TV-Kritik

München-Tatort "KI": Ein frustrierender Hauch von Cyber-Zukunft


Von Bernhard Lackner

Der München-Tatort "KI" gewährt einen Einblick in die Gefahren der Künstlichen Intelligenz - unsere Kritikerin Ponkie findet ihn gelungen.

Während die CSU noch an den irdischen Koalitionsverhandlungen herumtüftelt, erleben wir in dem gelungenen Münchner Tatort "KI" (Regie: Sebastian Marka, Buch: Stefan Holtz, Florian Iwersen) einen Hauch von Cyber-Zukunft.

Je raffinierter die Technologien der Cyberkriminalität, desto unentbehrlicher werden Kripo-Hardcore-Informatiker wie Kriminalkommissar Kalli Hammermann (Ferdinand Hofer), der zusammen mit den Technik-Ungläubigen Batic & Leitmayr (Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl) den Fall der verschwundenen 14 jährigen Melanie (Katharina Stark) aufklären muss. Der einzige Zeuge des Verbrechens: Maria, eine künstliche Intelligenz des LRZ-Rechenzentrums, dessen Programm durch einen Hackerangriff auf Melanies Laptop landet und offensichtlich zu einer guten Freundin des Mädchens geworden ist.

Die Cyber-Zukunft liegt noch weit weg

Vor einem hypnotisierend zirkulierenden Kreisobjekt, das an Stanley Kubricks HAL9000 erinnert, liefert sich Leitmayr, der von dem KI-Analyse-Gelabere ziemlich genervt ist, einen gut inszenierten regionalen Schlagabtausch-Grant. Unter Aufsicht der LRZ Programmiererin Anna Velot (Janina Fautz) identifiziert die ungewöhnliche KI-Zeugin den vorbestraften Sexualstraftäter Simon Mehwald (Michael Stange) als mutmaßlichen Entführer.

Und hier liegt die "Tatort"-Bananenschale: Um zu verhindern, dass das gehackte Programm endgültig gelöscht wird, hat sich Anna durch gezieltes Flirten mit Kalli Zugang zum Polizeirechner verschafft und Maria mit dem Täterprofil von Simon Mehwald manipuliert. Nach dem Selbstjustiz-Mord des Vaters (Dirk Borchardt) an dem unschuldigen Mehwald bringt das Tox Screening das Seelenmassaker ans Licht - die tablettensüchtige Mutter (Lisa Martinek) ertränkt die selbstmordgefährdete Tochter.

Der uralte Menschheitstraum den unfehlbaren "Star Trek"-Data als Freund zu haben, liegt noch in weiter Ferne. Den Turing-Test (Intelligenztest für Maschinen) hat noch kein Computerprogramm bestanden. Im Zeitalter der Handy-Süchtigen und selbstfahrenden Autos werden wir uns schnell an haushaltsführende Alexas und eloquente Siris gewöhnen müssen.