AZ-Kinokritik zu "100 Dinge"
Neuer Film mit Fitz und Schweighöfer: Falsch verpackte Botschaft
7. Dezember 2018, 9:18 Uhr aktualisiert am 7. Dezember 2018, 11:15 Uhr
Matthias Schweighöfer und Florian David Fitz zeigen in "100 Dinge", was wirklich wichtig ist - der Film gehört nicht in diese Kategorie.
Brauchen wir all den Krempel, den wir uns mit der Zeit angeschafft haben? Eigentlich nicht. Aber was ist, wenn eine App zum Konsum animiert?
Wie bei Paul (Florian David Fitz), der auf die gezielte Werbung auf seinem Smartphone reinfällt und sich 151 unnütze Dinge zulegt? Und das, obwohl er mit seinem Freund und Kollegen Toni (Matthias Schweighöfer) diese App namens Nana selbst entwickelt hat. Mit ihrer Erfindung gewinnen die beiden Start-up-Unternehmer das Interesse des ausgebufften US-Milliardärs David Zimmerman, der ihrer Präsentation per Webcam verfolgt und Nana für vier Millionen Euro kaufen will.
Irre Wette: 100 Tage, 100 Dinge
Grund zum Feiern in der Firma. Im Suff schließen sie eine Wette ab: Verzicht auf Konsum und alle Besitztümer, inklusive Pauls geliebten Sneakers und Tonis Haartabletten. Nur jeden Tag um Mitternacht darf sich jeder ein Teil holen. Wer als Erster aufgibt, muss seine Anteile an die Mitarbeiter abtreten. Der nächste Morgen ist ein Alptraum. Sie wachen nackt in ihrer leeren Wohnung auf, um den Hals nur den Schlüssel für den Lagerraum, wo sich ihre Sachen stapeln. Erst einmal geht's im Adamskostüm durchs winterliche Berlin, Toni schnappt sich einen Schlafsack, Paul einen Mantel. Und bald kapieren sie, 100 Tage können ganz schön lang sein ohne gewohnten Komfort und Klamotten.
Erst am Ende nimmt der Film Fahrt auf
In der Vorweihnachtszeit ein Film gegen Konsumterror, das passt. Weniger passend der Klamauk, den Florian David Fitz in seiner dritten Regiearbeit um die eigentlich sympathische Geschichte spinnt. Wie schon in "Der geilste Tag" wirft er sich mit Matthias Schweighöfer routiniert die Bälle zu, aber es fehlen die Zwischentöne, der doppelbödige Witz. Die raren rabenschwarzen und nachdenklichen Momente gehen in lautem Humorgetöse unter.
Nie gelingt Fitz auch nur ein Hauch von Tiefe wie bei seinem Drehbuch zu "Vincent will Meer". Der 44-jährige Münchner scheint seiner eigenen Idee nicht zu trauen, setzt immer noch atemlos eins drauf in der Hoffnung auf prustende Lacher. Und wenn die Kumpel sich gegenseitig ohrfeigen, hat man das nicht nur bei Laurel & Hardy schon besser gesehen. Nur wenige Dialoge sind wirklich pointiert wie in der Szene, in der Tony seine neue Eroberung Lucy (Miriam Stein) in Unterhose und Sonnenbrille auf der Nase empfängt. Die konstatiert baff: "Ich würde nur ungern das Stadium überspringen, wo du noch 'ne Hose trägst".
Erst auf den letzten Metern nimmt die Buddy-Komödie Fahrt auf mit einer ganz besonderen Liebeserklärung und serviert trotz aller unsäglichen Albernheiten ein gefälliges Happy End.
Kino: Cinemaxx, Gloria, Mathäser, Münchner Freiheit | B&R: Florian David Fitz (D, 111 Mi.)
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