Tatort-Kritik
"Das Verhör": Saison-Auftakt, den man gerne sieht
4. September 2022, 19:12 Uhr aktualisiert am 4. September 2022, 19:12 Uhr
Zum Start der neuen Tatort-Saison gehen die Kommissarinnen aus Ludwigshafen auf Verbrecherjagd.
Ein tiefgefrorener Hecht als stummer Zeuge - hat man auch nicht alle Tage. Aber diesem Hauptmann Kessler (Götz Otto), in dessen Tiefkühltruhe der Fisch seine letzte Ruhe fand, traut man von ersten Auftritt an alles zu. Auch, eine Frau bei lebendigem Leib verbrannt zu haben.
Zunächst schmunzelt man noch über seine Anweisung, mit der er sich von einem Untergebenen die Zigarette anzünden lässt: "Feuer frei!" Der Mann, denkt man, hat Humor. Lustig ist's bei der Bundeswehr.
Recht bald wird aber klar: Der passt so gar nicht mehr in die Zeit. Frauen in der Bundeswehr? Und dann auch noch als Vorgesetzte? Überhaupt: Frauen - muss das sein?
Wie weit würde Lena Odenthal gehen?
Da hat er sich in der weiten "Tatort"-Welt genau das falsche Duo als Gegenspieler ausgesucht. Die Ludwigshafener Kommissarinnen Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Johanna Stern (Lisa Bitter) setzen in diesem ersten "Tatort" der Saison (Buch: Stefan Dähnert, Regie: Esther Wenger) alles daran, ihn zu überführen.
Fassungslos sieht man zu, wie weit ausgerechnet Odenthal zu gehen bereit ist. Es dann aber doch nicht muss.
Götz Otto spielt diesen selbstgefälligen Gestrigen großartig. Er hat in der kurzen Zeit, die hier erzählt wird, naturgemäß nur wenig Möglichkeit, Entwicklungen zu zeigen, aber genau das ist ja auch das Problem seiner Figur.
Action zum Ende
Der Saison-Auftakt glänzt vielleicht nicht mit der besten Geschichte, und gerade zu Beginn wirken einige Dialoge etwas hölzern, dafür sieht man gerne zu, wie die Frauen hier ihr Ding machen und bestens klarkommen.
Beim Action-Ende hätte man mehr aufdrehen können. Aber: Niemand wird nach dem Showdown auf dem alten Kasernengelände sagen können, Frauen seien nicht stark genug für die Bundeswehr. Man sehe selbst und rätsele mit: Wie hat die Frau das geschafft?