AZ-Konzertkritik
Im Goldrausch: Kylie Minogue im Zenith
14. November 2018, 19:28 Uhr aktualisiert am 14. November 2018, 19:28 Uhr
Auf ihrer großen "Golden"-Welttournee machte Kylie Minogue am Dienstagabend im Münchner Zenith Halt. Die AZ-Konzertkritik.
München - Was braucht eine Pop-Diva in ihrer Wundertüte? Bei Kylie Minogue lautet die Antwort: eine Palette aus Cowboys und Rockern in sehr engen Jeans, eine goldene Treppe samt passendem Tor und viel Wilden Westen. Allerdings merkt man schnell, dass die Wundertüte deutlich kleiner geworden ist.
Auf ihrer "Golden"-Tour macht die 50-jährige Australierin ihre erste deutsche Station im Münchner Zenith. Mit etwa 2.000 Leuten ist die Halle gerade mal zu einem Drittel gefüllt, das Publikum überwiegend männlich und oft glänzend gewandet. Da kommt es sogar vor, dass einer der Herren schnell auf die Damentoilette huscht, weil dort weniger los ist - ein überaus seltener Anblick.
Schade ist angesichts des guten Dutzends an Tänzern, die ihre mit "K" und "M" bestickten Jeanstaschen lasziv in Richtung Menge schwingen - Kylie kennt ihr Publikum -, dass sie sich auf der Bühne ganz schön drängen müssen. Und auch, dass Film- und Fotoaufnahmen des Spektakels nicht zugelassen sind.
Kylie gibt sich deutlich weniger lasziv als früher
Die Pop-Prinzessin selbst lässt sich weder vom sehr kleinen Publikum noch von der wenig glamourösen Atmosphäre der Konzerthalle beirren: Im rosa flatternden Hippiekleid tritt sie vor projizierter Berglandschaft auf die Bühne und startet natürlich mit ihrem neuen Hit "Golden", passend zum Goldrausch, Cowboyhüten und Country-Tanz.
Weniger Haut, nicht weniger sexy: Kylie Minogue im Biker-Outfit. (Archivbild) Foto: Christie Goodwin/Darenote Ltd
Die Show besteht aus fünf Akten, sehr wohl dosiert ist zwischen die neuen Songs jeweils ein Ohrwurm aus den alten Tagen eingeflochten. Kylie spricht viel Deutsch, trinkt Whiskey, gibt sich aber vor allem anfangs deutlich weniger lasziv, als man es von früher gewohnt ist. Weißer Anzug mit "München Golden"-Schriftzug statt knappem Kleidchen, rockige Songversionen statt sexy Gehauche.
Immer wieder bedankt sie sich bei ihrem Publikum, verteilt vor dem Nick-Cave-Duett "Where The Wild Roses Grow", das sie leider nur kurz ansingt, eine rote Rose an eine Dame aus dem Publikum.
Klassisch kann Kylie gut, trotzdem liegt das wahre Gold in Akt drei: Von Kopf bis Fuß in schwarzem Leder steigt sie die Showtreppe hinunter und singt "Slow" wie eine Königin. Die Fans hängen an ihren Lippen.
Kylie Minogue besticht eher durch ihre alten Songs
Ja, da ist sie, die Ikone, auf die sie gewartet haben, fünfzig und absolut fabelhaft. Es folgt "Kids", ohne Robbie Williams, dafür mit zwei starken Background-Sängerinnen, und das stellenweise doch etwas verhaltene Publikum springt an Bord und tanzt wild.
Leider kann die Sängerin die Stimmung nicht durchgehend halten, die neuen Lieder gehen sehr viel mehr in die Country-Richtung als früher und klingen zeitweise fast ein bisserl fad. Die Inszenierung ist dagegen perfekt: Im Studio-54-Stil zeigt sie sich im goldenen Glitzerkleid, Glitzerkostüme tragen auch ihre Tänzer, die Konfettidichte erhöht sich gegen Ende der Show deutlich.
Mit dem aktuellen Radio-Hit "Dancing" endet sie nach anderthalb Stunden. Ihr letztes Outfit zeigt dann doch noch eine Menge Bein und man fragt sich mit einem Hauch Neid, wie die letzten mindestens 20 Jahre an dieser Frau einfach spurlos vorbeigehen konnten.
Was vom Goldrausch bleibt, ist eine zugängliche Popsängerin, die sich zumindest augenscheinlich von der Tatsache, dass ihre ganz goldene Zeit vorbei ist, nicht beirren lässt - und damit trotz 1,52 Metern Größe beweist. Und natürlich der obligatorische "Lalala"-Ohrwurm für mindestens drei Tage.