Wohnen
Höhere Verbraucherpreise treiben die Indexmieten in die Höhe
23. April 2022, 9:09 Uhr aktualisiert am 23. April 2022, 9:09 Uhr
Die Verbraucherpreise sind erheblich gestiegen. Das trifft die, die einen Indexmietvertrag unterschrieben haben, doppelt. Sie müssen sich auf höhere Nebenkosten und auf höhere Mieten einstellen.
Indexmietverträge können Mieter angesichts der aktuellen Inflationsentwicklung teuer zu stehen kommen. Dabei richtet sich die Miete nach dem Verbraucherpreisindex des Statistischen Bundesamtes.
"In den vergangenen Jahren sind die Lebenshaltungskosten kaum gestiegen", sagte der Präsident des Deutschen Mieterbundes (DMB), Lukas Siebenkotten, der Deutschen Presse-Agentur. "Das hat sich dramatisch geändert." Entsprechend müssten sich Mieter auf deutliche Erhöhungen einstellen. "Die Zahl solcher Mietverträge nimmt zu und zwar gerade in letzter Zeit", sagte Siebenkotten. "Wir haben Rückmeldungen aus Mietervereinen wie aus Hamburg, dass bis zur Hälfte aller Mietverträge, die im Moment abgeschlossen werden, Index- oder Staffelmietverträge sind."
Nach Angaben des Statistischen Bundesamts ist die Inflation in Deutschland im März auf den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung gestiegen. Die Verbraucherpreise lagen um 7,3 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Im Februar waren es noch 5,1 Prozent. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine Ende Februar schossen vor allem die Öl- und Gaspreise nach oben.
Zunahme der Indexmietverträge
Auch nach Einschätzung des Berliner Mietervereins haben die Indexmietverträge zugenommen. Über viele Jahre seien sie "eher ein Nischenprodukt" gewesen, sagte Mietervereins-Geschäftsführer Reiner Wild. Das habe einfach daran gelegen, dass sich viele Vermieter von den Möglichkeiten einer Indexmieterhöhung weniger versprochen hätten. Aktuell sei eine Indexmiete vor allem in Kombination mit einer hohen Ausgangsmiete für Vermieter eine prima Angelegenheit, sagte Wild. "Aus Sicht der Mieter nicht."
Exakte Daten, wie verbreitet Indexmietverträge sind, gibt es nicht. Der Eigentümerverband Haus und Grund in Berlin geht ebenfalls von steigenden Zahlen aus. "Der Mietvertrag mit der ortsüblichen Vergleichsmiete ist aber immer noch der am weitesten verbreitete", sagte Verbands-Geschäftsführer Gerold Happ.
Indexmieten haben Vor- und Nachteile, wie Happ betont. "Es gibt Städte wie Hamburg und München, wo sich die ortsübliche Vergleichsmiete gut entwickelt. Wir haben aber auch viele Regionen, in denen das nicht so ist." Mit der Indexmiete seien die Vermieter auf der sicheren Seite: "Real bekomme ich das, was ich vereinbart habe", sagte Happ. "Für die Vermieter ist die Indexmiete momentan nicht schlecht." Er geht davon aus, dass sich künftig noch mehr Vermieter dafür entscheiden, wenn die Inflationsentwicklung anhält. "Wir kommen jetzt in eine Situation, in der auch die Vermieter merken, dass alles teurer wird."
Mieterbund für Kappungsgrenze
DMB-Präsident Siebenkotten fürchtet, dass Mieterinnen und Mieter angesichts der vor allem wegen der gestiegenen Strom- und Gaspreise hohen Inflationsrate bei der Miete bald "ordentlich mehr" zahlen müssen. "Gleichzeitig müssen sie die Mehrkosten für die Energie noch mal bezahlen - über die Nebenkosten." Viele Vermieter passten die Vorauszahlungen für die Nebenkosten bereits an.
Für den Mieterbund stelle sich die Frage, ob nicht auch bei Indexmietverträgen eine Kappungsgrenze notwendig sei, sagte Siebenkotten. "Unserer Ansicht nach wäre das ein sinnvolles Mittel." In üblichen Mietverträgen darf die Miete derzeit höchstens um 20 Prozent in drei Jahren steigen, in Städten mit Wohnungsmangel um 15 Prozent.
Die Ampel-Koalition will diesen Wert auf elf Prozent senken. Bei einer Angleichung in den Indexmietverträgen würde das bedeuten, dass die Steigerungen jährlich auf weniger als vier Prozent begrenzt würden, so Siebenkotten - derzeit wäre das weniger als die Inflationsrate.