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Stefanie Schambeck über das Problem mit Einkaufstüten
27. November 2020, 17:01 Uhr aktualisiert am 27. November 2020, 17:01 Uhr
Plastikbeutel oder doch lieber Alternative aus Papier - was ist eigentlich besser für unsere Umwelt? Das wollte Stefanie Schambeck genauer wissen. Deshalb hat sie bei der Verbraucherzentrale Bayern nachgefragt.
Wir denken mittlerweile mehr über unseren Konsum und den damit verbundenen Schäden an der Natur nach. Das merke ich auch bei meiner Arbeit im Verkauf: Die Zahl derer, die zur Plastiktüte greifen, hat abgenommen. Viele haben stattdessen ganz vorbildlich ihre eigene Stofftasche dabei. Oder sie fragen nach einer Papiertüte, denn: "Plastiktüte? Nein, danke!" Aber sind Papiertüten wirklich umweltfreundlicher? Ich habe bei Umweltexperte Matthias Zeuner-Hanning von der Verbraucherzentrale Bayern nachgefragt.
Hallo Herr Zeuner-Hanning,
sind Papiertüten tatsächlich besser und nachhaltiger als Plastiktüten?
Matthias Zeuner-Hanning: Nein, in aller Regel nicht, denn beides sind Einwegtüten. Zwar wirken vor allem Papiertüten aus braunem Papier auf den ersten Blick umweltfreundlicher als Plastiktüten. Das trifft nach einer Studie des Umweltbundesamts aber nur dann zu, wenn die Papiertüten zu 100 Prozent aus Altpapier hergestellt sind. Solche Tüten aus Recyclingpapier lassen sich am Umweltzeichen "Blauer Engel" erkennen. Den Umweltengel findet man aber nur selten auf Papiertüten, denn die meisten Papiertüten - egal ob braun oder weiß - bestehen nicht aus Altpapier, sondern aus frischen Papierfasern, die mit hohem Energie- und Wasserverbrauch sowie Chemikalieneinsatz aus Holz hergestellt werden. Verschiedene Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Papiertüten aus frischen Papierfasern sogar eine schlechtere Umweltbilanz haben als Plastiktüten.
Plastik findet sich in vielen
Lebensbereichen wieder. Können Papiertüten das Plastik-Problem überhaupt eindämmen?
Wir alle kennen die Bilder von Plastikmüll im Meer oder am Strand. Deutschland hat insgesamt nur einen kleinen Anteil an der Plastikverschmutzung der Weltmeere. Denn unsere gut funktionierende Abfallwirtschaft sorgt dafür, dass der meiste Müll nicht in die Umwelt gelangt. Allerdings können zum Beispiel achtlos weggeworfene dünne Plastiktüten mit dem Wind verweht werden und gelangen so in die Landschaft oder über Flüsse auch ins Meer. Landen Tüten als wilder Müll in der Umwelt, können sich Papiertüten in der Natur zersetzen, während es Jahrzehnte dauern kann, bis Plastiktüten in immer kleinere Partikel zerfallen. Jeder kann dazu beitragen, dass kein Plastik in die Umwelt gelangt, indem er weniger Plastik verbraucht und seine Plastikabfälle korrekt entsorgt. Ein Ersetzen aller Plastiktüten durch Papiertüten würde zu anderen Problemen führen, denn bei einem höheren Papierverbrauch müssen mehr Bäume gefällt werden und damit steigt der Druck auf wertvolle Waldökosysteme. Also gibt man am besten beim Einkaufen sowohl Plastiktüten als auch Papiertüten einen Korb.
Worin liegen die Unterschiede im Energieverbrauch der
beiden Tüten?
Verschiedene Ökobilanzen, die die Auswirkungen von Plastiktüten und Papiertüten vergleichen, kommen zu dem Schluss, dass Papiertüten das Klima stärker schädigen als Plastiktüten, die aus Erdöl hergestellt werden. Das liegt daran, dass die Herstellung von Zellulose aus Holz für die Papierherstellung sehr viel Energie verbraucht. Um Papiertüten möglichst stabil und reißfest zu machen, muss die Tüte auch dicker sein als eine vergleichbar stabile Plastiktüte, wofür viel Material benötigt wird.
Wie oft muss eine Papiertüte verwendet werden, damit sie der Umwelt nicht schadet?
Die Herstellung jeder Einwegtüte, egal ob aus Plastik oder aus Papier, hat bereits die Umwelt geschädigt. Deshalb sollte man sie möglichst lange nutzen und erst dann wegwerfen, wenn sie kaputt ist. So spart man Ressourcen. Ist eine gebrauchte Papiertüte zerrissen, gehört sie ins Altpapier. Kaputte Plastiktüten lassen sich noch als Müllbeutel verwenden.
Was ist dann die beste
Alternative für unsere Umwelt? Mit welcher Tüte macht man
am meisten richtig?
Am umweltfreundlichsten ist es, zum Einkaufen die eigene Tasche, einen Rucksack oder einen Stoffbeutel zu verwenden. Praktisch und aus ökologischer Sicht noch besser als Stoffbeutel sind auch leichte Mehrwegtaschen aus Polyester, die sich klein zusammenfalten lassen und die man so bequem im Rucksack oder der Tasche verstauen kann und dann immer dabei hat. Wer ohne Rucksack oder Tasche unterwegs ist und zu Hause schon einen Baumwollbeutel hat, sollte an der Kasse keinen neuen kaufen, sondern könnte dann im ökologischen Vergleich doch mal zur Plastiktüte greifen. Denn auch ein neuer Stoffbeutel aus Baumwolle hat für seine Herstellung erst mal die Umwelt belastet, zum Beispiel wegen des hohen Wasserverbrauchs beim Baumwollanbau. Je öfter man den Beutel aber nutzt, umso schneller macht er den anfänglichen Umweltnachteil gegen eine Plastiktüte wett. Wer schon einen Baumwollbeutel hat, sollte ihn also am besten immer mitnehmen.
Mehr Infos zur Plastiktüte findest du bei der Verbraucherzentrale Bayern unter bit.ly/plastiktüte. Tipps zum Plastiksparen gibt es dort ebenfalls unter bit.ly/plastiksparen.