Über Stock und Stein
Fahrradverrückt: Wie Luca und Xenia in St. Englmar mit Profis biken
27. Oktober 2016, 16:38 Uhr aktualisiert am 27. Oktober 2016, 16:38 Uhr
Ihr größtes Hobby ist das Biken. Luca Bergmann und Xenia Erber sitzen begeistert auf dem Sattel. Der Elfjährige kommt aus Wörth an der Isar, die Zwölfjährige aus Burghausen. Doch warum fahren die beiden ausgerechnet in St. Englmar miteinander? Ganz einfach: Weil da einmal im Jahr das Merida-Bike-Jugendcamp stattfindet. Hier treffen junge ambitionierte Biker auf Profis und trainieren mit ihnen zusammen.
Eigentlich kommt man da auf einem Fahrrad nicht hoch. Xenia und Luca beäugen kritisch den Weg. Steil, steinig und schlammig geht es hier hinauf. Die Gedanken der beiden werden von einer Stimme unterbrochen: "Ich mache es euch mal vor. Dann seht ihr, wo man am besten fahren kann." Die Ankündigung stammt von Dominik Raab. Er ist Profi-Biker und betreut an diesem Nachmittag die Gruppe von Xenia und Luca.
Neben den beiden sind noch etwa zehn weitere junge Biker dabei. Insgesamt nehmen knapp 50 Jugendliche am diesjährigen Merida-Bike-Jugendcamp teil. Bereits zum 13. Mal findet es im Herbst in St. Englmar statt und dauert von Donnerstag bis Sonntag. In diesem Jahr war es von 13. bis 16. Oktober. Dabei widmet es sich dem Cross-Country-Sport - dem olympischen Mountainbike Sport. Bei diesem Modus sind sowohl Technik als auch Kondition gefragt. Bei den Olympischen Spielen absolvieren die Teilnehmer zum Beispiel einen Parcour mit vielen Hindernissen, Sprüngen und steilen Anstiegen und sollen nebenbei auch noch schnell sein.
Gleichgewicht ist gefragt
So weit sind Xenia und Luca natürlich noch nicht, dass sie an Olympia teilnehmen können. Doch beide sitzen bereits seit vielen Jahren auf dem Bike und fahren auch im Verein. Luca ist bereits das dritte Mal im Camp dabei, Xenia zum zweiten Mal - obwohl beide noch zu jung gewesen wären. "Doch wir durften trotzdem mitmachen", erzählt Luca und grinst.
Mittlerweile hat Dominik Raab die vorgegebene Strecke gezeigt. Die jungen Biker versuchen sich jetzt selbst daran, diese nachzufahren. Vor allem Gleichgewicht ist hier gefragt. Einer nach dem anderen fährt die Strecke ab. An schwierigen Stellen stehen Helfer bereit, die die Jugendlichen stützen, sollten sie doch mal aus dem Gleichgewicht kommen. An der größten Hürde hilft Profi Dominik Raab selbst weiter.
Straffes Programm in vier Tagen
Xenia ist begeistert von dem Camp: "Es ist eine super Sache!", sagt die Zwölfjährige. Auch Luca ist überzeugt: "Man lernt sehr viel und es macht großen Spaß! Und natürlich ist es super, den Profis ein wenig näher zu kommen." Das Programm in den vier Tagen in St. Englmar ist straff. Schon vor dem Frühstück geht es mit Frühsport los. "Das ist aber harmloser als es sich anhört. Wir sind heute etwa zehn Minuten gelaufen und haben dann noch ein paar Dehnübungen gemacht", erzählt Xenia. Nach dem Frühstück folgt dann die erste große Einheit, zusammen mit einem der Profis. Am Nachmittag findet die zweite statt. Und auch abends dreht sich alles ums Bike, es gibt Theoriestunden. Zum Beispiel zum Thema Ernährung.
Luca hat mittlerweile den Dreh raus und bewältigt den Parcour ohne Probleme. Zwischen engstehenden Bäumen und über hervorstehende Felsen schlängelt der Elfjährige sein Bike. Am Ende kommen die lobenden Worte des Profis: "Super gemacht!", ruft Dominik Raab.
Vormittags war Xenia bei Elisabeth Brandau. Sie ist mehrfache Deutsche Meisterin in verschiedenen Mountainbike-Disziplinen. "Da bekamen wir gezeigt, wie wir richtig auf dem Fahrrad sitzen", erzählt Xenia. So banal es klingt - auch das ist wichtig und entscheidend beim Biken. "Die Fersen zeigen nach unten, die Knie sind gebeugt, der Oberkörper angespannt und der Kopf geht runter zum Lenker", erklärt die Zwölfjährige.
Zurück im Wald. "Ich glaube, mittlerweile wird euch die Strecke zu einfach, oder?" Die jungen Biker grinsen Dominik Raab an. "Also los! Dann suchen wir uns eine neue Herausforderung", sagt der Profi. Er schnappt sich sein Bike und fährt weiter in den Wald hinein. Die jungen Biker folgen ihm und sind schon bald zwischen Bäumen, Büschen und Steinen verschwunden.
Was gefällt Xenia und Luca so am Biken? "Ich finde es super, dass man in der Natur unterwegs ist. Man braucht viel Kraft dafür - vor allem wenn es bergauf geht - und kann sich richtig verausgaben", sagt Luca. Xenia kann das nur bestätigen. "Das Schinden nach oben kostet viel Kraft aber macht auch gerade deswegen richtig Spaß. Doch ich bin dann auch froh, wenn es wieder bergab geht!"
Das ist das Merida-Bike-Jugendcamp
Der Fahrradhersteller Merida und das Fachmagazin Bike sponsern das Jugendcamp in St. Englmar. Es richtet sich an junge, talentierte Cross-Country-Biker - oder solche, die es gerne werden möchten. Teilnehmen kann jeder ab etwa zwölf Jahren. Das Camp dauert von Donnerstag bis Sonntag und findet jedes Jahr im Herbst statt. Renommierte Bike-Profis begleiten es. Unterstützt wird das Camp auch vom anliegenden Mountainbike-Verein Sportivo St. Englmar. Weitere Infos gibt es online unter www.bike-magazin.de. Dort werden auch die Infos zum Camp 2017 bekannt gegeben.
"Es geht darum, Spaß zu haben": Interview mit Profi-Biker Dominik Raab
Dominik Raab hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Der Österreicher ist Profi-Biker und betreut neben anderen Bike-Experten die Campteilnehmer. Sein Spezialgebiet: Trial. Was das ist und was er sich von den jungen Bikern noch abschauen kann, sagt er im Interview.
Hallo Dominik! Warum bist du Teil des Merida-Bike-Jugendcamps?
Dominik Raab: Ich bin als Trial-Biker von Merida da und möchte meine Tipps und Tricks an die jungen Teilnehmer weitergeben.
Worum geht es denn beim Trial-Biken?
Darum, mit dem Fahrrad schwierige Hindernisse zu überwinden, ohne stehen zu bleiben. Ganz wichtig ist dabei, die Balance zu halten.
Was fasziniert dich am Mountainbiken?
Ich habe vor 20 Jahren mit dem Mountainbiken angefangen. Und es ist bis heute immer etwas Neues. Es geht darum, Spaß zu haben. Biken ist so vielseitig, es gibt so viele verschiedene Disziplinen.
Kannst du denn auch von den jungen Camp-Teilnehmern etwas lernen?
Es ist Wahnsinn, mit welcher Begeisterung hier alle auf dem Fahrrad sitzen. Denn ein guter Biker wird man nur durch üben, üben, üben. Auch ich bin fast jeden Tag auf dem Bike unterwegs. Aber die Kinder und Jugendlichen hier haben schon eine extreme Motivation. Die probieren stundenlang einen Trick, bei dem ich mir als Erwachsener denke: "Ja gut, dann lass ich das halt, wenn es nicht klappt." Und diese Einstellung kann man sich auf jeden Fall abschauen.