Bayern

Billigklamotten fluten Container


Die Firma Wittmann hat sich unter anderem auf die Entsorgung, Aufbereitung und Vermarktung von Altkleidern spezialisiert. (Symbolbild)

Die Firma Wittmann hat sich unter anderem auf die Entsorgung, Aufbereitung und Vermarktung von Altkleidern spezialisiert. (Symbolbild)

Von Regina Hölzel

Die Kleiderschränke werden voller, die Qualität der Kleidung nimmt aber ab. Den Trend der schnelllebigen Modeindustrie bekommen auch die Entsorgungsunternehmen zu spüren. Nun schlagen Umweltschützer Alarm.

Vertreter von Greenpeace befürchten, dass sich die viele Billigkleidung, die sich in deutschen Haushalten auftürmt, bald nicht mehr gebraucht verkaufen lässt. Dann würden die Kosten für die Entsorgung der Altkleider womöglich die Einnahmen übersteigen. Eine Gebühr für die Entsorgung wäre wohl die Konsequenz. Greenpeace geht davon aus, dass "erhebliche Mengen" der vor allem zunehmend billig gekauften Textilien einfach in den Hausmüll wandern. Und Sammler beklagen einen steigenden Anteil von Textilien mit schlechter Qualität in den Gebraucht-Containern

Gangolf Wasmeier vom Zweckverband Abfallwirtschaft (ZAW) in Straubing kennt den Trend, macht sich aber keine großen Sorgen. Er sagt: "Die Mengen in den Altkleidercontainern nehmen zu, die Qualität nimmt ab, der Trend ist schon sichtbar. Bisher sind wir aber weit davon entfernt, dass sich das Geschäft nicht mehr lohnt." Noch übersteigen die Einnahmen die Ausgaben bei weitem.

Einer der größten Verwerter von Altkleidung in Ostbayern ist die Firma Wittmann in Geisenhausen. Das Unternehmen arbeitet zum Beispiel mit dem Roten Kreuz im Bereich des Abfallwirtschaftsverbandes Isar-Inn zusammen und betreut dort Altkleidercontainer. Martin Wittmann will die Situation im Auge behalten. Die Preise für Altkleidung seien auf dem internationalen Markt wegen minderwertiger Ware zwar seit Jahren rückläufig, die Panik sei aber nicht angebracht, sagt er.

In Europa finden die Klamotten tatsächlich kaum noch Abnehmer. Laut Greenpeace landen weniger als zehn Prozent bei Bedürftigen vor Ort. Ein Großteil der Second-Hand-Stücke wird nach Osteuropa, in den Mittleren Osten und vor allem nach Afrika exportiert. Dort sind die Stücke aus Europa begehrt. Die Ostafrikanische Gemeinschaft (EAC) drohte vor Kurzem allerdings mit einem Importstopp für Altkleider. Afrikanische Länder wollten mit den Maßnahmen ihre Textilindustrie stärken und den Markt vor immer mehr, immer schlechterer Ware schützen. Laut Wittmann hätten aber die meisten Länder die Regeln schon wieder gelockert. Höhere Zölle auf Alttextilien könnten der Branche zwar zusetzen, aber von einer kostenpflichtigen Entsorgung sei man weit entfernt.

Weniger, dafür haltbarere Kleidung in deutschen Kleiderschränken wäre besser für die Umwelt, die Entsorger und den Geldbeutel der Kunden. Die scharfe Warnung von Greenpeace ist laut den Entsorgungsbetrieben in Ostbayern aber wohl nicht angebracht.