Der Roman "Morgen kommt ein neuer Himmel" von Lori Nelson Spielmann ist die ungewöhnliche Geschichte der reichen Unternehmerin Elizabeth Bohlinger, die, als sie stirbt, ihrer Tochter vorerst ihr Erbe verweigert. Stattdessen setzt sie der liebenswürdigen Protagonistin Brett Bohlinger eine Liste voller Lebensziele vor, die sie selbst als Jugendliche verfasst hat. Nur, wenn Brett diese 20 Lebensträume, die einst die von Elizabeth waren, aber ihr nun so fremd erscheinen, innerhalb eines Jahres realisieren kann, erhält sie das Erbe.

Brett ist fassungslos: Noch in tiefer Trauer empfindet sie seit Offenbarung der Liste auch Wut. Aufgrund des letzten Wunsches ihrer Mutter verliert sie ihre Arbeit und ihre Beziehung zerbricht. An ihrem persönlichen Tiefpunkt beginnt Brett, einige Ziele der Liste ins Auge zu fassen. Zunächst handelt sie jähzornig, auf das Erbe und auf Erklärungen bedacht. Diese hofft sie in den Briefen ihrer Mutter zu finden, die sie erhält, sobald sie einen der lächerlich und verrückt wirkenden Träume erfüllt. Dennoch hält sie die meisten Forderungen für unerreichbar, wie zum Beispiel, Kinder zu bekommen, sich neu zu verlieben oder Lehrerin zu werden.

Brett begibt sich auf eine achterbahnartige Reise zwischen Höhen und Tiefen. Das Schicksal aber scheint zunehmend auf ihrer Seite zu sein. Immer öfter ergeben sich Begegnungen und Möglichkeiten, die Brett den Träumen der Lebensliste näher kommen lassen. Vor allem aber trifft sie Menschen, die das gestresste Großstadtgirl auffangen und annehmen, so wie es ist. So gelingt es Brett zum ersten Mal in ihrem Leben, ein Selbstvertrauen zu entwickeln, das nicht allein von ihren Leistungen und ihrem materiellen Reichtum getragen wird und so zum ersten Mal tiefer greift.

Falscher Weg auf der Suche nach Anerkennung?

In den Briefen, die Brett nach und nach von ihrer Mutter erhält, stellt sich heraus, dass genau das die Absicht der umsichtigen und einfühlsamen Frau war: Sie wollte nicht zulassen, dass ihre verträumte, lebensfrohe Tochter, die so gut mit Kindern und Tieren umgehen konnte und kreativ war, sich dem Mainstream und den Formzwängen einer materialistischen Unternehmenswelt unterordnet - einen Weg, den sie eingeschlagen hatte auf der Suche nach Anerkennung. Brett vertraut nicht nur immer mehr den Worten ihrer Mutter und ihren Jugendträumen, sondern auch ihrem Bauchgefühl. Sie findet zu einem Selbst, in dem sie Erfüllung findet. Das war schon lange nicht mehr ihr Antrieb: Brett begreift, dass es um die Träume selbst geht und der Weg das Ziel ist. Das ist, was sie glücklich macht. Nicht das Erbe, nach dem sie so gegiert hatte.

Träume ohne Angst vor Verlusten und Spott leben

Der Ausgang des Romanes "Morgen kommt ein neuer Himmel" ist überaus positiv und so idealistisch wie Bretts Jugendträume selbst. Das Buch aber erscheint nicht oberflächlich, sondern erzählt in ergreifender Weise eine Alltagsgeschichte von Höhen und Tiefen und vielen menschlichen Gefühlen. "Morgen kommt ein neuer Himmel" berichtet davon, wie manchmal kleine Wunder geschehen, wenn wir nur an sie glauben und sie zulassen. Bretts Schicksal ist ein Plädoyer dafür, dass wir noch heute anfangen sollten, unsere einzigartigsten Träume ohne Angst vor Verlusten und Spott zu leben, anstatt fügsam einen gesellschaftsgefälligen Alltag an uns vorbeiziehen zu lassen. Denn unsere Träume sind vielleicht das einzige Tor zu Veränderung und Erfüllung.