AZ-Konzertkritik
Die Olympiahalle kocht bei Pur
6. Dezember 2018, 17:47 Uhr aktualisiert am 7. Dezember 2018, 6:44 Uhr
Die Deutschrocker von Pur mit viel Spektakel in der Olympiahalle. Die AZ-Konzertkritik.
München - So kann sie also aussehen, die Olympiahalle der Zukunft: In der Mitte der Arena eine nach allen Seiten offene Rundbühne, drüber anscheinend frei schwebend eine Art Kuppel mit vielen Projektionsflächen für Fotos, Videos und Starview, drumherum jede Menge bewegliche Lichter-Bögen und etliche Raffinessen mehr.
Die Stuttgarter Deutschrock-Band Pur kann es in Sachen Präsentation mit jedem internationalen Act aufnehmen. Musikalisch allerdings bleiben sich die Musiker mit Frontman und Mastermind Hartmut Engler seit Jahrzehnten treu und agieren in bekannten und eingefahrenen Kreisen. Die Fans lieben sie dafür.
Auch der Titelsong des neuen Albums "Zwischen den Welten" könnte, rein musikalisch gesehen, schon etliche Jahre auf dem Buckel haben. Der Text zeigt allerdings Aktualität und politisches Bewusstsein. Genau wie der 25 Jahre alte Song der Band "Neue Brücken". Mit einer packenden Ansprache von Engler gegen Rechtsruck, Populismus und machtgierige Politik allgemein. "Wir müssen uns wehren. Und wir sind viele. Ganz viele!"
Genesungswünsche an Gründungsmitglied
Ansonsten aber schöpft der Komponist und Texter aus seinem direkten Umfeld und seiner Lebenserfahrung. Schickt mit dem Titel "Freund und Bruder" seinem schwerkranken Keyboarder und Pur-Gründungsmitglied Ingo Reidl viele Grüße und die besten Genesungswünsche nach Hause, singt mit "Wenn sie diesen Tango hört" für Mutter und Großmutter.
Emotional große Momente des Konzerts. Und das Publikum spürt, dass da nichts gespielt oder aufgesetzt ist. Auch wenn gerade in diesen Titeln klar wird, wie nah sich die Musik von Pur doch immer wieder am Rande des Schlagers bewegt. Hier ist das anscheinend nicht nur erlaubt, sondern sogar gewünscht. Auch wenn Engler, locker im Freizeit-Outfit, alle Posen eines großen Rockstars drauf hat und unermüdlich den Anheizer und großen Showmaster gibt.
Eine kleine Einlage von Sangeskollege Max Giesinger, der ganz baff ist, wie gigantisch sich die Olympiahalle anfühlt, dann das große Finale mit "Abenteuerland" und einem Medley aus Muss-Songs bei jedem Pur-Konzert: "Guter Stern", "Hör gut zu", "Herzbeben", "Wenn du da bist" und etlichen mehr. Vor der Zugabe natürlich noch "Lena" - und die Halle tobt. So soll es sein.