Bayerische Theaterakademie

Christine Umpfenbach über "Die rote Republik"


"Die rote Republik" im Akademietheater der Bayerischen Theaterakademie.

"Die rote Republik" im Akademietheater der Bayerischen Theaterakademie.

Von Robert Braunmüller / TV/Medien

Die Theaterakademie beschäftigt sich in "Die rote Republik" szenisch mit der Revolution in München

Vor 100 Jahren war der König schon im Exil und der erste Ministerpräsident des Freistaats Bayern schon tot. In München regierten die Räte, die im Januar gewählte Regierung war nach Bamberg geflohen. Anfang Mai 1919 wurde die Räterepublik blutig niedergeschlagen. Die Revolution war beendet.

Christine Umpfenbach hat sich mit Schauspielstudenten der Bayerischen Theaterakademie mit dieser Zeit des Umbruchs beschäftigt. Am Mittwoch hat der Abend "Die rote Republik" Premiere im Akademietheater.

AZ: Frau Umpfenbach, warum stehen drei Würfel aus Holz auf der Bühne?
CHRISTINE UMPFENBACH: Das ist der Sockel der Bavaria. Die Theresienwiese ist ein wichtiger Ort für die Revolution. Am 7. November begann hier die Demonstration, die zur Ausrufung der Republik durch Kurt Eisner im Mathäser führte.

Ich frage mich immer, wie solche Veranstaltungen auf der Theresienwiese vor der Erfindung des Lautsprechers funktioniert haben.
Das ist mir auch ein Rätsel. Wir haben gelesen, dass die Informationen nach hinten weitergegeben wurde. Ich denke mir, dass sich auf diese Weise die Leute mehr mit dem Gehörten identifiziert haben. Aber ich kann es mir auch nicht so richtig vorstellen, wie das war. Auch im Mathäser wurde damals ohne Verstärkung gesprochen.

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"Die rote Republik" im Akademietheater der Bayerischen Theaterakademie.

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"Die rote Republik" im Akademietheater der Bayerischen Theaterakademie.

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"Die rote Republik" im Akademietheater der Bayerischen Theaterakademie.

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"Die rote Republik" im Akademietheater der Bayerischen Theaterakademie.

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Die Regisseurin Christine Umpfenbach.

Setzt Ihre Aufführung im November 1918 ein?
Nein, schon früher: mit den Streiks der Rüstungsarbeiter im Januar 1918. Kurt Eisner, Ernst Toller und Erich Mühsam, drei zentrale Personen der Revolutionszeit, waren schon bei diesen Streiks dabei und wurden teilweise verhaftet. Eine wichtige Rolle spielte auch Sonja Lerch.

Ihren Namen hört man öfter, aber kaum jemand kennt sie.
Sie war eine Sozialistin aus Warschau. Sie promovierte 1912 in Gießen über die die Geschichte der russischen Arbeiterbewegung. Sie sprach oft nach Eisner auf Versammlungen. Im März 1918 wurde sie in ihrer Zelle in Stadelheim erhängt aufgefunden, es ist ungeklärt, ob es Selbstmord oder Mord war.

Ernst Toller hat ihre Geschichte in seinem Drama "Masse Mensch" verarbeitet.
Das spielt auch bei uns eine Rolle. Toller schrieb das Stück 1919 im Gefängnis Niederschönenfeld bei Donauwörth, wo auch Erich Mühsam inhaftitert war und die beiden eine Art Schreibwerkstatt eingerichtet hatten. Wir springen in der einstündigen Aufführung von Januar 1918 bis Juli 1919. Die Schauspielstudenten haben sich dafür mit verschiedenen Biografien beschäftigt. Mich interessierte dabei nicht nur das Historische, sondern auch die Haltung der Studierenden.

Die meisten Revolutionäre waren etwa im gleichen Alter.
Ernst Toller war 25, als er die Rote Armee in Dachau anführen musste, obwohl er Pazifist war. Er rang sehr mit sich, wollte aber die Arbeiter nicht enttäuschen. Mit solchen Konflikte und biografischen Momenten beschäftigt sich "Die rote Republik".

Volker Weidermanns Buch über die Revolution trägt den Titel "Träumer". Trifft es das?
Finde ich nicht. Die Revolution war eine Massenbewegung. Die Mehrheit der Leute wollte eine gesellschaftliche Veränderung. Mich hat das Buch "Der kurze Frühling der Räterepublik" von Simon Schaupp fasziniert. Es beschreibt anhand der Biografien der Kommunistin Hilde Kramer, des Anarchisten Erich Mühsam und des Sozialisten Ernst Toller jeden Tag dieser Zeit. Das war für mich der Anlass, diese Aufführung zu machen.

Sie stehen für ein neues dokumentarisches Theater. Was ist das eigentlich?
Rimini Protokoll arbeitet mit Experten, She She Pop mit biografischem Material, andere mit Archiven. Im Zentrum steht immer die Auseinandersetzung mit einer Realität. Im Unterschied zum dokumentarischen Theater von früher geht es jetzt darum, zu zeigen, dass die Realität subjektiv gefärbt wird - auch durch die Auswahl der Quellen. Und diese Konstruktion von Wirklichkeit sollte auf der Bühne thematisiert werden, weil jede Perspektive subjektiv ist.

Warum steht auch ein Klavier auf der Bühne?
Musik spielt eine große Rolle - etwa bei der Begleitung von Stummfilmen, die wir für die Aufführung angeschaut haben. Wir zitieren auch die Aufführung von Tollers "Masse Mensch" aus der Berliner Volksbühne von 1921 und stellen nach, wie sie gewesen sein könnte, obwohl es davon nur Fotos gibt.

Premiere am Mittwoch, 19.30 Uhr im Akademietheater (Zugang über den Garten des Prinzregententheaters. Auch am 5., 6., 9., 10. und 11. April. Karten zu 10 Euro unter Telefon 2185 1970