Meinung des Klimaforschers
Rockström: Atomkraft nicht durch Kohle und Gas ersetzen
24. Dezember 2019, 13:37 Uhr aktualisiert am 24. Dezember 2019, 13:37 Uhr
Der Atomkraft gehört aus Sicht des Potsdamer Klimaforschers Johan Rockström zwar nicht die Zukunft - wegen der Klimakrise solle sie aber nicht durch Kohle, Öl und Erdgas ersetzt werden.
"Nichts spricht dafür, dass Atomenergie die Zukunft ist", sagte der Co-Chef des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung der Deutschen Presse-Agentur. Erneuerbare Energien seien viel wettbewerbsfähiger. "Aber angesichts der Tatsache, dass wir einen Klimanotstand haben, würde ich aus Atomkraft nicht aussteigen, wenn die Alternative bloß die fossilen Brennstoffe sind", sagte er. Den Atomausstieg unterstütze er in Ländern, die auf Wasserkraft, Biomasse, Wind oder Solarenergie umsteigen könnten.
Angesichts des Handlungsdrucks beim Klimaschutz wird auch der deutsche Atomausstieg immer wieder in Frage gestellt. 2022 geht das letzte Atomkraftwerk vom Netz, der Ausstieg aus der klimaschädlichen Stromgewinnung aus Braun- und Steinkohle soll dagegen erst spätestens 2038 abgeschlossen sein - Umweltschützer halten das für zu spät.
Deutschland habe eine Vorbildfunktion, sagte Rockström mit Blick auf den doppelten Ausstieg aus Atomkraft und Kohle. "Es ist die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt, modern, exportorientiert, mit noch 40 Prozent seiner Stromproduktion aus Kohlekraftwerken." Wenn Deutschland zeige, dass es möglich ist, eine wettbewerbsfähige Wirtschaft zu haben, die aus fossilen Brennstoffen aussteigt, würde das andere Länder inspirieren. "Aber man kann es auch andersrum sehen", mahnte der Klimaforscher: "Wenn Deutschland es nicht schafft, wie soll die Welt es schaffen? Deutschland hat eine große Verantwortung."