Album-Rezension

"Sauber": Achtziger-Feeling mit Pam Pam Ida


Andreas Eckert, der dritte von rechts, mit "Pam Pam Ida". Im Bild fehlt noch das Silberfischorchester.

Andreas Eckert, der dritte von rechts, mit "Pam Pam Ida". Im Bild fehlt noch das Silberfischorchester.

Von Dominik Petzold

Mit ihrem zweiten Album voller Schnörkel, Spielfreude und musikalischem Talent knüpfen die Sandersdorfer Musiker nahtlos an ihren Debüt-Erfolg "Optimist" an.

Um auf einen schnellen Blick zu ermessen, welch gewaltiger Aufwand hinter der Musik von Pam Pam Ida & dem Silberfischorchester steht, sollte man das Video zu "Tommy" ansehen. Da schwenkt die Kamera zunächst vom blauen Himmel auf Mastermind Andreas Eckert. Der ist in Großaufnahme zu sehen, als er die ersten Zeilen singt. Dann tritt er zur Seite und ein schwer zu überblickender Pulk von Menschen wird sichtbar: allesamt Musiker seiner Band, die brav hinter ihm her schreiten.

Eineinhalb Minuten später haben sie ihre endgültige Position auf einer Wiese erreicht und man bekommt eine Übersicht: Da stehen und sitzen Schlagzeuger, Bassist und Pianist, dazu drei Gitarristen - einer jeweils an Slide- und Steel-Gitarre - sowie fünf Streicher.

Katzenauge um Katzenauge, Katzenzahn um Katzenzahn

Dieses Klein-Orchester spielt ein fein austariertes Arrangement, mit punktgenauen Einsätzen und vielen Pausen. Und wer genau hinhört, merkt, dass die musikalische Besetzung noch nicht mal vollzählig angetreten ist: Zwischendrin haben auch Bläser einen kurzen Einsatz, am Schluss kommt eine Akustikgitarre ins Spiel. Und der Steel-Gitarrist spielt kurz davor noch ein Mundharmonikasolo.

Eckert singt derweil in tiefstem Niederbairisch über Kater Tommy, der unter den Rasenmäher der Nachbarin gerät, was nach dem Prinzip Katzenauge um Katzenauge, Katzenzahn um Katzenzahn gerächt wird.

Natürlich packen er und sein Großensemble aus dem niederbayerischen Sandershausen, die mit "Gockel" 2015 bekannt wurden, den Kater-Song in ein außergewöhnlich üppiges Gewand. Darunter machen sie es nicht, im Gegenteil: "Tommy" ist recht geradlinig im Vergleich zu anderen Songs des neuen Albums "Sauber".

Schnörkel, Synthies und Wandergitarre

Das ist berstend voll an musikalischen Details, an Schnörkeln, an Arrangements, die ständig die Richtung wechseln. Der Eröffnungssong "Kumm her!" beginnt mit Klavier und Streichern, nach zwei Zeilen setzt darüber ein so dezenter wie funkiger Achtziger-Jahre-Groove ein, doch der bricht immer wieder mal ab. Nach dem ersten Refrain gibt dann ein Saxophon dem Song ein noch stärkeres Achtziger-Feeling.

Das prägt weite Teile des Albums, etwa "Anna" mit seinen Synthies und künstlich verhallten Drums. Da wird nach der zweiten Strophen erst mal ein Zwischenspiel mit Bläsern eingeschoben, dann folgt ein Refrain ganz ohne Beat. Ganz am Ende bleiben dann nur noch Streicher.

Bei "Komplett ignorieren", singt Eckert den tollsten Refrain des Albums - und die Band instrumentiert ihn jedes Mal anders. Beim zweiten Durchgang singt Eckert allein zur geschrubbten Wandergitarre. Und es gibt ein Zwischenspiel, das vollkommen anders klingt.

"Sauber" ist von Anfang bis Ende über alle üblichen Popmaßen verschnörkelt. Das ist fordernd und wirft den Hörer manchmal fast aus den Songs hinaus. Aber der Ideenreichtum ist beeindruckend, die musikalische Umsetzung ebenfalls. Diese überbordende Verspieltheit macht Pam Pam Ida zu einer besonderen deutschen Band.

Und obwohl sie ihre eingängigen Melodien viel kommerzieller verpacken könnte, scheint gerade das gut anzukommen: Die Konzerte im Lustspielhaus und im Schlachthof in dieser Woche sind ausverkauft.

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Pam Pam Ida und das Silberfischorchester, Sauber, erschienen bei F.A.M.E.

Die Konzerte am Mittwoch und Donnerstag sind ausverkauft, am 8. Mai spielt die Band in der Muffathalle, Karten: Telefon 54 81 81 81