Kunstprojekt "Drei:innen"

Spiel mit dem Geist vor Ort in Regensburg


Sibylle Kobus.

Sibylle Kobus.

Kirchengebäude sind - auch - Bühnen, Inszenierungsräume für Gottesdienste, für liturgische Feiern, aber auch für die stille Andacht. So sind sie geplant, so heben Architekten und Baumeister ab auf die Raumkraft und auf die Behandlung des Lichts, dessen Wege in den Baukörper hinein ebenfalls inszeniert werden. Und so nimmt es nicht Wunder, dass Kirchen oft auch Bühnen für Kunst sind, weil sie sich eben durch ihr Inszenierungsangebot besonders dafür eignen.

Wie so etwas geht, zeigt derzeit das Kunstprojekt "Drei:innen" der Münchner Künstlerin Sibylle Kobus: Raumgestaltung durch zusammengenähte und in den, durch den Raum gespannte Nylon-Strumpfhosen. Eine Okkupation durch ein Anderes, das völlig neue Blick- und Assoziationsmöglichkeiten zulässt.

In der Dreieinigkeitskirche sind drei Gebilde mit mehr als 200 Nylonstrumpfhosen entstanden.

In der Dreieinigkeitskirche sind drei Gebilde mit mehr als 200 Nylonstrumpfhosen entstanden.

Gedankliche Strenge öffnet Raum für Kreativität

Eine evangelische Kirche eignet sich womöglich durch ihre relative Schmucklosigkeit und gedankliche Strenge besonders für derlei Eingriffe. Kobus, die viel Erfahrung hat mit dem Material und den Möglichkeiten des dehnbaren Strumpfhosen-Stoffs, hat schon mehrere große Räume damit ausgestaltet. Sie formt nicht etwas in ihrem heimischen Atelier, um es dann in einem anderen Raum zu platzieren, sondern sie näht, arbeitet und gestaltet immer vor Ort, um dessen besonderen Geist aufzunehmen - und um die Einmaligkeit ihrer Kunstaktionen zu unterstreichen.

So sind jetzt also in die Dreieinigkeitskirche an der Gesandtenstraße in dreiwöchiger Arbeit drei senkrechte Gebilde mit mehr als 200 Nylonstrumpfhosen in verschiedenen Hauttönen entstanden, neue Achsen im Raum. Zwei kleinere vor Altar und Orgelempore, eine dichtere in der Mitte des Raums, die viel Gedankenspiel ermöglichen, wenn man sich mal darauf eingelassen hat und eine Weile Zeit investiert: Wie diese Gebilde im Licht sich verändern. Wie Windhauch in ihnen spielt.

Spinnennetze mit einem Beiklang von Intimität

"Mein Werk", schreibt die Künstlerin selbst, "stellt Fragen, lässt aber viele Antworten zu." Spinnennetze fallen einem da ein als Signal von neuem Leben im alten, aber auch ein gewisser Beiklang von Intimität, so wie in einem Gotteshaus ja immer auch eine intime Beziehung zum göttlichen Hausherrn entstehen kann.

Kobus nimmt durch ihre drei Arbeiten Bezug auf das Thema der Kirche selbst, die Dreieinigkeit von Vater, Sohn und Heiligem Geist. "Sanctae Trinitati Sacrum" (Heiligtum der heiligen Dreieinigkeit) steht denn auch im Kirchengewölbe, wo sich Kobus' Arbeiten hinaufschlingen. Die Künstlerin unterlegt aber zudem die in den christlichen Religionen fest installierte männlichen Begriffswelt mit einer weiblich unterlegten Weiterung. Man kann sozusagen absehen von Eindeutigkeiten, und der Titel des Kunstprojekts spielt mit solch schillernden Bedeutungs-Mehrklängen. "Drei:innen" sagt, dass ein Innenraum bespielt wird. Und spielt doch auch ironisch mit dem gendergerechten *innen.

Info

Das Kunstprojekt ist bis zum 18. September jeweils am Mittwoch, Freitag, Samstag und Sonntag von 12 bis 18 Uhr zu sehen. Begleitet wird die Installation jeweils mittwochs ab 12 Uhr durch kleine Mittagsandachten und Kunstpausen.