Galeria Karstadt-Kaufhof
Regensburger Filialen nicht betroffen
19. Juni 2020, 15:28 Uhr aktualisiert am 19. Juni 2020, 17:50 Uhr
Jetzt ist es offiziell: Bei Deutschlands letzter großer Warenhauskette sollen 62 der 172 Filialen und zwei Schnäppchencenter dicht gemacht werden. Wie der Mediengruppe Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung aus gut unterrichteten Kreisen berichtet wurde, sind die beiden Regensburger Filialen nicht von der Schließung betroffen.
Die Schließung von mehr als einem Drittel der Galeria Karstadt-Kaufhof-Filialen ist nach Einschätzung der Unternehmensführung der einzige Weg, um das Unternehmen zu retten. "Wir wissen, was dies für die betroffenen Mitarbeiter bedeutet. Aber dieser Schritt ist ohne Alternative, weil diese Filialen den Gesamtbestand des Unternehmens gefährden", sagte der Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz am Freitag. Letztlich gehe es darum, das Unternehmen und damit viele tausend Arbeitsplätze zu sichern.
Die Planung des Konzerns sieht vor, "zunächst 62 von 172 Filialen und zwei sogenannte Schnäppchencenter" zu schließen. Für sie bestehe angesichts der Auswirkungen der Corona-Krise keine wirtschaftliche Fortführungsperpektive mehr, betonte Gleiwitz.
Sechs der im Zuge der Sanierung von Schließung bedrohten Filialen sind in Bayern. Dort wären rund 800 Mitarbeiter direkt betroffen, wenn die Häuser wie geplant dicht machen, wie ein Verdi-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur am Freitag sagte. Allerdings will die Gewerkschaft noch um Häuser kämpfen.
Nicht von der Schließung betroffen sind die beiden Filialen in Regensburg. Mehr dazu lesen Sie auf idowa Plus.
Konkret bedroht sind dem Sprecher zufolge Karstadt in Ingolstadt, in Nürnberg die Häuser an der Lorenzkirche und in Langwasser sowie in München die Häuser am Nordbad und am Olympia-Einkaufszentrum sowie die Galeria am Stachus.
"Wir werden uns jetzt daransetzen und darum kämpfen, dass diese Liste möglichst verringert wird", sagte ein Sprecher. Dazu wolle man mit der Politik, dem Unternehmen und den Besitzern der Immobilien sprechen. "Noch ist die Messe nicht gelesen."
"Für viele Innenstädte systemrelevant"
Durch die Schließung und weitere Sparmaßnahmen dürften deutschlandweit mindestens 5.000 der 28.000 Stellen bei dem Konzern wegfallen.
Die Zahl der Filialschließungen fällt allerdings etwas geringer aus als zunächst befürchtet. Ursprünglich hatte die Geschäftsführung sogar signalisiert, dass im Zuge der Sanierung des ums Überleben kämpfenden Unternehmens bis zu 80 Filialen geschlossen werden könnten.
Erst am Donnerstagabend hatten sich das Unternehmen, der Gesamtbetriebsrat und die Gewerkschaft Verdi auf einen Sozialplan und einen Interessenausgleich verständigt. Bestandteil der Einigung ist auch eine Transfergesellschaft für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die das Unternehmen verlassen müssen. Zudem wurden tarifliche Regelungen für die Beschäftigten getroffen, die im Unternehmen bleiben.
Der gerichtlich bestellte Sachwalter Frank Kebekus begrüßte die Einigung mit den Arbeitnehmern. Jetzt müsse aber auch noch "zeitnah" eine befriedigende Lösung mit den Vermietern gefunden werden.
Der Handelsriese war durch die pandemiebedingte Schließung aller Filialen in eine schwere Krise geraten und hatte Anfang April Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen. Galeria Karstadt Kaufhof rechnet durch die Pandemie und den durch sie ausgelösten Konjunkturabschwung bis Ende 2022 mit Umsatzeinbußen von bis zu 1,4 Milliarden Euro.
Norbert Portz vom Deutschen Städte- und Gemeindebund warnte schon bei Bekanntwerden der ersten Schließungspläne im Mai vor der Gefahr einer Verödung vieler Innenstädte. "Galeria Karstadt Kaufhof ist nicht irgendwer. Die Warenhäuser sind für viele Innenstädte systemrelevant", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Gerade für viele strukturschwächere Innenstädte sei ein Verlust der Warenhäuser nach seiner Einschätzung kaum auszugleichen.
Die Gewerkschaft Verdi warnte damals, eine Schließungswelle bei Galeria Karstadt Kaufhof werde Auswirkungen weit über das Unternehmen hinaus haben. Mittelfristig seien dadurch auch Zehntausende von Arbeitsplätzen bei anderen Einzelhändlern und die Attraktivität ganzer Innenstädte bedroht.