Bedrohung und Sicherheit. Aber die Geschichte bleibt dabei etwas märchenhaft-konstruiert und glatt: die Schildkröte ist weise wie auch der Rabe, das Mädchen sirenenhaft, die Vaterfigur muss loslassen lernen.
Psychologische Spannung erzeugt da nur der Bösewicht Arktos, der es anfangs schafft, nicht nur Lilli von seiner "beschützenden Herrschaft" zu überzeugen, sondern lange Zeit auch die demagogisch verführten Bewohner seines Reiches: Schneehasen, Pinguine und natürlich seine Eisbärtruppe. Hier sind "Triumph des Willens"-Aufmärsche zu sehen, Atompilz-Anspielungen als sein Eispalast zerfällt und der Diktator sich als Scheinriesenschneemann entlarvt und am Ende klein mit Hut ist.
Die mittlerweile Jahrzehnte alte Märchenfigur Tabaluga von Peter Maffay ist schon durch Lieder, Musicals, Bücher, Zeichentrickverwertungen, Videospiele, Rockmärchen-Tourneen getrieben worden. Als großer deutscher Aniamtionsfilm für den internationalen Markt ist jetzt noch einmal eine neue Dimension erreicht. Und die kann sich sehen lassen.
Kino: Cinemaxx, Münchner Freiheit, Mathäser, Museum Lichtspiele, Neues Rex, Royal, Sendlinger Tor | R: Sven Unterwaldt (D, 90 Min.)